Sind du und ich normal?

Bild zum Thema Lebensbetrachtung

von  Fuchsiberlin

Eine Stimme, und 53 Gedanken dazu im Kopf.  Ja, ich zählte sie alle.
Der letzte Gedanke beschäftigte sich damit, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein könnte, dass mich heute eine Dachziegel am Kopf trifft. Und der erste?
Der handelte davon, dass ich dir ein Paar meiner nicht gewaschenen Socken zum Geburtstag schenke.
Mein erstes und letztes Geschenk für dich, denn ich mag dich nun einmal nicht.

„Denkst du normal?“

Ich lasse aus dem Hahn mit diesem ominösen roten Punkt drauf, Wasser in das Waschbecken fließen. Versuche im heißen Wasser ein Ei zu kochen.
Während ich dem Stoffteddy eine Massage aus der lauwarmen Brause der Dusche gönne.
In der Waschmaschine läuft gerade das Schonprogramm. Die Ayurveda Pflanze soll sauber werden.
Ich mag keinen auf Pflanzen befindlichen Staub per Hand entfernen.

„Ist das für dich normal?“

Im Wald spreche ich mit einem Baum. Und frage ihn, ob ich mich am 33.13. 2091 dort aufhängen darf. Dieser nickt. Den sollte man einmal zum Psychiater schicken. Machen Psychiater auch Hausbesuche?

„Hält dein Psychiater dich für normal?“

Bei einigen Pharmakonzernen besitze ich ein in offizielles Abo.
Pflicht zur Verschreibung und Freiwilligkeit des Schluckens.
Rabatte erteilte mir auf Anfrage keiner der Unternehmen.

„Findest du das normal?“

Nach einem Abend mit viel zu viel an Wein intus, eliminierte die höhere Promillezahl im Blut den Gedanken, überhaupt geboren worden zu sein. Ich hätte fliegen können.
Ein Hochhaus stand in dem Moment nicht zur Verfügung, um es auszuprobieren.
Ich bin halt kein Lilienthal.

„Lebst du normal?“

Die Pumps musste ich mir extra beim Schuhmacher anfertigen lassen.
In Größe 46 suchst du danach in Schuhgeschäften vergebens.
Den mittelpreisigen Nagellack auf meinen zwei kleinen Fingern, ließ ich mir von einer guten Freundin empfehlen. Für das Lipgloss auf meinen Lippen verzichtete ich auf jegliche Beratung.

"Bist du normal?"

...


Anmerkung von Fuchsiberlin:

Vielleicht in Teilen etwas überspitzt dargestellt.
Doch: Wer ist normal? Was ist normal? Müssen du und ich immer „normal“ sein, wenn wir so oder anders keinen schädigen? Anders ist jeder. So oder so.

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Kommentare zu diesem Text

swetlana (51)
(05.01.15)
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 Fuchsiberlin meinte dazu am 06.01.15:
Ich danke Dir für diesen meinen Text gut ergänzenden Kommentar.

Liebe Grüße
Jörg
HermaPhrodita (49)
(05.01.15)
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 Fuchsiberlin antwortete darauf am 06.01.15:
Zweitausendeinundneunzigkommadreidreieinsdrei.

 EkkehartMittelberg (05.01.15)
Fast alle Mitglieder einer länger zusammenlebenden Gesellschaft entwickeln den Wunsch, als normal zu gelten. Die Normalität schützt vor Konflikten, ist aber kein Wertmaßstab.
Das Leben mit Anormalen ist freilich sehr anstrengend. Daher mag es rühren, dass manche über schlichte, normale Menschen anerkennend sagen: "Er/Sie ist so herrlich normal." Umgekehrt ist für einen kreativen Menschen, der ständig von Normalität umgeben ist, das Anormale sehr belebend und anregend.

 Fuchsiberlin schrieb daraufhin am 06.01.15:
"Normaliät" ensteht in einer Gesellschaft oder wird von einem Individuum als eine solche betrachtet. Es kommt immer darauf an, wie ein Mensch einem sog. "Annormalen" begegnet. Davon ist es abhängig, ob daraus für einen oder für beide eine anstrengende oder eine entspannte Begegnung resultiert, denke ich.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg

 AZU20 (07.01.15)
Gibt es "normal" oder basteln nur alle daran oder geben es als Vorschrift heraus? LG

 Fuchsiberlin äußerte darauf am 08.01.15:
Eine sehr gute Frage Azu20! Die ich so auch nicht beantworten kann.
Manches mag gesellschaftlich bedingt sein. Doch wer ist "Die Gesellschaft"? Wir. Eher teilgesellschaftlich, aber mehrheitlich. Desweiteren ist es auch individuell davon abhängig, was ein Einzelner als "normal" empfindet.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
Steyk (61)
(07.01.15)
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 Fuchsiberlin ergänzte dazu am 08.01.15:
Hallio Stefan,

meine Gedanken hierzu teilte ich im Vorkommentar als Antwort auf AZU20 Kommentar mit.

Dir geht es da wie mir. Ich denke aber auch, dass das, was als "normal" gilt, sich mit den Zeiten verändert.

Ich danke Dir.

Liebe Grüße
Jörg
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