Schicksal, Schock und Fug

Essay zum Thema Vergangenheit und Zukunft

von  LotharAtzert

Anlagen eines Individuums, die nicht kompatibel sind mit dem Zeitgeist, werden üblicherweise erst unterdrückt, dann unmerklich verdrängt und der Rest zugleich an soziale Zugehörigkeiten angepasst, bis alles in Ordnung scheint. Dadurch bleiben Erfahrungen in den Lebenden aus, welcher die Erde so dringend bedürfte, um wieder zu gesunden. Denn nichts ist zufällig, nicht der Maulwurf, nicht das Nashorn, nichts ...

Mir ist es wurscht, wenn jemand unbedingt will, daß Wahrheiten, wie etwa jene, daß bei anderen gesehen wird, was man an sich selbst nur schwer ertrüge, aus Pietätsgründen nicht angesprochen werden soll. Diese Art von Verschwiegenheit aus Taktgründen, Anstand etc. nutzen ja nichts. Und sie führen auch nicht zur Stille des Verlangens.

Heutzutäge muß jeder verdrängen, um das Leben noch einigermaßen zu ertragen. Aber zu wissen, daß man selbst und aus Not verdrängt - das ist grundlegend! Ebenso grundlegend ist die sich daran anschließende Frage, wie der Einzelne damit umgeht, denn soviel ist klar: je mehr verdrängt wird, umso gefährlicher wird es für Leib und Leben - irgendwann ist der Container voll. Und wenn ich selbst das verdränge - der Doktor wird's schon richten - dann spätestens begibt man sich in akute Lebensgefahr.
Diese lauert, sie ist ja nicht blöd, dort, wo wir es am wenigsten erwarten, das weiß der Instinkt jedes Beutetieres besser als der Universitätsdozent. Ganz vorsichtig nähert es sich darum dem kostbaren Wassertümpel, dem Magnet nicht nur für Durstige in der sengenden Sonne des Äquators.
Der Intellekt des Menschen nimmt keine Witterung auf. Etwaige aufkommende Aggressionen werden plausibilisiert: der andere, der Provokante sei an den Folgen schuld. Oder die anderen.

Schicksal - viele kennen bereits die Begriffsbedeutung aus Geschicktem und Salz nich mehr - wofür ich in der Vergangenheit Ursachen setzte, das erbe ich in der Gegenwart als Herausforderung - und was ich gegenwärtig verursache, zeigt Wirkung in der Zukunft.
Nur wenn ich bewußt Ursachen setzte, habe ich später überhaupt die Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung zu erkennen. Zufallsgläubige leugnen jede Verantwortlichkeit.
Oder aber ich lerne vertrauensvoll von denen, die weiter fortgeschritten sind auf dem Weg der Bewußtheit (-Vernunft zB.) hin zu immer umfassenderem Bewußtsein.
Für den Intellekt, der identisch ist mit dem Verdrängen des Daseinsprinzips, ist Bewußtsein als Zustand nicht möglich. Nur wer auf sein Empfinden hört, hat eine Chance. Empfinden ist das, was ich an Gefügtem in mir selbst finde. Dies im Gegensatz zum Gefühl, das sich aus mir heraus in den Umraum erstreckt, ihn befühlt, ob sich da Vermisstes oder Gleichgesinntes finden läßt.
Die Gefüge wiederum fügen sich nach der Bestimmung: dem Vogel sind Flügel bestimmt und dem Fisch Flossen und Kiemen - jedem das seine - ich schrieb bereits ein wenig beachtetes Werkchen darüber. Man achte aber wenigstens auf den Wortstamm: Bestimmung kommt vom Stimmen, von der Stimme, dem, was stimmt, wie der Stamm aus der Wurzel. Der Esel macht I-a, die Katze miaut und der Mensch ... ach, der Mensch ...

Jedes Lebewesen hat ein Schicksal und zwar dann, wenn es angenommen wird - was nichts anderes besagt, als daß man das aus dem Lebensstrom in die Zeit Geworfene nimmt, wie es sich ergibt und dabei die zutagetretende Gefahr durch Meisterung und Willenskraft in Erfahrung wandelt. Ohne die Möglichkeit des Scheiterns gibt es keinerlei Erfahrung - ohne zu fallen lernten wir nicht einmal aufstehen.
Das Ungewünschte, also der nichtangenommene Teil des Schicksals, wird immer wieder versuchen, durchs Unbewußte oder den Parasympathikus durch kleine Schocks ins Bewußtsein zurückzukehren, solange es geht, bzw. sobald die Kraft des Unterdrückenkönnens nicht mehr ausreicht. Im Zweifelsfall - auch durch Verdrängungsmedizin begünstigt  - geschieht dies erst im Moment des Todes, was dann als finaler Schock erfahren wird. (= der verdrängte Ursprung)
Daß an dieser Stelle alles endet, das glauben und hoffen Verdränger wie Unterdrücker vergeblich. Bevor Schluß ist, muß alles beglichen sein. So oder so.

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(22.01.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 22.01.15:
Hallo Uwe,
daß ich immer noch erröte, zeigt mir, daß der Container noch nicht ganz voll ist.
Danke Dir
Gruß
Lothar
Sätzer (77) antwortete darauf am 22.01.15:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 22.01.15:
Hamburg und Berufsschullehrer - was mir dazu alles einfällt, gäbe ein Buch.
Kurzform: meine erste Sexualpartnerin und die zweite Ehefrau (nicht identisch;-) kamen aus Hamburg, beide aus Eppendorf.
Die erste zeigte mir alles, also wirklich ... Herbertstraße, wo die Beatles gespielt haben etc.pp.

Mein Berufsschullehrer brüllte mich gleich in der ersten Stunde an: "Was grinsen Sie denn die ganze Zeit?" - danach war ich so eingeschüchtert, daß ich grimmige Blicke vor dem Spiegel übte. Hat nix genutzt, der mochte mich von da ab nicht mehr.
Und im Freihafen, ach du jeh ... da wäre ich fast zutode gekommen ... das führt jetzt zu weit ...
Sätzer (77) äußerte darauf am 22.01.15:
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 Tafelwerk (22.01.15)
Deutlich. Sehr gerne gelesen. Ein in meinem Bekanntenkreis viel diskutiertes Problem. Das Jetzt und Hier, seine Crux

 LotharAtzert ergänzte dazu am 22.01.15:
Hallo Tafelwerk,
ja, das Jetzt und Hier ist eine spannende Angelegenheit.
Vielen Dank auch für die Empfehlung, sie regt mich an zu neuen Werken.
Gruß
Lothar

 Tafelwerk meinte dazu am 22.01.15:
Sarkasmus?

 LotharAtzert meinte dazu am 22.01.15:
Um Himmelswillen nein!
Ich hab doch Dein "Bin Ich ein Syptom" gelesen.
Vielleicht hältst Du mich für einen harten Hund, das bin ich nur gegenüber einem bestimmten Typus Mensch - dem uneinsichtigen Intellektuellen gegenüber, will hier keine Namen nennen. Es gibt jedoch schon viele, die auch meinen gelungensten Texten niemals eine Empfehlung geben würden. Jedem andern, nur mir nicht.
Deshalb freue ich mich wie ein kleines Kind.
Also Sarkasmus: gern, aber nicht bei Dir. Mensch, ich bin doch auch so leicht zu verunsichern .... bitte ...

 Tafelwerk meinte dazu am 25.01.15:
Al kilab tambah wa al qafila tasir.
arab. Sprichwort, heist so viel wie : " die Hunde bellen, doch die Karawane zieht weiter ".
Nimm Kritik niemals persönlich und immer mit einem Lächeln :) deine Werke sind ein Teil von dir und damit perfekt.
Lg Franzi
BabetteDalüge (67)
(25.01.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 25.01.15:
Danke Bettchen!
Winterliche Grüße aus Lebliv Dab
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