Selbstbehandlung

Text zum Thema Dank/(Un-)dankbarkeit

von  Straßenköter

Ich hatte einen Bandscheibenvorfall. Und nach langem Hin und Her bekam ich die Bestätigung der REntenkasse, dass eine Reha finanziert wird. Man will ja möglichst lange etwas davon haben.

Nun. Ja. Naja. Ist schon komisch. Selbst Physio und dann in Reha? Die Liste der Bedenken ist lang
- Du kannst dich ja selbst behandeln
- Du weisst ja wie es geht
- Du müsstest dich ja auskennen

Um nur zwei zu nennen... Es gibt noch viele andere, dazu noch alle Variationen, von allen Berufsgruppen.

Während der ärztlichen Aufnahme platzte mir irgendwann der Kragen, weil ich die Frage des Berufes beantworten sollte. "Ein Arzt behandelt sich doch auch nicht selbst!" Der Blick sprach Bände. Die sarkastische Antwort machte mich sprachlos. "Kommt drauf an, manche schon..."

Von da an war ich verträglich. Ich gab mir die größte Mühe, mich zusammenzureissen: kein Korinthenkacken, kein Klugscheissen, alles mal ausprobieren.
Trotzdem hatte ich Panik, was die Therapeuten betraf. Und ich wurde positiv überrascht. was ich häufig hörte, war einfach nur "Oh, eine Kollegin! Na dann kann's ja losgehen..." Und ich schwitzte, ich kämpfte, ich biss mich durch. Friede, Freude, Eierkuchen? Von wegen! Ich wurde hart rangenommen, und kam aus den Einheiten wie ein neuer Mensch. Fertig, aber glücklich? Warum? Weil ich nicht allwissend bin und man mich ernst nahm. Weil keine Samthandschuhe im Spiel waren, nur der Therapeutenalltag. Nur für mich - als Patient. Und es war schön, weil die Behandlung eine Selbstbehandlung war.


Anmerkung von Straßenköter:

Einen lieben Dank an das Team des Reha-Zentrums. Gerade weil ich Patient sein durfte, mit allen Ängsten und Sorgen und Anstrengungen.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(27.01.15)
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