Not sprengt alle Grenzen

Glosse zum Thema Armut

von  loslosch

Necessitas egentem mendacem facit (Publilius Syrus, 1. Jh. v. Chr.; Sententiae). Die Not macht einen Bedürftigen zum Lügner.

Angesichts der z. T. grausamen Lebensumstände der Antike eine harmlos klingende Sentenz. Verschärfend, und das gilt auch für die Gegenwart, müsste man sagen: Die Not macht einen Bedürftigen sogar zum Verstümmler. Entweder sich selbst oder seinen Schutzbefohlenen bringt er schwere Verletzungen bei. Solche Berichte gab es aus dem Indien der 1980er Jahre. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs (1990) wurde auch vereinzelt von Bandenkriminalität (hauptsächlich Rumänen) berichtet mit Verstümmelung von Bettelkindern, um die Spenden in die Höhe zu treiben. Die schwerkriminellen Drahtzieher unterliegen oft dem Irrtum, die Spende sei in etwa proportional zur Schwere der Verstümmelung. Dabei wird vernachlässigt, dass ein Entsetzen der potentiell Mildtätigen die Spendenbereitschaft eher mindert.

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (28.01.15)
Dabei geht es aber sicherlich nicht nur eine (wie auch immer) objektiv definierbare Not. Waren die Steuerhinterzieher denn keine Bedürftigen, angesichts der Tatsache, dass ihnen gaaaaar nichts mehr nach der Steuer blieb? Da mussten sie doch nach dem 'schweizer Schleier' greifen, die 'Armen'...

 loslosch meinte dazu am 28.01.15:
uli hoeneß war klug genug, nicht so zu argumentieren ...
Graeculus (69)
(28.01.15)
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 loslosch antwortete darauf am 28.01.15:
richtig. aber auf die trefferquote käme es an, beim vergleich zwischen arm und reich.

 EkkehartMittelberg (28.01.15)
Natürlich muss für die Beurteilung des Einzelfalls definiert werden, was Not und was Bedürftigkeit ist, aber tendenziell stimmt der Spruch.
t.t.
Ekki

 loslosch schrieb daraufhin am 28.01.15:
ja, er stimmt. er könnte schärfer gefasst sein. not macht den menschen zum dieb. moralisch nicht einmal so verwerflich ist der mundraub, auch als "fringsen" bekannt. t.t. lo

 niemand (28.01.15)
Wenn es nur "zum Lügner" wäre, das könnte man noch gelten lassen, aber sie macht ihn unter Umständen zum Verbrecher, was man zwar nicht gutheißen kann/darf, aber
was noch ein wenig "verständlicher" ist, als wenn ein Reicher, ohne jegliche Not, zu einem solchen wird.
Not und Hunger können seltsame/böse Blüten treiben, doch Reichtum und Übersättigung treiben nur ein stinkendes Modergewächs. Mit herzlichen Grüßen, Irene

 loslosch äußerte darauf am 28.01.15:
das unterschreibe ich.
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