Wintermärchen

Sonett zum Thema Kälte

von  Irma

Sie wollte es (ja echt, kein Scheiß!)
und ihn - ihn wollte sie noch mehr.
Sie liebte ihn (weiß Gott! wie sehr)
so heiß und innig: Träumte leis‘

von der Prinzessin, ganz in Weiß,
von Vater, Muttersein und Kind,
dass alle drei stets glücklich sind.
Ihr Mädchentraum liegt jetzt auf Eis.

Geschrien hat es. Schrecklich schrill.
(Dabei braucht er doch seine Ruhe!)
Er nahm es letztlich in die Hand

und schlug es kräftig.
Da wurde es ganz furchtbar still.
Kühl legten sie es in die Truhe.

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Kommentare zu diesem Text

Abulie (45)
(12.02.15)
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 Irma meinte dazu am 16.02.15:
Stimmt. Vielen Dank, Abulie. LG Irma
janna (66)
(12.02.15)
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 Irma antwortete darauf am 16.02.15:
Ein ganz herzliches Dankeschön, Janna. LG Irma

 AZU20 (13.02.15)
Oh weh. Hart, grausam. LG

 Irma schrieb daraufhin am 16.02.15:
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann quälen sie noch heute. Danke, Armin. LG Irma

 plotzn (13.02.15)
Vom heißen Anfang bis zum eiskalten Ende eine unter die Haut gehende Schilderung einer Katastrophe, liebe Irma!

So zerbrechen Leben(sträume).

Liebe Grüße, Stefan

 Irma äußerte darauf am 16.02.15:
Vielen lieben Dank, Stefan. LG Irma

 monalisa (16.02.15)
Dein Wintermärchen, liebe Irma, setzt da ein, wo Märchen üblicherweise enden. Der Märchentraum von 'und sie lebten glücklich bis an ihr Ende' erfüllt sich nicht, erfährt eine krasse Wendung, formal besonders hervorgehoben durch den fehlenden Reim und den verkürzten Vers (V 12). Als Leserin erfasst mich nach unguten Vorahnungen an dieser Stelle endgültig ein kalter Schauer.
Du nimmst die Außenreime über zwei Quartette mit und auch noch im Versinneren findet sich ein 'heiß' zu all dem '(kein)Scheiß', 'leis', 'Weiß' und dem absoluten Gegenpol zum 'heiß' dem unterkühlten 'Eis'.
Leider traurige Realität, die immer wieder in nur leichter Abwandlunng in den Schlagzeilen auftaucht.
Die Innenreime der Quartette wechseln, sind aber ebenfalls schlicht gehalten, wie die Sprache überhaupt eine sehr karge, knappe und einfache ist, die die Hilflosigkeit deiner Protagonisten, die doch eigentlich nur ein 'glückliches Leben' haben wollten, treffend unterstreicht.
So geht deine Schilderung tief unter die Haut, ohne aufgebläht, reißerisch oder im entferntesten voyeuristisch zu wirken.

Liebe Grüße,
mona

 Irma ergänzte dazu am 16.02.15:
Vor ein paar Jahren hat hier bei uns eine junge Frau ihr fünf Monate altes Baby vor ein parkendes Auto in den Rinnstein gelegt. Der Fahrer bemerkte es zwar noch rechtzeitig vor dem Losfahren, aber das Kind hatte eine schwere Gehirnschwellung, die Wirbelsäule war gebrochen usw. Es starb, weil es vorher schwer misshandelt worden ist.

Im Wort "Misshandlung" steckt quasi das "selbst Hand anlegen" drin,- das wollte ich zum Ausdruck bringen. Vielen Dank für deinen - wie immer - sehr schönen und ausgesprochen einfühlsamen Kommentar, Mona. LG Irma
(Antwort korrigiert am 16.02.2015)
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