Die Bodenseediät

Groteske zum Thema Essen/ Ernährung

von  Regina

25 Kilogramm hatte ihre Lieblings-Popsängerin abgenommen, und Marita wollte es ihr nachtun. Das klappte aber nicht, weil Marita nicht berühmt war. So beschloss sie, zur Feingold-Diät zu greifen, was allerdings wegen der steigenden Goldpreise nicht durchzuhalten war. Marita gab nicht auf und probierte im Anschluss die Trennkost. Ihr Freund nahm das wörtlich und trennte sich von ihr, so dass Marita am Ende doch wieder Kummerspeck ansetzte. Aber eine amerikanische Freundin übersetzte für sie einen Zeitschriftenartikel aus den USA, in welchem über eine Studie berichtet wurde, die feststellte, dass Naschkatzen dünner seien als andere Leute. Das Ergebnis waren wiederum einige Kilos an Gewichtszunahme. Verzweifelt griff Marita danach zu einer katholischen Balance-Diät und verlor in jeder Hinsicht die Balance. Nachdem sie von sechswöchiger Bettlägerigkeit genesen war, entschied sie sich für die kohlehydratarme Diät, was zum Verzehr von täglich gut einem Kilo Butter führte und auch nicht anschlug, so dass der Arzt im Anschluss eine fettarme Diät verordnete. Diese führte in der Tat vorübergehend zu einer Gewichtsabnahme, zog aber den sogenannten Jojo-Effekt nach sich, so dass Marita nunmehr die Form eines Heißluftballons annahm und mangels eines passenden Bikinis wieder nicht am diesjährigen Modelwettbewerb teilnehmen konnte. Zum Glück traf sie zufällig ihren alten Schulkameraden, den sie in der Klasse immer Spargeltarzan genannt hatten. Er riet ihr, zur Spargeldiät zu greifen, was sie dann drei Tage lang ausprobierte. Leider allerdings war Marita von Kindesbeinen an gegen Spargel allergisch, so dass die Krankenschwester in der Notaufnahme eindringlich davon abriet, diese Diät fortzusetzen. Da gerade Hochsommer war, entschloss sich Marita also, eine Sommer-Crash- Diät durchzuführen, was dann mit einem Autocrash endete. Totalschaden. Marita beauftragte nunmehr einen Hypnotiseur damit, sie von Überessen vermittels telepathischer Fähigkeiten abzuhalten. Dieser Mann entpuppte sich als Scharlatan, und seine Behandlung schlug ausschließlich an Armen und Beinen an, so dass Marita nach dieser Maßnahme aussah wie ein mit vier Zahnstochern gespickter Gartenkürbis. Da sie zu diesem Zeitpunkt auch an Erschöpfung litt, griff sie als Nächstes zur Methode „Schlank im Schlaf“, was wiederum ins Gegenteil umschlug. Eine Ananasdiät jedoch bewirkte eine gewisse Umformung ihrer Gesichtshaut, so dass ihr Kopf nunmehr Form und Farbe einer Ananas annahm, der gewünschte Verlust von Bauchfett aber nicht eintrat. Verloren hat sie leider bei der folgenden Apfelessigdiät das Wohlwollen ihres Chefs, der den Geruch von Essigsäure in seinem Büro nicht ertragen konnte, was zur Kündigung führte. Voller Verzweiflung stürzte sich Marita auf eine Diät, bei der ausschließlich Fleisch gegessen wird und machte sich prompt bei ihren Freundinnen unbeliebt, die dem örtlichen Tierschutzverein angehörten. Da sie jedoch keine anderen sozialen Kontakte mehr unterhielt, stieg sie auf eine Blitzdiät um. Bei dieser Gelegenheit erging es ihr wie einst Martin Luther, nur dass sie nicht mit dem göttlichen Auftrag, eine neue Kirche gründen zu sollen, versehen wurde, sondern sie erhielt die himmlische Eingebung, es mit der Blumendiät zu versuchen. Unglücherweise führte diese Vorgehensweise dann zur Anzeige durch den Naturschutzverein, weil Marita nicht nur mit Löwenzahn, sondern auch mit geschützten Pflanzen ihren Hunger gestillt hatte. So wurde sie zu einundzwanzig Tagen Gefängnis verurteilt und es blieb nichts anderes übrig, als von dieser Diät abzulassen. Da ein Gesetz der Bundesrepublik besagt, dass Strafgefangene ausreichend zu ernähren sind, nahm Marita während dieser Zeit wiederum etwa zehn Kilo zu. Nach ihrer Haftentlassung folgten die Buttermilch-, die Kirsch-, die Cholesterin- und die Eskimodiät, fdH, Eiweiß-, Hollywood-, Cambridge- und KFZ-Diät, sowie die Methoden „Sauberes Essen“, „Birkenrinde mit Maiskolben“, zuckerfreie Gummibärchen, die Vollweib- und zu guter Letzt die Steinzeit-Diät. Seither wohnt sie in einem Pfahlbau am Bodensee, und wenn sie schwimmen geht, alarmieren in allen drei Anrainerstaaten Sirenen die Anwohner, weil das Gewässer über die Ufer tritt und die Straßen überschwemmt.


Anmerkung von Regina:

In diesem Artikel sind nur ein Bruchteil der Diäten erwähnt, die es gibt. Ich empfehle Geisterbahn statt Abnehmwahn.

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Kommentare zu diesem Text

Nimbus (41)
(17.02.15)
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 Regina meinte dazu am 17.02.15:
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was die da essen. Aber Gefangene hungern zu lassen wäre Menschenrechtsverletzung, also gehe ich mal davon aus, dass mäßig bis weniger schmackhaft ausreichend Kalorien angeboten werden.
Nimbus (41) antwortete darauf am 18.02.15:
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 solxxx (17.02.15)
Einfach herrlich, Regina, ich habe mich von einer Diät zur Nächsten geschmunzelt und bin zu der Erkenntnis gekommen, dass für mich keine Diät dabei war.
Vielleicht fallen dir noch andere ein oder besser doch nicht, mir ist der Appetit auf Diät vergangen.
Danke schön, es hat mir sehr viel Spaß gemacht. - LG Alfred

 Regina schrieb daraufhin am 18.02.15:
Sicherlich fallen mir noch mehr ein, die ich im Text gar nicht unterbrachte: Schrothkur, Mayrkur, Glücks- oder Nulldiät zum Beispiel. Es freut mich, dass es dir Spaß macht.

 EkkehartMittelberg (19.02.15)
Schön, wie du piano zum Höhepunkt der Groteske führst, der dann "explodiert".

LG
Ekki

 Regina äußerte darauf am 19.02.15:
Glaube mir, alle diese Diäten und noch 200 andere werden angeboten, ich habe keine einzige erfunden. LG Regina
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