Omnipräsenz des Sexuellen

Aphorismus zum Thema Sex/ Sexualität

von  EkkehartMittelberg

Dieser Text ist Teil der Serie  Aphorismen
Aus der Befreiung der Sexualität zur Freude wurde eine freudlose Omnipräsenz des Sexuellen.
Ekkehart Mittelberg, März 2015

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (02.03.15)
Hm, grundsätzlich kann ich das natürlich nicht verneinen. Ich denke da z.B. an die sinneltleerte Parfümwerbung, mit der wir ständig bombardiert werden.

Auf der anderen Seite führt diese Omnipräsens zu großer Mittelmäßigkeit des ständig Dargebotenen. Und wenn es einem gelingt, das zu erkennen, kann das auch die Sinne für das wirklich Schöne schärfen, denke ich.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Merci, Trekan. Mag sein, dass sich einige wenige durch die plumpe Mittelmäßigkeit der sexuellen Anspielungen auf allen Kanälen, durch die Verrohung der Sprache über Sexualität aufgerufen fühlen, die feinen Signale neu und wieder zu entdecken. Aber ich denke, dass die Sinne der Meisten abgestumpft werden, sodass sie nur noch die schrillsten Töne vernehmen können.

 TrekanBelluvitsh antwortete darauf am 02.03.15:
Na, ich denke, die waren aber schon vorher abgestumpft.

Ein Pessimist

;-)

 Bergmann (02.03.15)
Der Behauptung (sie ist kein Aphorismus) kann ich nicht zustimmen. Eher ist nämlich das Gegenteil der Fall. Mein Vater (1920-2008) wäre gern 30 Jahre später geboren ...
Dein Satz gilt m. E. nur für gewisse Auswüchse einer kleinen Minderheit ...
LG, Uli

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 02.03.15:
Danke Uli, es stimmt, dass die sprachliche Eleganz eines echten Aphorismus fehlt. Ich war mir dessen bewusst und habe es um der Diskussion willen bewusst in Kauf genommen.
Aber inhaltlich muss ich dir widersprechen: Der erste Teilsatz zielt auf unsere Mütter und Väter, die eine Befreiung zur Sexualität nicht erlebt haben. Aber wenn die zunehmenden sprachlichen Verrohungen und die fantasielose Direktheit der sexuellen Bilder nur Auswüchse einer kleinen Minderheit sind, dann lebe ich auf einem falschen Stern.
(Antwort korrigiert am 02.03.2015)
Graeculus (69)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 02.03.15:
Danke, Wolfgang, ich kann mich an ernst Bornemann und sein "tragisches" Ende noch gut erinnern. Ich meine auch bei Sigusch gelesen zu haben, dass er die Müdigkeit in ehelichen Schlafzimmern bestätigt. Den Erfolg eines mittelmäßigen Films wie "Fifty shades of grey" erkläre ich mir aus einer weit verbreiteten Abstumpfung, die ständig auf der Suche nach dem letzten Thrill ist.

 TrekanBelluvitsh ergänzte dazu am 03.03.15:
In meiner Lieblingssitcom Becker sagt der Protagonist (sinngemäß): "Die Leute können unmöglich so viel Sex haben wie sie sagen, weil sie den ganzen Tag damit beschäftigt sind, zu erzählen, wie viel Sex sie haben."
Graeculus (69) meinte dazu am 03.03.15:
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Nimbus (41)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Danke, Heike, es ist richtig, dass es in der Geschichte der Sexualität aller Kuluren Jahrhunderte von Freizügigkeit gab, die durch Repression abgelöst wurden, zum Beispiel die tolerante Sexualmoral derf Griechen und teilweise der Römer, die durch das Christentum erstickt wurde, und die sexuellen "Revolutionen" in unserem Kulturkreis in den letzten Jahrzehnten.
Ob, und wenn ja wie, sich im Zeitalter der Massenmedien einmal verloren gegaqngene Scham wieder zurückholen lässt und in welcher Hinsicht das wünschenswert wäre, das ist eine spannende Frage.
Agneta (62)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Grazie, Agneta, dass du das Wortspiel erkannt hast. Es rettet ein wsenig von dem Aphorismus.
Deiner inhaltlichen Erkenntnis von der Langeweile des allzeit Verfügbaren stimme ich völlih zu. Ja, diese Langeweile, die stets anch neuen Kitzeln sucht, ist es, die Freude am Sexuellen nicht mehr aufkommen lässt oder sie zumindestes dämpft.
Silvi_B (48)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Das ist es, Silvi, was auch mir auf den Keks geht. Ich begrüße die sexuelle Befreiung unserer Zeit, die jedem erlaubt, nach seiner Facon selig zu werden, wenn er sich nicht an Kindern vergreift. Aber ich werde nie verstehen, warum man mit seinen sexuellen Präferenzen in die Öffentlichkeit geht und meint für etwas missionarisch werben zu müssen, was eh jeder mit gesundem Menschenverstand toleriert. Merci!

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 03.03.15:
Wenn man eure gute Argumentation auf das Religiöse überträgt, dann hauen euch die Orthodoxen aber die Hucke voll.

Aber ernsthaft: Vielleicht zeigt das, wie sehr wir in einem religiösen Zeitalter werden, weil alles zur Religion werden kann, auch Sex.
...wo ist der Arzt oder Apotheker, wenn man ihn nach den Nebenwirkungen fragen will...
janna (66)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
liebe Janna,

es liegt noch gar nicht so lange zurück. als ich es als Befreiung empfand, dass auch in der so genannten Dichtung der Beischlaf nicht mehr verschämt umschrieben, sondern in fröhlicher Direktheit beim Namen genannt wurde. So soll es auch bleiben, weil es eben ein Unterschied ist, ob man jemanden geliebt oder gefickt hat. Aber dass zum Beispiel auch hier bei kV das sexuelle Vokabular immer noch gezielt eingesetzt wird, um die Klickzahlen zu erhöhen, ist hinterwäldlerich beschämend.
Ich freue mich sehr darüber, dass du mein Zitat als Aphorismus bezeichnest. Ehrlich, ich gehe in dieser Hinsicht streng mit mir selbst um. Die meisten guten Aphorismen weisen tatsächlich auch eine stilistische Besonderheit auf, die sie von der Alltagssprache abhebt. Aber es gibt Grenzfälle, wo genau diese Stilfiguren der Aussage auch wieder ihre Ernsthaftigkeit nehmen, aufgesetzt wirken. Mein Spruch ist vielleicht so ein Grenzfall. Er ist weder elegant noch aphoristisch hintergründig, aber das lasse ich mir nicht ausreden: Er ist prägnant.
Ich danke dir.
Liebe Grüße
Ekki

 niemand (02.03.15)
Du triffst damit den Nagel voll auf den Kopf, aber voll.
Wo man hinguckt, entweder zieht jemand am Nippel, oder am Zippel, im Fernsehen, auf Plakaten in Prospekten und vor allem im Netz. Mein Gott, wie kann man etwas im Grunde sehr schönes, dermaßen verwursten, allerseits und dermaßen werbemäßig ausbeuten. Optische Nötigung, wohin man nur schaut. Wer da noch Appetit bekommt, bei diesem Fastfood,
dem wünsche ich einen guten! Mit schmerzlichen
Grüßen, Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Danke, exakt, Irene, wer die erotische Weltliteratur kennt, zum Beispiel die Liebesgedichte eines Catull, Properz, Tibull, die Memoiren des Casanova, die Erzählungen von Anais Nin, der weiß, dass es uns nicht darum geht, das Sexuelle in eine puritanische Schamecke abzudrängen, sondern um die erotische Ganzheit in Literatur und Filmen. Stattdessen wird die Sexualität in den Massenmedien in einem Maße hypostasiert, dass der Mensch zu einer seelenlosen Fickmaschine verkommt.
Mit ebenflls schmerzlichen Grüßen
Ekki
(Antwort korrigiert am 02.03.2015)

 niemand meinte dazu am 02.03.15:
Ja, so sand wir:

Wir glauben, dass der Geist rumort,
wenn einer in dem andern bohrt
und zippeln-zappeln nicht zu knapp,
doch unser Geist, der nippelt ab.

mit scherzlichen Grüßen, Irene )))

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Oha, oha,ha,ha. Ach, Irene, dös is woahr.
Man sollte mal den Nippel durch die Lasche ziehn, aber zieh mal den Geist durch die Lasche. Bevor er nicht abgenippelt ist, sprengt er alles. )

 Didi.Costaire (02.03.15)
Freud und Leid...
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
ja, Didi, ich freue mich an allen gelungenen erotischen Darstellungen. Naturalistische Stümper, die das Sexuelle nur deklinieren können, tun mir leid.

Liebe Grüße
Ekki
Sätzer (77)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Ja, danke Uwe. Der Konsumüberdruss ist nicht schön. Man kann ihm aus dem Wege gehen. Aber der Überdruss, den ich empfinde, resultiert daraus, dass in einer Sexindustrie von noch nie gekanntem Ausmaß, der Mensch, v or allem Frauen, zur Ware, zu Konsumartikeln gemacht werden. Es fällt mir schwer, diese Tatsache wegzuklicken. Da tröstet es mich wenig, dass das Viktorianische Zeitalter bis in die 50er Jahre gedauert hat.

LG
Ekki
Sätzer (77) meinte dazu am 02.03.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
ja, Uwe, ich bin zwar skeptisch, aber ich hoffe mit dir, dass dieser Wachstumswahn auf die Dauer nicht durchhaltbar ist.

 TassoTuwas (02.03.15)
Gut Ding endet oftmals in Extremen.
Wie war das zum Ende aller Hochkulturen?
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Merdi, Tasso. Ja, grenzenlose sexuelle Libertinage war e i n e der Ursachen, die Hochkulturen vernichtet hat. Hoffentlich werde ich nicht falsch verstanden. Der amerikanische Bible Belt als Alternative ist mir ebenso zuwider.

Herzliche Grüße
Ekki
(Antwort korrigiert am 02.03.2015)

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 03.03.15:
@ TT:

Na, dann habe ich wenigstens noch Hoffnung für KV. Der ist nämlich extrem und wird irgendwann vielleicht gut Ding.
:D
oK0 (37)
(02.03.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
"der Zerfall beginnt erst dann, wenn man dort hin will, was schon hinter uns liegt."
Oha, da zerfällt die deutsche Sprache.
Ich habe nicht erwartet, dass du meine Ansicht teilst. Mir genügt es für die gesprochen zu haben, die nicht in jeder Laterne einen erigierten Penis sehen.
oK0 (37) meinte dazu am 02.03.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Wenn für dich eine Laterne eine Laterne ist, geht dir vielleicht noch ein Licht auf.^^
oK0 (37) meinte dazu am 02.03.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Sei dir mal nicht so sicher, Jungchen. Freund Hein hat schon manche Statistik durchkreuzt. Abzuwatschen? Tz,tz,tz. hast du nicht oben von "energetischer Lebendigkeit" gesprochen? Es war nett, mit dir zu plaudern.
oK0 (37) meinte dazu am 02.03.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 02.03.15:
Noch erfreue ich mich des Lebens.

 niemand meinte dazu am 02.03.15:
@ Oko
nu mach mal nicht so viel Wind Jungchen, auch kleine Würstchen sterben oft vor der Zeit, Du hast keine Garantie.

 susidie (03.03.15)
Ich denke, dass es bei diesem Apho (den ich als solchen bezeichne) schon fast zu einem Generationskonflikt kommt. Denn die "Befreiung der Sexualität zur Freude" kann wohl tatsächlich nur die Generation nachempfinden, die diesen Rand bewusst überschreiten konnte.
Während andere mit der Omnipräsenz tatsächlich grossgeworden sind, sie dies als "normal" erachten und dementsprechend nicht schätzen können....nicht in dem Maße wie jemand, der hinter vorgehaltener Hand und im Dunkeln sich tatsächlich noch mit Neugierde und Herzklopfen und dem Gefühl des "Verbotenen" auseinandersetzen musste.

Zum "Ton" bei manchen Kommentaren - es macht keinen Spass mehr - Anfeindungen solcher Art gehören tatsächlich ins Gruselkabinett. Da empfinde ich "Fremdschämen" :(

Gruß von Su :)

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 03.03.15:
Grazie, Susi, richtig, der Umgang mit der Präsenz des Sexuellen in den Massenmedien ist a u ch eine Frage der Generationen. Ich sehe einen Fortschritt darin, dass er heute als normal, einfach zum menschlichen Leben gehörend, behandelt wird. Unter der Omnipräsenz verstehe ich jedoch eine Art Götzendienst am Sexus, mit dem die metaphysische Leere unserer Zeit überspielt wird. Ich sehe keine Signale dafür, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern wird.

Liebe Grüße
Ekki

 TrekanBelluvitsh meinte dazu am 03.03.15:
(...)nicht in dem Maße wie jemand, der hinter vorgehaltener Hand und im Dunkeln sich tatsächlich noch mit Neugierde und Herzklopfen und dem Gefühl des "Verbotenen" auseinandersetzen musste.
Bezieht man das auf Sexualität und Jugend muss man allerdings auch konstatieren, dass sich jede junge Generation Tabus sucht, die sie brechen kann. Was das ist, ist dabei eigentlich schon fast nebensächlich. Wenn ich mich ab und zu mit Freunden aus meiner Schulzeit treffe, sagen die auch: "Wir sind früher nicht so gewesen." Ich antworte dann zumeist: "Doch, wir sind so gewesen."

So gesehen ist auch die sogenannte "sexuelle Befreiung" - die meiner Meinung nach viel mehr mit "der Pille" als mit sexuell freizügogen Bildern zu tun hat - womöglich nur eine Zeiterscheinung, bis das Rad sich weiterdreht. Denn wir Menschen von heute sollten nicht glauben, dass wir - im gesellschaftlichen, nicht im technischen - Dinge "erfinden", die es in früheren Jahrhunderten oder Jahrtausenden nicht gab.

 HerrSonnenschein (12.03.15)
Die sexuelle Revolution frisst lustlos ihre eigenen Kinder.

Ich bin gespannt, wie es den Enkeln ergeht.....LG Jörg

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 12.03.15:
Da kann ich nur zustimmen, Jörg. Danke!
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