Einen Schritt weiter

Kurzgeschichte zum Thema Lebensweg

von  WortGewaltig

Je älter man wird desto mehr greift die Langeweile nach uns. Wir sind keine Entdecker mehr. Die großen Geheimnisse sind alle gelüftet. Wir können nur noch Daten sammeln. Auswerten, Bewerten, Abwerten. Die weißen Flecke wurden alle erforscht. Zum Leidwesen unseres Wesen. So verschwand der Mut, so ging die Leidenschaft. Wie anders war es noch als Kind, da wollte man noch erforschen:

Ich war sieben, oder acht, vielleicht auch neun. Winterurlaub mit den Eltern, irgendwo in Österreich. Das erste Mal auf Ski, Langlauf, eher kein Lauf, eher ein Gestocher im hüfthohen Schnee. Loipen durch gedämpfte Wälder, Schneebedeckt, manchmal herabfallend, in einer Wolke aus Glas zerstäubend. Sonnenstrahlen, Blendwerk der natürlichen Schönheit, augenblinzelnd, fast blind.
Sonnenbaden auf einem Gletscher, mir war es zu langweilig, also streunerte ich herum. Zuerst noch in der Nähe der Terasse, dann weiter. In der Nähe ein Steilhang, immer weiter hinauf. Spuren im Schnee, wohlgemut. Zum Gipfel wollte ich, nach oben. Das Zurück wurde kleiner, ich wurde groß. Weiter, man kann nur frei sein wenn man sich entfernt, vom bekannten, vom gewohnten, vom vertrauten. Sich trauen, den nächsten Schritt zu machen, es wird kälter, es ist schmerzvoll. Irgendwann kommt immer der Punkt an dem man sich entscheiden muss, sich bewusst werden wer man sein will, wer man sein wird. Man schafft es nie ganz auf den Berg, es gibt immer eine Grenze, aber an diesem Tag bin ich weiter gegangen. Ich kam zurück, die Füße eiskalt und mein Herz entflammt. Meine Eltern haben mich damals gefragt wo ich gewesen sei ? Ich hab geantwortet: „einen Schritt weiter“.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 princess (23.03.15)
Die Geschichte aus der Kindheit finde ich süß. Und zwar ganz besonders die knirpsige Erklärung
einen Schritt weiter
.

Den ersten Absatz hingegen finde ich voll daneben. Wenn du den Alterungsprozess so erlebst, dann wäre die Ich-Form völlig okay. Aber hier ein wir zu konstruieren, so eines, das etwas rein Subjektives als generelles Phänomen beschreibt, nee, das geht gar nicht.

Liebe Grüße
princess

 WortGewaltig meinte dazu am 23.03.15:
Hallo princess,

konstruieren zum polarisieren find ich in einem erfundenen Text völlig ok. Als Gegensatz zu den Erinnerungen passt es hier auch. Worüber man diskutieren kann ist, liegt es am Alter oder an der Mentalität ? Aber das ist dann wohl eine andere Frage.

LG und danke für den Kommi

 Dieter_Rotmund (12.04.19)
Der Schlusssatz ist viel zu pathetisch und wirkt auch einfach völlig unauthentisch - so reden Siebenjährige einfach nicht.
Bitte jetzt kein "Aber genau so ist es gewesen!" o.ä. - ich kann es nicht mehr hören.
Ich bin auch ganz anderer Meinung als der Ich-Erzähler im ersten Absatz, dennoch insgesamt leidlich gerne gelesen. Man muss auch einfach sagen: Das ist viel besser als Deine Lyrik, Wortgewaltig.

Kommentar geändert am 12.04.2019 um 16:41 Uhr
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram