Verbrechen und Literatur

Essay zum Thema Literatur

von  toltec-head

In Sachen Weltvernichtung bleibt selbst der große Verbrecher doch nur Dilettant. Er steht an der Schwelle zum Künstlertum und versagt. Hierin und nur hierin, nicht so also wie das weltliche Recht meint, liegt vom künstlerischen Standpunkt aus betrachtet sein eigentliches Verbrechen.  Das Leben ist der Güter höchstes nicht. Selbst der Mord paktiert noch mit dem Leben und zwar ganz gleich, ob man mit Hegel im Verbrecher einen Setzer eigenen Rechts oder mit Genet den feierlichen Verschwender sieht. Die Unfähigkeit, Menschen out of existence zu ignorieren und sie stattdessen töten zu müssen, hat immer etwas peinliches. Handlungsreisende in Sachen Wurst, Politik, Religion, Kultur - wie diese zeichnet den Verbrecher aus, dass er nicht in seinem Zimmer still sitzen bleiben kann. Es ist alles eine Bagage.

Vom Standpunkt des weltlichen Rechts müssten Künstler eigentlich die viel größeren Verbrecher sein, denn - jedenfalls in Fällen großer Kunst - gelingt ihnen, woran der Verbrecher kläglich scheitert: die Vernichtung der Welt. Und zwar ohne dafür jemals auch nur mit einem Schritt sein Zimmer verlassen zu müssen. Da die Vernichtung der Welt aber die Vernichtung des Rechts mit einschließt, bleiben die staatlichen Autoritäten gegenüber der Kunst machtlos. Ja, sie bekommen ihr eigenes Schwinden gar nicht einmal mit.

Schlechte Literatur zeichnet sich durch ihren Nicht-Verbrecher-Charakter aus. Statt die Welt zu vernichten, versucht man´s mit Verschönerung. Es gibt Profis der Weltverhübschung, man nennt sie Kulturschaffende und bezahlt sie dafür. Auch in diesem Bereich gibt es aber jede Menge unfähige Dilettanten, wie man sie zumal in Lit-Foren zu Dutzenden antrifft. Die Leute veröffentlichen auf Foren ihre sogenannten Gedichte oder Weisheiten wie sie ihre Fenster dekorieren. Vom Standpunkt der Kunst aus betrachtet ist eine Menstruationslyrikerin sicherlich ein sehr viel größerer Verbrecher als Tomaten-Andy oder sexy Spatzenhirn-Coulibaly. Unnötig aber, die Rentner und Fräulein in ein Gefängnis zu stecken. Man bleibt bequem in seinem Bett liegen und schaut zu, wie sie sich zum Glück geräusch- und blutlos selbst exekutieren.

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Kommentare zu diesem Text


 FRP (24.04.15)
Ach komm, schlechte Literatur erhält den Weltfrieden.
Hätte Hitler seinen Frust in einem Forum für "Abgelehnte der Deutschen Kunstakademien" auskotzen können, und sich infolge der Kommentare zu seiner latenten Homosexualität bekannt, wäre er .... nein, ich denke es hier so nicht zu Ende .
Lieber so: ... hätten wir in wenigen Jahren die Feier "100 Jahre Weimarer Republik".

 toltec-head meinte dazu am 24.04.15:
Wer wollte schon, zumal heutzutage, ohne die Riefenstahl-Filme leben?

 FRP antwortete darauf am 25.04.15:
Wer? Der guten Normalität dreiviertler: Ich, Milliarden andere; und vor allem die 60 Millionen Toten des II. Weltkriegs und deren ungeborene Kinder und Kindeskinder.
(Antwort korrigiert am 25.04.2015)
JamesBlond (63)
(24.04.15)
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AbrakadabrA (45)
(24.04.15)
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Teichhüpfer (56)
(24.04.15)
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Abendland (50)
(24.04.15)
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parkfüralteprofs (57)
(25.04.15)
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Metulskie (32)
(25.04.15)
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