Der Irrtum der Arbeit (loslosch tributum)

Glosse zum Thema Arbeit und Beruf

von  Nachtpoet

Tké él iyúkčaŋ, cȟa pi kte makhá yublú (Sitting Bull, *um 1831 - 1890); Satz aus einer vor Indianern gehaltenen Rede am Powder River 1866, kurz vor dem Fetterman-Massaker bei Fort Phil Kearny. Es ist kaum zu glauben, sie wollen die Erde umpflügen

Manch' einer könnte annehmen, dass es sich hier nur um einen harmlosen Nachbarschaftsstreit handelt. Aber der gravierende Unterschied lag in der simplen Tatsache, dass die Lakota-Sioux im Gegensatz zu den weißen Siedlern immer noch Jäger und Sammler waren und ihnen die Erdmutter heilig war, welche man niemals verletzen durfte, da aus ihr das Leben heraus und auch wieder einging. Sitting Bulls Zeit- und Glaubens-Genosse: Smohalla, ein Wanapum-Schamane und Wegbereiter des Träumerkultes vom Columbia River, der wie er später ein Führer der Geistertanzbewegung werden sollte, brachte es noch radikaler auf den Punkt: "Meine jungen Männer werden niemals arbeiten. Menschen, die arbeiten, können nicht träumen, und Weisheit kommt aus Träumen." Ob Smohalla es wohl als Glück empfand, nicht als Maisbauer der Anasazi-Indianer tausend Jahre früher geboren zu sein? (Wenn er überhaupt von ihnen wusste).

Verblüffenderweise kann man aber den Widerspruch von Arbeit und Weisheit sogar bei Lukas 10,38-42 nachlesen: Maria setzt sich Jesus zu Füßen um ihm zuzuhören, während ihre Schwester Marta Jesus nach einer Weile fragt, ob es denn recht sei, dass die ganze Arbeit ihn zu bewirten bei ihr bleibe. Zu Martas Überraschung meint Jesus: "Marta Marta, du machst dir zu viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden." In unserer schnellen, modernen Zeit scheint es utopisch das Räderwerk der Produktion für eine Weile anzuhalten, um genau über dieses Räderwerk nachzudenken. Ein grundsätzlicher Fehler, hätte Sitting Bull gemeint ?

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Kommentare zu diesem Text


 loslosch (26.05.15)
träumen und arbeiten sollten kein gegensatzpaar sein. der akkordarbeiter flüchtet sich in träume ...

was unser herr jesus in seiner kurzen schaffensperiode so abgelassen hat. maria war nicht die mutter jesu im zitat. er hatte gut reden. die leute lagen ihm zu füßen, eine zeitlang.

 Nachtpoet meinte dazu am 26.05.15:
Träumen in diesem Zusammenhang kann man getrost mit philosophieren übersetzen, was ja eine kräftige Säule einer aufgeklärten Gesellschaft sein sollte. Auch von Sokrates wird ja überliefert, dass er kaum arbeitete, sondern eher in den Gassen mit den Leuten "schwäzte", weswegen Xanthippe vor Wut angeblich einmal einen Nachttopf über seinen Kopf entleerte. Der Akkordarbeiter von heute träumt schon, aber eher von Schalkes Meisterschaft oder einem Grillabend. Nicht gerade Grundsatzfragen ...
Graeculus (69)
(26.05.15)
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 loslosch antwortete darauf am 26.05.15:
oha, henry ford verschanzte sich in einem fort in einem fort!

 Nachtpoet schrieb daraufhin am 26.05.15:
Also, wenn ich vorgehabt hätte, loslosch zu karikieren, dann hätte ich bestimmt wesentlich bunter vom Leder gezogen! Nein hier war es wirklich als Hommage gemeint. Und das mit dem Ford ... ja ja ja ... Mit euch Akademiker-Häuptlingen ist auch nicht immer gut Kirschen essen.
Graeculus (69) äußerte darauf am 26.05.15:
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Aron Manfeld (46)
(26.05.15)
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 Nachtpoet ergänzte dazu am 26.05.15:
Danke Herr Abartig
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