Die Vögel

Kurzprosa zum Thema Existenz

von  RainerMScholz

Nachdem ich das große Panoramafenster geputzt hatte, ging ich in die Küche, um den Lappen auszuwringen. Eine kleine Meise flog gegen das Fenster, weil sie dachte, da geht die Welt weiter. Ich hörte den dumpfen, kaum vernehmbaren Aufprall in der Küche, während ich mein Glas nachfüllte, dachte mir nichts dabei und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank. Die Meise fiel auf das Polster des Terrassenstuhls und blieb dort liegen. Ich kam mit dem Äppler hinaus und setzte mich auf sie. Sie zappelte noch kurz, nachdem ich aufgestanden war, schien mich mit ihren kohlrabenschwarzen Äuglein anzustarren und lag dann still. Ich stupste sie mit der Fingerspitze an, drehte sie nach links und nach rechts, doch das Leben war fort. Ich begrub sie, in ein weißes Zewatuch gewickelt, in der Mülltonne, klappte den Deckel zu und ging mir die Hände waschen. Ich zündete eine Zigarette an, trank einen Schluck und starrte in die Kirschlorbeerhecke.



© Rainer M. Scholz

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Kommentare zu diesem Text

mannemvorne (58)
(09.06.15)
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 RainerMScholz meinte dazu am 10.06.15:
Super Vogel. Vor allem für Arachnophobiker.
Grüß die Tarantel,
R.
mannemvorne (58) antwortete darauf am 11.06.15:
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 idioma (09.06.15)
Ein Mensch knallt mit dem Auto gegen einen Baum,
zappelt noch kurz, dann ist sein Leben fort.
Ein Vogel fliegt vom Baum auf, setzt sich auf den nächsten Baum
und piepst und kackt.
Ein Vogel ist kein Mensch.
Aber wenn der Mensch zum Vogel wird.............
idi die oma
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