Vaters Ideologie vom dritten Reich

Gedicht zum Thema Gewalt

von  millefiori

Für dich hatte der Krieg nie aufgehört,
du hast nie wirklich aufgehört zu kämpfen.
Und Fremde haben dich immens gestört:
das deutsche Reich durft' nicht im Dreck versumpfen.

Das Lied von Freiheit, Einigkeit und Recht -
es waren Worte nur, die du gesungen.
Ja, deine Intention dazu war schlecht;
denn Hitlers Rufe waren längst verklungen.

Uns Kinder hast du eiskalt rekrutiert,
hast uns gehalten, so als wär'n wir Sklaven.
Hat auch nur einmal einer nicht pariert,
so waren Stock und Gürtel seine Strafen.

Hat Mutter eine Freude uns gemacht,
so wußtest du mit Strenge sie zu führen.
Aufs Kleinlichste warst Du hier stets bedacht
und ließt sie deine volle Härte spüren.

Und Mutter litt und weinte still vor Gram.
Kein Pfennig wurde unbedacht gegeben,
schon gar nicht für so teuren Zuckerkram,
derweil du wußtest mit Genuss zu leben.

Du hattest deinen Gürtel, ich den Stolz.
Trotz allem konntest du mich niemals biegen.
Trug ich auch Striemen, splitterte das Holz,
du konntest meinen Willen nicht besiegen.

Du hast den Absprung einfach nur verpasst,
hast uns gedrillt, ließt uns im Matsche waten.
Mein Gott, wie hab ich damals dich gehasst,
wenn wir verdreckt und müde vor dich traten!
Was and'ren Heimat, schien mir wie ein Knast.
Zuhause waren wir deine Soldaten.


Gewidmet einem Freund der Familie, der unter der Tyrannei seines rechtsextremen Vaters eine schwierige Kindheit erlebt hat. Mit dem Erbe, das seine Mutter irgendwie geschafft hat auf die Seite zu legen und das ihm sein Vater erst nach rechtlichen Auseinandersetzungen zugestand, hat er in die Außenmauer seines Hauses einen Gedenkstein für Juden eingebaut. Für jedermann sichtbar, auch für seinen Vater.

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Kommentare zu diesem Text

JamesBlond (63)
(26.06.15)
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Agneta (62) meinte dazu am 26.06.15:
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JamesBlond (63) antwortete darauf am 26.06.15:
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Agneta (62) schrieb daraufhin am 26.06.15:
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 millefiori äußerte darauf am 26.06.15:
Hallo JamesBlond,
tut mir leid, dass ich mich erst jetzt dazu äußere.
Ich weiß, dass meine Lyrik nicht perfekt ist und ich noch viel lernen muss. Sicher hätte mein Bekannter auch ein besseres Gedicht verdient, dieses ist so gut wie ich es eben kann und er schätzt es und ist berührt.
Das Thema hat mich persönlich sehr bewegt, so, dass ich dieses Gedicht schreiben wollte.
Es handelt von einem Familienvater, der schon bevor der eigentliche Krieg begann die Ideologien Hitlers bewunderte. Nachdem er aus dem Krieg zurückkehrte, führte er diesen im privaten Bereich weiter. Die Einstellung zur Zucht und Ordnung, die Feindlichkeit Ausländern gegenüber besteht noch heute.
Er ist noch nicht verstorben und vertritt heute noch dies Ansichten.
Die Kindheit meines Bekannten, war geprägt von Gewalt. Er hatte, so sagte er mir, seinen eigenen Gürtel an der Wand hängen, mit dem er jeden Abend verprügelt wurde. Ich habe mich an den Erzählungen dieses Bekannten orientiert. Vielleicht macht es den Eindruck, ich wolle Aufmerksamkeit erhaschen, mit einem Thema, das sehr abgedroschen wirkt. Allerdings passt es nicht zu meiner Person, ich bin nicht so begeistert, wenn die alten Kamellen ständig aufgewärmt werden, denn unsere Generation hat mit Hitler nichts zu tun, sofern sie nicht dem Faschismus anhänglich ist.
Ich muss nicht beweisen, ob es der Realität entspricht, was ich in diesem Gedicht schreibe, mir genügt es, wenn ich es weiß. ich wollte hier auch nicht das Opfer analysieren und vorführen, sondern den Täter. Ich finde es geradezu genial, wie das Opfer mit dem Täter abgerechnet hat, nämlich ihn genau da zu treffen, wo es ihm am meisten weh tut.
Formale Fehler kann ich nicht ändern, wenn ich nicht weiß welche es sind. Das müsstest Du mir näher erklären.
Wenn Dir mein Gedicht auf den Keks geht, kann ich das nicht ändern, mir geht auch so einiges auf den Keks, sind halt Geschmackssachen.

Danke trotzdem, für`s Kommentieren und lesen.

millefiori

Liebe Agneta,
danke für Deine Kommentare und dafür, dass Du verstehst, was ich mit meinem Gedicht ausdrücken wollte.
Diese Themen sind immer heiße Eisen, sobald man das dritte reich erwähnt, egal in welchem Zusammenhang, muss man mit Gegenwind rechnen, egal aus welcher Richtung. Wobei es mir hier wirklich in der Hauptsache um die Kindesmisshandlung geht.

Liebe Grüße
millefiori
Agneta (62) ergänzte dazu am 26.06.15:
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JamesBlond (63) meinte dazu am 26.06.15:
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 millefiori meinte dazu am 26.06.15:
Agneta, ja, das stimmt, wir können dem wirklich nur unsere persönliche Note geben.
LG millefiori

JamesBlond ,ich hätte den Smilie, den Du hintenan gestellt hast mehr beachten sollen.=)
Vielleicht hätte ich auch eine andere Gedichtform verwenden sollen, ich kenne mich da noch nicht so gut aus.
kann sein, dass die Reimart nicht so dafür geeignet ist.
Ich werde mir Deinen Lesetipp ansehen.

Das Opfer in diesem Gedicht ist eben nicht an den Folgen des Missbrauchs zerbrochen, sondern hat sich gestärkt dem Vater entzogen und ihm gezeigt, wie man gewaltlos Rache üben kann.
Das hat mich so an dieser Person beeindruckt.

Hier gibt es quasi ein gutes Ende für das Opfer.
(Antwort korrigiert am 26.06.2015)

 Untergänger meinte dazu am 21.10.15:
Eine gute Möglichkeit wäre es Deine Anmerkung mit dem Gedenkstein direkt in die Erzählung einzuarbeiten.
Vielleicht auch das Reimschema an der passenden Stelle brechen - passend zu einem Schlag. Oder ganz auf den Reim verzichten.

Literarisch ist das Gedicht okay, aber nicht besonders. Der Inhalt, bzw. die Geschichte ist es jedoch absolut. Und Du solltest sie vielleicht auch als Kurzgeschichte etc. ausbauen.

mömmel,
Alfons

 millefiori meinte dazu am 26.10.15:
Hallo Alfons,
ich werde mir Deinen Vorschlag überlegen.
Vielleicht setze ich mich einmal hin und schreibe eine Kurzgeschichte darüber.

Danke für Deine ehrliche Meinung.

millefiori

 Jorge (09.04.16)
Meine Schwester und ich wurden beide während des II.WK geboren. Mein Vater war nie Nazi, sondern das Gegenteil. Aber dennoch hat mich jede Zeile dieses Textes berührt und auch an meine Kindheit erinnert, an Brutalität und Grobheit, an Vertuschen und vieles mehr.
Auch der Strang der Kommentare ist nützlich, um diese Zeit und unsere besser zu verstehen.
All das macht das Gedicht für mich lesenswert.
LG
Jorge

 millefiori meinte dazu am 09.04.16:
Lieber Jorge,
vielen Dank für Deinen Kommentar und für Deine Empfehlung.
Ich finde es heute wichtiger denn je darüber zu schreiben, zu berichten, zu reden, wie auch immer, denn diese Dinge dürfen nicht in Vergessenheit geraten.

Liebe Grüße
millefiori
Sätzer (77) meinte dazu am 10.04.16:
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 millefiori meinte dazu am 10.04.16:
Leider sterben die Zeitzeugen langsam aus.
Was meine Großeltern mir erzählten, war nicht viel, aber es war sehr beeindruckend und prägend.
Mich haben auch Angriffe mir gegenüber, ich habe einen italienischen Vater, geprägt.
Lehrer, die mich teilweise heute noch gerne übersehen, klassenkameraden, die mich damals Spaghettifresserin schimpften, all das hat mich geprägt im Umgang mit anderen Menschen.
Liebe Grüße
millefiori
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