Das Diesseits, umgeben vom Jenseits

Glosse zum Thema Lebensbetrachtung

von  loslosch

Necesse est initia inter se et exitus congruunt (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Notwendigerweise stimmen Anfang und Ende überein.

Ein kluger Gedanke - könnte man meinen. Wenn man den Satz bezieht auf die Zeit vor dem Beginn und nach dem Ende des Menschenlebens. Leider können sich die Internetfreunde nicht auf eine übereinstimmende Originalfassung einigen. Heißt es nun "congruunt" oder "congruant" am Schluss der Sentenz? Im zweiten Fall würde der Aussage etwas Pleonastisches und Plakatives anhaften: Notwendigerweise sollen/ müssen Anfang und Ende übereinstimmen.

In der vom Verfasser der Glosse bevorzugten Version eine in ihrer Schlichtheit faszinierende These: Vorher war nichts und hinterher ist nichts mehr. Der bekannt quecksilbrige Seneca in seinen Erörterungen zur Unsterblichkeit der Seele wäre hier agnostisch deutbar. Ob er es wirklich so sah, scheint eher zweifelhaft. Im Tod erblickte er dunkel den Geburtstag der Ewigkeit.

Notwendigerweise stimmen Anfang und Ende überein, so könnte der Mathematiker sagen, wenn er eine Strecke definiert. Sie beginnt und endet abrupt. Mit einem markanten Unterschied zum Menschenleben, das außerhalb klösterlicher Mauern meist nichtlinear verläuft.

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Kommentare zu diesem Text


 LotharAtzert (24.07.15)
Ich habe wiederholt und vergeblich darauf hinzuwirken versucht, den Begriff "Nichts" durch "Leerheit" zu ersetzen, da diese Qualität in sich bergen kann, eher zumindest als ein unvorstellbares Nichts.
Ob Seneca mir zugestimmt hätte, (was ich annehme) wird er uns nicht mehr sagen können.

Wenn die Elektronen um ihren Kern sausen, ist diese Mitte nicht nichts, sondern leer. Im ganzen Universum, im Großen, wie im Kleinen ist ein Rumgesause um Mitten.
Das wird seinen Grund haben - meinst Du "nicht"?

 loslosch meinte dazu am 24.07.15:
gemeint ist: vorher und nachher ist nichts mit dem individuum mensch. das ist halt meine interpretation. auch symmetrisch gedacht. der agnostiker einstein sagte einmal, ihn fasziniere das auftreten von symmetrien in der makrowelt.

 LotharAtzert antwortete darauf am 24.07.15:
Vorher und nachher gibt es nicht, wenn es Nichts gibt.
Es sei denn in einer ominösen Nichtnichtsblase.

 loslosch schrieb daraufhin am 24.07.15:
natürlich gab es mich "stofflich" (molekular) vorher und wird es mich nachher geben. eine diskussion über die existenz des unwissenschaftlichen terminus seele mag ich nicht führen.

 LotharAtzert äußerte darauf am 24.07.15:
Seele? Der Terminus kommt im Buddhismus nicht vor - allerdings wird auch das Ich nicht besonders gehätschelt.
Aber ich merk schon - s wird Zeit für den Rückzug ...

 loslosch ergänzte dazu am 25.07.15:
der buddhismus ist weniger ideologisch ausgerichtet, vermittelt eine lebenseinstellung. konzentrationstechnisch schafft das auch das autogene training, das ich "beherrsche". meist bin ich zu bequem, es einzusetzen. aber es lohnt sich.

 LotharAtzert meinte dazu am 25.07.15:
Lieber Namensvetter - vom Buddhismus hast Du - als Außenstehender verständlich - wenig Ahnung. Es geht dabei um nichts Geringeres, als um die Überwindung von Samsara, was soviel bedeutet wie "die Welt der Erscheinung" als nichtig zu erkennen, bzw erkennen, daß Erkenner, Erkanntes und der Vorgang des Erkennens eins sind. So etwas wird aber niemals als "nichts" betrachtet, sondern als "leer von einer unveränderlichen Substanz".
Und autogenes Training damit zu vergleichen ... naja ...

Übrigens hat deine Wissenschaft 2500 Jahre später die Leerheit des Atomkerns bestätigt.

 TrekanBelluvitsh (25.07.15)
Wusste Seneca nicht, was eine Wurst ist?

 loslosch meinte dazu am 25.07.15:
sie ist meist krumm wie eine banane. bismarck: nescio, quid mihi magis farcimentum esset. ich weiß nicht, was mir wurschtiger ist ...
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