Wahre Liebe

Aphorismus zum Thema Wahrnehmung

von  Hoehlenkind

Wahre Liebe ist das, was übrig bleibt, wenn man sich Liebe nicht mehr vorspielt.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(29.07.15)
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 niemand meinte dazu am 29.07.15:
Vielleicht ist das was hier "sich vorspielen" nennt ein von der Gesellschaft (der Heppy-happy-alles easy-Gesellschaft) auferlegter Zwang. Ein Zwang unter dem Motto: Wer, wann und wie lange im Super-Gefühls-Rausch verharrt. Darauf fixiert übersehen wir den Menschen neben uns und nennen Liebe was eigentlich nichts anderes ist als eine Erwartung des ICH's das DU
sollte ihm ein Tausend-und-eine-Nacht-Leben bescheren, mit Gewähr und absoluter lebenslanger Garantie. Wenn wir diesen Zwang (übrigens auch von der Werbewelt gerne ausgeschlachtet) ablegen können, dann haben wir die Chance den Menschen neben uns so zu lieben wie er ist. LG niemand
(Antwort korrigiert am 29.07.2015)

 Hoehlenkind antwortete darauf am 01.08.15:
Hallo niemand, ich stimme dir zu. Nur meine ich mit dem Vorspielen die andere Seite der Erwartung. Wir richten uns mit dem, was wir füreinander tun, großenteils nach Erwartungen, teils gesellschaftliche Erwartungen, teils Erwartungen des/der Geliebten.

Anstatt in uns hinein zu spüren, was wir für unser Gegenüber empfinden und uns danach verhalten, versuchen wir allgemeine Vorstellungen von Liebe aus Filmen und sonstwas nachzuspielen.

Anstatt in der Liebe wir selbst zu sein, versuchen wir den Traummann/ die Traumfrau darzustellen. Jemanden zu lieben wie er ist, ist schwierig, wenn er jemand anderen darstellen will.
JanaFichtenbaum (21)
(29.07.15)
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 Hoehlenkind schrieb daraufhin am 30.07.15:
Es ist nicht das falsche Wort, es ist nur die andere Seite desselben Sachverhalts. Den Anderen als Glücksversprechen anzusehen, ist Erwartung. Der Versuch, die Erwartungen zu erfüllen, ist Vorspielen.
(Antwort korrigiert am 30.07.2015)
JanaFichtenbaum (21) äußerte darauf am 01.08.15:
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 Hoehlenkind ergänzte dazu am 03.08.15:
Wenn es um Wünsche ginge, würde ich dir voll zustimmen. Aber Erwartungen sind etwas anderes. Es sind Vorstellungen, was geschehen soll, und wenn das nicht geschieht, wird mit wachsender Genervtheit gewartet, bis es geschieht. Wie im konventionellen Theater, wenn jemand auf ein Stichwort vom Mitspieler wartet.

Wahre Liebe ist dagegen eher wie Improvisation.

 TrekanBelluvitsh (29.07.15)
Um ein guten Spiel zu sehen geht man ja auch - je nach Vorliebe - ins Stadion oder ins Theater.

 HarryStraight (29.07.15)
Nennt man auch performen.

 Ganna (07.08.15)
Ich glaube nicht, dass Liebe oft vorgespielt wird. Die meisten sind davon überzeugt, dass die Liebe, die sie fühlen, echt ist. In diesem Fühlen sind sie durchaus ehrlich…auch wenn sie gesellschaftlichen Vorstellungen folgen.

Es ist allerdings ein Gefühl, das Verliebtsein, was dem eigenen Mangel entspringt. Im Objekt seiner Begierde sehen Menschen die Ergänzung ihrer eigenen Unvollkommenheit, unbewusst. Daher resultiert dann auch das Glücksgefühl während der Phase der ersten Verliebtheit, beide fühlen sich vollkommener, heiler… Wir verlieben uns in den, der uns ergänzt, der uns vermeintlich heiler macht, ohne dass es uns bewusst ist.

Weiteres Verhalten wird durch Ängste geleitet, dieses Gefühl wieder zu verlieren und sich nicht als liebenswert zu erweisen. Dabei ist ein Scheitern eigentlich vorbestimmt. Es liegen Schichten von Wollen und Hoffen, von Erwartung und Angst zwischen den Verliebten, die einen Zugang zur echten Liebe verhindern.

Wahre Liebe ergibt sich selten aus Verliebtheit, sondern aus einer ehrlichen Begegnung zweier Menschen, die es geschafft haben, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Und das ist eine wahre Herausforderung.
Sätzer (77) meinte dazu am 07.08.15:
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 Hoehlenkind meinte dazu am 10.08.15:
@Ganna: Mit Vorspielen meine ich nicht Vortäuschen und es geht auch nicht um die Echtheit von Gefühlen.

Aber ich habe den Eindruck, dass es oft eine Art Rollenspiel ist, ähnlich dem "Vater-Mutter-Kind" Spiel unter Kindern. Eine Vorstellung, wie Liebe ablaufen muss, wie sich der eine und die andere zu verhalten hat, um etwas ganz tolles zu empfinden, durch das man glücklich wird.

Es zeigt sich schon darin, dass Jugendliche sich oft eine Beziehung wünschen, bevor sie jemand gefunden haben, mit dem sie eine Beziehung haben wollen. Sie malen sich diese Beziehung aus und suchen sich dann jemanden, der da hinein passt, wie ein Möbelstück, ein Liebesobjekt. Das Individuelle bzw das Besondere wird dann eher zum Störfaktor. Es gilt dann sich anzupassen an die Vorstellungen vom Traummann / Traumfrau und zu versuchen ihn /sie darzustellen.

Ich halte es für richtig, erstmal jemanden kennenzulernen und erst dann gemeinsam zu entscheiden, wie die Beziehung aussehen soll. Oder einfach zu sehen, wie sie sich aus zwei Individuen ergibt.

Jede Liebe hat einen wahren Kern, es ist aber auch wichtig, zwischen Kern und Hülle zu unterscheiden, um den Kern wachsen zu lassen.

 Ganna meinte dazu am 11.08.15:
...ich verstehe schon, wie Du es meinst...für mich aber steht das Wort "vorspielen" für das mehr oder weniger bewusste Darstellen von Verhältnissen oder Tatsachen, die nicht wahr sind, ob nun im Theater oder im realen Leben...und ich denke, es ist den Beteiligten in den wenigsten Fällen bewusst, was sie tun und wie sie aufeinander reagieren...insofern kann ich dem Aphorismus nicht folgen...

"Es zeigt sich schon darin, dass Jugendliche sich oft eine Beziehung wünschen, bevor sie jemand gefunden haben, mit dem sie eine Beziehung haben wollen. Sie malen sich diese Beziehung aus und suchen sich dann jemanden, der da hinein passt, wie ein Möbelstück, ein Liebesobjekt. Das Individuelle bzw das Besondere wird dann eher zum Störfaktor. Es gilt dann sich anzupassen an die Vorstellungen vom Traummann / Traumfrau und zu versuchen ihn /sie darzustellen."
...sehe ich auch so...nur ist es ihnen nicht bewusst...und insofern passt das Wort "vorspielen" nicht...denn aus ihrer Sicht ist es durchaus ehrlich gemeint...

lg Ganna
MarieT (58)
(10.08.15)
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 Hoehlenkind meinte dazu am 10.08.15:
Danke dir.
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