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Warum Lit-Foren sehr viel schöner wären, wenn alle bio-bloggten und warum Bio-Blogging sogar funktioniert, wenn man gar nicht schreiben kann

Essay zum Thema Literatur

von  toltec-head

Gestern lange in die Rosen gestarrt. Nachglimmern der Farbe auf der Netzhaut. Als ich Fernsehen anmachte, erschien mir sogar Marietta Slomka kurze Zeit weniger schrecklich als sonst. Bilder nachrückender Afrikaner zerstörten alles. Kein Anruf von M. Ibuprofen vor Bett. Seit langem wieder Ansätze einer Morgenlatte.

Natürlich sind Texte wie dieser nur von begrenztem Interesse. Sie rufen aber auch nicht sofortigen Widerwillen hervor, wie wenn wir Oden auf Rosen pensionierter Studienräte lesen müssen. Wie kommt das? Es liegt, glaube ich, weniger daran, dass es Oden auf Rosen ja schon so viele und so viel bessere gegeben hat, sondern in dem Zustand radikaler Vereinzelung, in dem sich jeder von uns befindet. Man muss sich klar machen, dass die Klassiker und auch noch die modernen Klassiker in einer Gesellschaft schrieben, die von der unseren sehr verschieden war. Die Chancen auf gelungene Weise in einer tradierten Form Allgemeingültiges, Repräsentatives, die Erfahrung aller oder doch sehr vieler Menschen Zusammenfassendes zu schreiben, waren in alten Gesellschaften sehr viel höher. Heute geht das Sagen von Allgemeingültigkeiten nur noch in der Politik und ist dort an demokratische Wahlen gekoppelt. Man kann es auch außerhalb versuchen und wird neben Ablehnung vielleicht auch eine Reihe von Menschen finden, die einem zustimmen, und mit denen man sich dann zusammen lächerlich machen kann. 

In der FAZ war gestern ein Artikel darüber, wie Verlage auf den Umstand reagieren, dass mittlerweile bestens bekannt ist, dass zum Beispiel Männer kaum Romane, Romane von Frauen aber per se gar nicht lesen. Nach der gleichen Logik kaufen Heten auch keine Schwulenliteratur. Wenn etwas ganz furchtbar hetero ist, interessiert es aber auch schon wieder nur einen kleinen Kreis. Was Lesben antreibt, kann indes wirklich nur verstehen, wer selber eine ist. Gedichte? Nun, da der Roman hetero, Gedichte aber alle auf eine lesbische Weise schwul sind, gibt es zwar Leute, die sich für so etwas interessieren; es sind jedoch nicht sehr viele. Zwar scheint es ein paar Frauen zu geben, die tatsächlich alles lesen. Mit denen kann dann aber irgendwas nicht stimmen.

Die radikale Vereinzelung, in der sich jeder von uns befindet, wirft uns auf unseren eigenen Körper zurück. Und hier setzt Bio-Blogging an. Bio-Blogging hat immer auf die ein oder andere Weise mit dem eigenen Körper zu tun. Der eigene Körper, und sei es der eigene Körper im Zustand seines Zerfalls, lügt nie. Auch geht ihm jeglicher Wille ab, zu repräsentieren. Er ist. Das war´s. Um von seinem eigenen Körper zu schreiben, muss man gar nicht besonders gut schreiben können. Schonungslos gegen sich selbst und exhibitionistisch, wer diese Eigenschaften aufweist, kann das gute Schreiben gerne Lehrern und Schülern sogenannter Schreibschulen überlassen. Er kann dann selbst als Frau Männer für das von ihm Geschriebene interessieren, nicht nur indem er wie Charlotte Roche schonungslos und exhibitionistisch über seinen eigenen - jungen - Körper schreibt. Selbst der zerfallende Körper, der Körper in seiner Impotenz ist interessanter als Oden auf Rosen. Wetten?

Wenn alle auf Lit-Foren Bio-Blogging betrieben, träte etwas seltsames ein. Die Buch-Literatur, die echte Literatur, die Literatur, der Leute, die schreiben können, sähe mit einem Mal alt aus. Sie würde mit einem Male in die Sphäre des bloß Repräsentativen, des also Bedeutungslosen abgeschoben. Lit-Foren wären statt dieser erbarmungswürdigen Veranstaltung von Lit-Krüppeln auf einmal  the real thing. Auch müsste sich niemand mehr zwischen einem Jura-Studium und einer Bewerbung in Hildesheim oder Leipzig entscheiden. Der eigene Körper ist als Ressource wie der blaue Himmel immer gegeben; hier gibt es nichts zu verdienen. Schonungslos gegen sich selbst und exhibitionistisch schreiben - dafür sind Lit-Foren eigentlich da!

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Kommentare zu diesem Text

michaelkoehn (76)
(02.08.15)
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 toltec-head meinte dazu am 02.08.15:
Aber nicht vegan, Vorsicht!
michaelkoehn (76) antwortete darauf am 02.08.15:
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Gringo (60)
(02.08.15)
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janna (66) schrieb daraufhin am 02.08.15:
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Gringo (60) äußerte darauf am 02.08.15:
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Sätzer (77) ergänzte dazu am 02.08.15:
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Gringo (60) meinte dazu am 02.08.15:
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Warst du das eigentlich kürzlich auf der Bullenwiese, Gringo?
Gringo (60) meinte dazu am 04.08.15:
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Graeculus (69)
(02.08.15)
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Gringo (60) meinte dazu am 02.08.15:
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Graeculus (69) meinte dazu am 02.08.15:
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Gringo (60) meinte dazu am 02.08.15:
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Grace und Morgenlatte, das ich nicht lache. Weicher als Kaninchenfell, als Gänsemark, als ein Ohrläppchen oder als modrige Spinnweben ( Cat. 25, 1).
Teiresias (60)
(02.08.15)
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oK0 (37) meinte dazu am 02.08.15:
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Andere weitläufige Verwandte?

Wenn der Roman hetero und Gedichte schwul, warum o Teiresias werden dann so viele schlechte Gedichte von Heteros geschrieben?

Antwort  hier.
oK0 (37)
(02.08.15)
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Gringo (60) meinte dazu am 02.08.15:
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Aber nicht ohne Schlächter.
Jack (33)
(02.08.15)
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Kluger Kommentar, schreib indes auch mal was von deinem Schwanz.
Parkplatzbizon (34)
(02.08.15)
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Wer sind denn die beiden Typen auf deinem pic?
Parkplatzbizon (34) meinte dazu am 03.08.15:
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MarieT (58)
(02.08.15)
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 toltec-head meinte dazu am 03.08.15:
Ich stelle dich mir als Nena vor.
MarieT (58) meinte dazu am 03.08.15:
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 EkkehartMittelberg (04.08.15)
Tolti, du wichst das, was dich nicht kalt lässt. Es steht prächtiger als deine schlaffe Morgenlatte. ^^
Gringo (60) meinte dazu am 04.08.15:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 04.08.15:
Gringo, meine Devise war schon immer: Fass dich kurz, andere haben eh den Längsten.^^
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