(USB-) Schnittstelle. Oder: Täglich stirbt ein Teil von dir.

Skizze zum Thema Schmerz

von  ZornDerFinsternis

Manche Menschen hätten besser nie gelebt. Nie versucht, ihre unsicheren Schritte über den kalten Asphalt zu wagen. Sanfte Furchen in fremde Granitherzen zu ziehen, um darin ihre Träume aufzubewahren, damit für den Fremden Hoffnung blühen wird.

Es fühlt sich an wie qualvolles Ertrinken. Wie ein namenloses Virus. Unerforscht. Hochgradig toxisch. Langsames Dahinsterben. Tag für Tag. Jahr um Jahr.

Du kannst dich selbst verblassen sehen. Wie Sterne hinter Wolkenvorhängen und Hochhausmauern. Tränen reinigen nicht. Sie wühlen auf. Schlagen ein. Nehmen – Erinnerungen, Träume, Wünsche – Sehnsucht.

Manche Menschen sind vom ersten Moment im Mutterleib zum Scheitern vordatiert. Die Seele mit Mindesthaltbarkeitsdatum versehen. Datiert sich ständig abwärts. Primatenhirn. Freiheitskämpferherz. Narbengarten erblüht von Neuem.

Gewissheit. Selten trifft man sie, wenn nicht sogar…niemals. Außer an Tagen, wie diesem. Wo nichts das Leiden mindert. Wo nichts bleibt, außer man selbst. Größter Feind. Größte Strafe. Fehlermeldung von „oben“. Aber wie ich immer zu sagen pflege: „Gott ist ein scheiß IT-ler. Hat keine Ahnung von fehlerfreier Programmierung. Von Herzen und deren Schmerz.“

Alle Anschlüsse dieses Models sind minderwertigster Qualität. Das Netzwerk leckt – eine neue USB-Schnittstelle klafft am rechten Arm. Datenverlust. Einhergehend mit totalem Kontrollverlust. Systemabsturz.

So oft man auch versucht bewusst in diese Datenspeicher vorzudringen und sie neu zu beschreiben… der Whisky reicht nicht aus, um das Schlechte auszuschleusen und das Gute ins Unterbewusstsein einzuhämmern. Hochprozentiges wird eingespeist.

Heiß. Kalt. Heiß. Die Sicherungen brennen durch. Die Kühlungsaggregate fürs Hirn sind im Baujahr 91 nicht gerade sorgfältig produziert und kontrolliert worden. Es frisst sich tiefer vor. Hämmert gegen die Schädeldecke. Gedankenmassaker. Und das Einzige, das vor mir stirbt, ist Hoffnung. Die schöne Unbekannte. Die Gleichung, die niemals aufgeht.

Systemüberlastung. Schmerzhaft. Mein tägliches Geschäft. Aber ich bin modifiziert. Auf meinem Herzen und meiner Haut reihen sich Narben und Pixel so dicht aneinander, das man nicht mit Gewissheit sagen kann, ob sie ne verkackte Nummer schieben, oder der Produktionsleiter einfach auf das Gehäuse gekotzt hat, bevor er sich auf die widerwertige, menschliche Unverkommenheit einen runtergeholt hat.

Wie auch immer. Die Sterne sind auch heute Nacht hinter diesen Wolkenbergen. Schlafen. So wie du. Dornröschenschlaf. Bis ans Ende jeder Nacht folgen mir deine Schritte. Dein Lachen. Schläge. Unsicherheit. Hass erfülltes Denken. Verachtung.

Fehler sind Makel im System. Bedürfen sofortiger Auslöschung. Vernichtung. Befehl von „oben“.

Glaube mir, wenn ich es könnte, ich würde nicht hier sitzen. Den Whisky in der Hand und die zwanzigste Kippe in meiner schäbigen Visage. Ich wäre die Erste, die den Admin kickt und den Schaltkreis durchbricht…

Bis zum absoluten Datenverlust wird sich die USB-Schnittstelle als nützliches Medium erweisen. Wer weiß… vielleicht begegnen wir uns eines Tages in einer Cloud, die nur die schönsten Tage unserer Geschichte festgehalten hat.

Cheers.

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Kommentare zu diesem Text


 toltec-head (09.08.15)
Zu wenige "angry young woman" hier, die gegen die Matrix ankämpfen. Klasse Text.

 ZornDerFinsternis meinte dazu am 09.08.15:
Wie lieb von dir :) Vielen Dank und liebe Grüße in deinen Sonntag :)
Parkplatzbizon (34) antwortete darauf am 10.08.15:
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Sätzer (77)
(09.08.15)
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 ZornDerFinsternis schrieb daraufhin am 09.08.15:
Vielen Dank, Uwe :)

 Dieter_Rotmund (09.08.15)
Blumiger Metaphernsalat.

 ZornDerFinsternis äußerte darauf am 10.08.15:
Ganz, ganz lieben Dank, lieber Dieter :)
Liebe Grüße in deine Woche :)
Metulskie (32)
(10.08.15)
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 ZornDerFinsternis ergänzte dazu am 11.08.15:
Ist rotzig jetzt positiv zu werten? :D
Auf jeden Fall gefällt mir das Klackern der Roulettekugel :)
Danke, für deine Zeilen :)
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