Seelenbeben

Erörterung zum Thema Seele

von  loslosch

Animam constat animal esse (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Es steht fest, dass die Seele ein Lebewesen ist.

Seneca, der rasende und rastlose Spekulant. Wollte man (damals wie heute) eine zufällige Befragung von Passanten durchführen, jede Wette, mehr als 90% der Interviewten würden der pointierten Phrase distanziert gegenüberstehen. Seneca hätte aber auch geschickter paraphrasieren können: Es steht fest, dass unsere Seelen nach dem irdischen Tod weiterleben. Jetzt würde vermutlich eine große Mehrheit zustimmen. Menschliche Hybris, vermischt mit Urängsten, findet die Vorstellung unerträglich, das Leben sei zeitlich begrenzt, die "Seele" in unserer Sprache fest an den Körper gebunden und also nur als Metapher existent. Keine ernst zu nehmende Wissenschaft befasst sich mit der Seele, außer im übertragenen Sinn. "Seele", ein wissenschaftlich nicht fassbarer Terminus, lässt sich empirisch nicht festmachen. Ein Blick in den Duden verrät (nur eine lose Auswahl): Seelenfrieden, Seelenklempner, Seelenmassage, Seelenqual, Seelenstriptease, Seelenverkäufer, Seelenverwandtschaft und nicht zuletzt Seelsorger.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (14.08.15)
DerSarkasmus deines Schlusssatzes ist nicht zu überbieten. Meinen Seelenfrieden stört er nicht, aber ich bin ja auch kein Seelsorger.

 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
den seelsorger habe ich nach hinten gesetzt: höhepunkt und abschluss.

 LotharAtzert (14.08.15)
"Keine ernst zu nehmende Wissenschaft befasst sich mit der Seele,"
Derselbe Stuß, entschuldige, ich mein's nicht persönlich, geht auch anders rum:
"Keine ernst zu nehmende Seele befasst sich mit der Wissenschaft"

 loslosch antwortete darauf am 14.08.15:
seele im transformierten satz meint natürlich individuum. mit wortspielen kommt man nicht weiter.

 LotharAtzert schrieb daraufhin am 14.08.15:
Warum nennst Du es dann nicht gleich so, wie es gemeint ist? Du weißt, daß in den letzten Tagen viel über die Nichtvorhandenheit der Seele gequasselt wurde und gießt selbst noch Öl ins Feuer.
Du willst weiter kommen? Wohin soll's denn gehen?
Die Frage ist ernst gemeint.
(Antwort korrigiert am 14.08.2015)
JamesBlond (63) äußerte darauf am 14.08.15:
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 LotharAtzert ergänzte dazu am 14.08.15:
... das kommt erschwerend hinzu :)

 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
die ausführungen zur seele/ psyche sind ja nicht neu. der sachliche vortrag findet sodann eine satte bestätigung durch LA:

"... das kommt erschwerend hinzu :)"

jetzt muss ich breit grinsen.

 LotharAtzert meinte dazu am 14.08.15:
... will heißen, Du hältst das breite Grinsen für angemessen.
In der Münchner Rhythmenlehre ist das ein Spottsätzlein, das zur Anwendung kommt, kurz bevor etwas zu wichtigtuerisch wird - "das kommt erschwerend hinzu". Wie Du das jetzt "gewertet" hast, entzieht sich offenbar meiner Fantasie.

 TrekanBelluvitsh (14.08.15)
"Seelenverkäufer" ist gut. Denn keiner, der "Seelenfrieden" versprocht, gibt ihn umsonst her. Muss nicht immer Geld sein, ist es aber meistens, wenn man es sich auch zumeist indirekt über hohle Phrase holt - so z.B. bei Religionen wie Christentum, Islam, Judentum Buddhismus, Animismus etc.. Und so landen wir wieder beim "Seelenverkäufer". Denn eigentlich sind das seeuntaugliche Schiffe, die bei der nächsten Fahrt mit Sicherheit absaufen. Amen, Inshalla, Om und Salve, Seneca, du alter Sprücheklopfer.

 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
an die seelenverkäufer denke ich neuerdings immer, wenn ich ein schlauchboot sehe ...
JamesBlond (63) meinte dazu am 14.08.15:
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Graeculus (69)
(14.08.15)
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 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
hier treffen sich wohl überwiegend seelenverwandte.
janna (66)
(14.08.15)
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 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
soll ich mich umbenennen? dann wirke ich sofort 50 jahre jünger. (seebeben hat mich vllt. inspiriert.)

 Nachtpoet (14.08.15)
Ja, ich würde sagen, der Glaube an die weiterlebende Seele spiegelt sehr treffend eines der Charaktereigenschaften des monotheistischen Glaubens wieder, nämlich die Verweigerung, zu akzeptieren, dass das Individuum irgendwann bedeutungslos wird. Sogar die nordamerikanischen Indianer sprachen von "Geister der Ahnen, die sich um uns herum drängen ..." Gut geschrieben.

LG
Ralf

 loslosch meinte dazu am 14.08.15:
der indianer sprach aber auch gern vom ewigen leben, dem eingehen in die ewigen jagdgründe. to go to the happy hunting grounds. lo
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