Unser Sprachgitter

Erlebnisgedicht zum Thema Sprache/ Sprachen

von  EkkehartMittelberg

Wir treffen uns in den Nischen,
lauschen, tasten, riechen, schmecken uns.
Der Zugang wäre für alle offen,
doch sie fallen durch.

Wirf das Netz deiner Worte,
es lässt uns viel Raum.

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Kommentare zu diesem Text

Gerhard-W. (78)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Ja, Gerhard, nur intensive Worte bilden ein semantisches Gitter. Merci

LG
Ekki
Scheester (80)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 21.08.15:
Deine Frage reimt sich jedenfalls, Detlef.

 TassoTuwas (21.08.15)
Ja Ekki,
auch sprachlich gibt es kleine und große Fische und jeder der das Netz auswirft bestimmt die Maschengröße!
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg schrieb daraufhin am 21.08.15:
Gracias, die richtige Maschengröße zu finden, ist nichts für kleine Fische, Tasso.

Herzliche Grüße
Ekki

 AZU20 (21.08.15)
Mich fängst Du immer wieder ein. LG

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 21.08.15:
Das freut mich, Armin, denn ich möchte dich nicht missen.

LG
Ekki

 irakulani (21.08.15)
Gefällt mir ausgesprochen gut, lieber Ekki! Es bedarf oft nur weniger Worte, um zu merken, dass man "die gleiche Sprache spricht".
Ganz herzliche Grüße,
Ira

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 21.08.15:
Gracie, Ira, wenn die Worte dann noch mehrdeutig sind, entstehedn semantische Nischen, in denen sich die Richtigen treffen.
Wie schön, nach längerer Zeit wieder von dir zu hören.
Mit besten Grüßen, auch an Victor
Ekki
Agneta (62)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Merci, Agneta, ja, das Netz der Worte kann zum Fallstrick werden. Das ist die eine Seite der Medaille. Aber das Sprachgitter lässt auch Nischen, in denen man sich, unbemerkt von anderen, verständigen kann.

LG
Ekki
Gringo (60)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Bei Poseidon, jawohl, ein wenig erforschtes Gebiet der Aquaforensik ist der Beifang. Man darf ihm nicht bös sein, denn die Tierchen merken in ihrer Hektik gar nicht, wie sie zappeln, beißen und kratzen.

Liebe Grüße
Ekki
Gringo (60) meinte dazu am 21.08.15:
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Teiresias (60)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Ja, Hans, so kann es sein. Aber man darf Sprachgitter auch positiv assoziieren. Mir begegnete der Begriff zum ersten Mal in einer der zahlreichen Interpretationen von Celans "Dunkle Milch der Frühe". Der Interpret wies nach, dass man die semantischen Nischen zwischen den magischen Worten dieses Gedichts sehr unterschiedlich füllen kann.

LG
Ekki
wa Bash (47)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Danke, wa Bash.
MarieT (58)
(21.08.15)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.15:
Liebe Marie,

bis in die Moderne versuchten Dichter möglichst unmissverständlich ihre Intention auszudrücken.
Dennoch gab es unter ihnen Polemik wegen ihrer Aussagen. Das lag aber weniger an der seltenen Mehrdeutigkeit ihrer Aussagen (sogenannte Polyvalenz), sondern an deren Ideologie. Man fetzte sich nicht deswegen, weil man eine Aussage nicht verstand, (das Gegenteil war meistens der Fall, man hatte sehr gut verstanden) sondern deshalb, weil man ihre Ideologie nicht billigte. Diese angestrebte Eindimensionalität spiegelte sich in Universitätsseminaren und Schulen.: Was will uns der Dichter damit sagen? Entweder man hatte ihn verstanden oder nicht. Der zu verstehende Text eines Autors genoss unbedingte Autorität.
Dann kam in der Literaturwissenschaft eine Wende mit Wolfgang Iser, der verkündete, dass der Leser den Text mache. (Die Appellstruktur der Texte. Unbestimmheit als Wirkungsbedingung literarischer Prosa. (1970) Dieser Wandel war wohl begründet, denn Dichter, insbesondere Lyriker, legten es auf Mehrdimensionalität (Polyvalenz) ihrer Aussagen ab. (Das alles gilt natürlich nicht für politische Lyrik, die zur Durchsetzung ihrer Interessen nicht polyvalent sein durfte).
Mit diesem neuen Verständnis von Poesie wurden vor allem in der Lyrik die logischen Bezüge innerhalb eines Textes bewusst vage gehalten.. Syntax und Wortkombinationen ließen bewusst schwebende Bedeutungen zu.. Man spricht in diesem Zusammenhang von semantischen Nischen und Sprachgitter, die der Leser unterschiedlich füllen kann. Der Wandel war so eklatant, dass zum Beispiel die Autoren der Gruppe 47 zunächst mit Celans „Todesfuge“ nichts anzufangen wussten.

Ich denke, es ist nicht so schwer sich vorzustellen, dass zwei Leser von Gedichten mit gleicher oder ähnlicher Mentalität die semantischen Nischen, die das Sprachgitter bilden, gleich oder annähernd gleich füllen. Sie verstehen sich. Das hat mit elitärem Verhalten nicht zu tun.
Das Sprachnetz ist in meinem Gedicht nur ein anderes Bild für das semantische Gitter. Es kommt nicht darauf an, wohin es geworfen wird, aber darauf, dass diese Nischen bleiben, die man gemeinsam füllen kann. Sie bieten Wahlverwandten viel Raum für gemeinsames Erleben.

Ich hoffe, dass du jetzt Zugang zu meinem Gedicht finden kannst, das bewusst semantische Nischen gelassen hat, die dir Anlass zum Nachfragen boten.

Liebe Grüße
Ekki
MarieT (58) meinte dazu am 22.08.15:
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 loslosch meinte dazu am 22.08.15:
„Der Zugang wäre für alle offen, doch sie fallen (alle?) durch“?

genau so las ich es und interpretierte es als kritik an den (all-)gemeinen dichterlein, zur not auch lesern. das gefiel mir plötzlich!

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 22.08.15:
@MarieLassen wir es mal auf sich beruhen, Marie. Ich lasse dich nur noch wissen, was ich mit
„Der Zugang wäre für alle offen,
doch sie fallen durch.“
gemeint habe.
Semantische Nischen eignen sich vorzüglich für Menschen, die sich eine bestimmte Botschaft mitteilen wollen, die verschlüsselt bleiben soll. Wenn das gelingt, fallen die durch, die vergeblich versuchen, diese Botschaft zu dechiffrrieren.
@Lothar: Es macht durchaus Sinn, diese Zeilen so zu interpretieren, wie du es getan hast.Ich hatte dabei das Obige im Sinn. Manchmal entsteht Polyvalenz auch unbeabsichtigt. ;-?ß
MarieT (58) meinte dazu am 22.08.15:
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