Wahrheit

Text zum Thema Wahrheit

von  Martina

Wenn ich nachdenke, über die Wahrheit, frage ich mich,
ob sie wirklich das Beste ist?
Die Wahrheit ist ungeschminkt, sie zeigt sich dir immer nackt,
ohne Rücksicht auf deine Empfindlichkeiten.
Sie ist gnadenlos ehrlich!
Ich weiß nicht, ob sie mir wirklich immer nur gutes tun würde.
Das Bett der Wahrheit ist oft hart und unbequem,
und manchmal raubt sie einem sogar den Schlaf!

Was wäre schon einzuwenden,
wenn man durch watteweiche Wolken wandert,
weil man die rosa Brille auf hat,
so, wie Verliebte sie besitzen?
Ist es nicht viel schöner so?
Verliebte tragen das ewige Lächeln,
so als könnte ihnen nicht's irgendetwas anhaben.
Ja, sie haben schon fast etwas götterhaftes,
wenn sie so an dir vorbeischweben,
mit Funkelsterne im Blick,
als gäbe es keine Wand, keine Grenze,
die sie aufhalten könnten...

Wäre dieser Zustand nicht allem anderen vorzuziehen,
oder anzustreben?

Ich glaube, in dem Moment, wo wir lieben,
sind wir uns und Gott am nächsten.
Wir sind wie verzaubert,
willig an alles zu glauben, vor allem aber,
dass diese Liebe nie endet...

Wir befinden uns schließlich mitten im Paradies,
aus dem wir nie wieder vertrieben werden wollen!

Oft genug werden wir leider allzuschnell wieder hinausbugsiert,
und dann suchen wir für den Rest des Lebens
wieder nach diesem wunderbaren Paradies.
Wie trotzige Kinder.
Wer läßt sich schon gern sein Lieblingsspielzeug entreißen?

Nein, ich glaube, so ein paar kleine Illusionen
und Halbwahrheiten tun uns ganz gut.
Ich möchte für mich nie darauf verzichten.
Was habe ich von der Wahrheit,
wenn sie mir alle rosa Wolken aus dem Leib reißt?
Wenn mich in kein Lied, kein Märchen mehr einlullt,
und die schönsten Träume träumen läßt?
Ich glaube, die Wahrheit nimmt mir mehr, als sie mir gibt.
Ein paar Abweichungen machen sie bekömmlicher...

Eine kleine Lüge, ist vielleicht die Würze des Lebens, ein Airbag,
der uns nicht auf den harten Boden der Tatsache schleudern läßt
und das Genick bricht.
Ich verteufle sie nicht,
sie kann ein weiches Netz sein, welches dich auffängt,
sie trägt ein schönes Kleid,
welches glitzernd und strahlend dir den Atem rauben kann.
Sie ist wie eine gute Fee, die dich anlächelt, dir die Hand reicht und sagt:
Komm, ich zaubere uns ein Märchen,
darin können wir schlafen und wandeln wie eine Prinzessin,
da ist zwar der Frosch,
den du am Ende küssen mußt,
und der vielleicht kein Prinz wird,
aber dann schließen wir die Augen
und stellen uns einfach den schönsten Prinzen vor...

Die Seifenblase lassen wir so spät wie möglich platzen,
erst dann,
wenn wir stark genug sind, ohne Märchen leben zu können...

Also, wenn ihr mich fragt,
ist das ein ziemlich guter Deal!

© M.Brandt


Anmerkung von Martina:

Inspiriert: https://500px.com/photo/127863707/softly-landing-by-laura-bellamy?ctx_page=1&from=popular

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Kommentare zu diesem Text

Aron Manfeld (46)
(07.11.15)
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 LotharAtzert meinte dazu am 07.11.15:
"Wir Poeten"? Wie muß man denn sein, um zu "euch" zu gehören? - Ich für mein Teil habe keinen Mangel an Informationen, sondern ersticke eher an ihrer Masse, Aron.
Und in heutiger Zeit ein zu wenig? - also ich bitte Dich, überleg doch noch mal ...
Aron Manfeld (46) antwortete darauf am 07.11.15:
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 AZU20 (08.11.15)
Ohne Märchen leben? Niemals. LG in den Sonntag
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