Inhalt 

Sonntagvormittag, auf dem Weg vom 12. ins 5. Arrondissement

Beschreibung zum Thema Abschied

von  3p1l

Es ist blauester Himmel, die Fahrt mit dem Rad über die Seinebrücke zwischen Gare de Lyon und Austerlitz ist eine durchaus touristentaugliche Etappe. Auf der rechten Seite führt der Blick über den Fluss direkt auf Notre-Dame im strahlenden Sonnenschein. Aber auf der linken Seite haben sich heute viele Menschen versammelt, die Polizei sichert, Kamerateams haben sich positioniert.

Was ist hier los, frage ich mich. Es ist eigentlich kein politisch symbolischer Ort, keiner der Pariser Plätze, wo traditionell öffentliche Demonstrationen oder Gedenkfeiern stattfinden. Mehr als am Vorabend angesichts der Kerzen und Blumensträuße vor geschlossenen Bars spüre ich hier mit plötzlichem Schaudern an diesem sonnigen Vormittag die Banalität des Dramatischen, als mir schlagartig die Bedeutung des Ortes klar wird. Vielleicht, weil es so unerwartet kommt, weil der Ort nicht auf der Terrorlandkarte vermerkt ist. Vielleicht auch, weil just in diesem Moment mit großem Getöse ein Konvoi der Gendarmerie von hinten naht (es ist aber nur der Transport der Dienstpferde).

Die Menschen, die hier zwischen Kameras und dem Lärm der vorbeifahrenden Autos stehen, sind sicher keine einfachen Schaulustigen. Denn in dem unscheinbaren, zwischen hier oberirdischer Metro, Schnellstraße und Seine eingequetschten Gebäude, befindet sich das Institut Médico-Légal, la morgue, also: die Rechtsmedizin, oder - der altmodische Begriff beschreibt die Realität am Sonntag wohl am passendsten - das Leichenschauhaus.

 Inhalt 
Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (17.09.19)
Demo vorm Leichenschauhaus? Sehr unwahrscheinlich, warum auch? Falls doch, musst du noch einiges reinstecken in die Glaubwürdigkeit dieser Erzählung.

 3p1l meinte dazu am 17.09.19:
Es ist keine Erzählung, sondern ein Erlebnisbericht. Und wenn Du den Text richtig und im zeitlichen Kontext liest, wirst Du ihn hoffentlich auch verstehen. "...keiner der Pariser Plätze, wo traditionell öffentliche Demonstrationen oder Gedenkfeiern stattfinden", und in der Tat, hier standen eher die Angehörigen der Opfer Schlange.

Antwort geändert am 17.09.2019 um 16:34 Uhr

 Dieter_Rotmund antwortete darauf am 17.09.19:
Ja, aber der Umstand, weswegen sie sogar draußen Schlange stehen (warum?haben die keinen Wartebereich innen?), ist einfach nicht gut genug herausgearbeitet.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram