Die Axt

Haiku zum Thema Konsum

von  idioma

Illustration zum Text
kana-Kalligrafie
(von idioma)
Illustration zum Text
alter Kimono
(von anonym)
Illustration zum Text
(von idioma)
o no  i re te          = die Axt hinein

ka  ni                    = ein Duft
o do ro ku    ya    = verwundert  oh

fu ju    ko da chi    = Winter Bäume ( Winterwald )



Die Axt schlägt ins Holz  -
oh welch wunderbarer Duft
da im Winterwald



Buson Yosha ( 1715 - 1784 )



Dies ist meine 5-7-5-silbige Übersetzung.
Die Silbe ya signalisiert Überraschung.
Eigentlich stehen Substantive immer nur im Singular und es bleibt
dem Verständnis des Lesers überlassen, die Mehrzahl zu erkennen.
Aber hier ist ko bzw. ki = der Baum durch das nachfolgende "dachi"
ausdrücklich in die Mehrzahl versetzt.

Vermutlich bzw. hoffentlich wurde damals mit der Axt von Hand
nur das wirklich Allernotwendigste gefällt.....
Ich hasse Baumschlachtungen und insbesondere auch
die wieder bevorstehenden  Christbaum-Schlachtfeste
und bitte trotz wunderbarem Duft darauf zu verzichten !

Das Kalligrafiepapier ist sehr dünn und transparent
und beim Trocknen der Tuscheschrift entstehen viele Falten.
Deshalb wird dann die getrocknete Kalligrafie auf eine glatte Fläche ( möglichst
eine Glasscheibe ) gelegt und ihre Rückseite wird vorsichtig nass besprüht.
Danach wird auf diese Rückseite wässriger Kleister aufgetragen,
dann wird ein zweites Japanpapier glatt draufgerollt und -gestrichen.
Dieses zweite Papier kann ebenfalls eine Kalligrafie sein, hier z.B. das Kanji "Schnee",
was dann durchschimmert. Auf diese Weise kann noch ein 3. Papier aufgetragen werden....
Die Ränder werden mit Klebestreifen befestigt, so dass das Ganze glatt und gespannt auftrocknet und danach von der Unterlage abgezogen werden kann.
Ziemlich spannend, da dabei immernoch manches schief gehn kann.....

Angeblich spielten die Effekte der transparenten Schichten einst auch bei der
Kimono-Kleidung eine Rolle : Die Seidenstoffe waren z.T. so fein, dass die
Muster der Untergewänder durchschimmerten. Die Virtuosität der Seidenweber
entwickelte sich dann dahin, dass durch das Weben und Färben und Besticken
in einem Kimonostoff diese Mehrschichtigkeit optisch suggeriert wurde :
z.B. zuunterst durchgängig ein gewobenes geometrisches Flächenmuster
überlagert von einem Muster stilisierter Kraniche, Blumen oder Wellen....
Dann durch Buntfärbung der eigentliche Kimono-Dekor, stellenweise
reliefhaft bestickt als alleroberste Schicht........

idi

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Kommentare zu diesem Text

Jack (33)
(26.11.15)
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 idioma meinte dazu am 26.11.15:
Danke für den Hinweis !
JA ! bewusste Rituale sind ja immer gut
und Kunst sowieso..... also
den Kunst-Baum wörtlich nehmend
und loslegend mit Farben und Fundstücken aller Art
idioma

 niemand antwortete darauf am 26.11.15:
Na, ja, das Abschlachten in der Massentierhaltung dürfte wohl
mehr gewichten, aber wer stört sich schon daran, wenn die Werbung sogar fürs "Wintergrillen" plädiert. Den wenigsten Wohlstandsbürgern schlägt solches sicher auf den Magen.
LG niemand

 idioma schrieb daraufhin am 26.11.15:
>>>
Niemand außer niemand glaubt, ich hätt mir die Worte
nur ganz zufällig ausgeborgt aus diesem allergrausigsten Bereich
der täglichen weltweiten Massentierschlachtungen (
idi
JamesBlond (63)
(26.11.15)
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 idioma äußerte darauf am 26.11.15:
>>>
Ich glaubte, mich mit liebevoller und sogar silbenstimmiger Übersetzung genug in die alte Zeit eingefühlt zu haben....
Das große hellgraue Kanji im Hintergrund bedeutet übrigens "Schnee".

Tatsächlich würde Handarbeit und persönlicher Kontakt zum gefällten Baum und zum geschlachteten Tier den Konsum total verändern......

Einem Dichter vom JamesBlond-Kaliber
ist natürlich ein Mehrzweck-Baumskelett lieber,
denn er druckt vermutlich das ganze Jahr über
auserwählte Lieblingsgedichte auf grüne Papiere,
damit das Kahle festlich ergrüne, poetisch sich ziere
samt knusprig braun gebacknen Buchstaben,
original aus Dresden oder von Bahlsen......

idioma
JamesBlond (63) ergänzte dazu am 27.11.15:
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Festil (59) meinte dazu am 07.12.15:
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JamesBlond (63) meinte dazu am 07.12.15:
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parkfüralteprofs (57)
(26.11.15)
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 idioma meinte dazu am 26.11.15:
<<<
Ja....
so gesehen ist es eigentlich ein Wunder,
dass es in Japan immernoch Wälder gibt....
idi
parkfüralteprofs (57) meinte dazu am 27.11.15:
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 ThymiosGazis meinte dazu am 15.12.15:
Lakonien übertreffend
fernöstliche feinfühlige Poesie
kritische Aktualität Jahrhunderte alt
ätherische Axt ins Herz, süß blutend
darf, bitte, nicht zerredet
nur dankend gratuliert.

 Teichhüpfer (09.05.22, 10:51)
Kanada ist auch nicht mehr, was es war.
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