Adolfo

Gedicht zum Thema Trauer/Traurigkeit

von  ThymiosGazis

Adolfo 
                   
+ 20.11.2015


Wir nehmen von Dir Abschied
Adolfo
auch wenn Du selbst
keinen Abschied nimmst
von den Pulsschlägen unserer Herzen.
Und die laufen immer noch dahin
wohin Du auch gehst.

Wohin?
Wohin denn??

Es könnte sein, hin
zu der unerwarteten Liebkosung einer Brise;
als auf einmal verwaist wird
der nasse Blick
bei der Seelenwanderung zu sich selbst im All,   
zu nirgends hin.

Wohin?
Wohin denn??

Es könnte sein, hin
zu der Kreuzabnahme vom Chronos;
dort, wo für uns die Leiter stützt
als wären unsere Seelen
ein irisierender Zusammenklang
von Erinnerungen schmerzend süß.


Es könnte auch
ach ja
fürwahr sein                           
hin zu Deiner Seele selbst                         
zu Deinem Gesang, den begleitet haben     
Deine Klaviertasten.   


Thymios Gazis      23.11.2015         

Übers. a.d.  Griech.

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Kommentare zu diesem Text


 idioma (01.12.15)
Welch schönes Requiem
um die große ewige Frage
Wohin ?
Wohin denn ??

Die erste Strophe beschreibt eindrücklich
das extrem Nahe Verweilen des Verstorbenen bei den Zurückbleibenden : Sie haben ihn im Blut !
Bleiben mit ihm buchstäblich blutsverwandt und seelenverwandt.
Zugleich folgen sie dem Gegangenen mit jedem Herzschlag nach...
Wohin ?

Wahrhaft "unerwartet"
dann die überraschend schlichte,
geradezu asiatisch anmutende Antwort :
Hin zu einer liebkosenden Brise,
die die wandernde Seele im All in Nichts auflöst......

Faszinierend und anrührend das Bild der
"Kreuzabnahme vom Chronos" :
diese geheimnisvolle Verschmelzung
altgriechischer und christlicher Ikonographie.....
"als wären unsere Seelen"
( ich lese da gefühlsmäßig den Plural, da diese Kreuzabnahme
doch ein ganz nahes erinnerndes Zusammensein mit dem Verstorbenen ist )

Ganz besonders schön die letzte Strophe... -
Da bleibt nur zu sagen :
"fürwahr"
wunderbar !
( Und bleibt dringend zu hoffen, dass es ein Abschied
nach einem langen satten Leben war - - -
unermüdlich und andauernd wünschen die Asiaten
einander ja immerzu genau das ! )

idioma

 ThymiosGazis meinte dazu am 01.12.15:
Ich bin gerührt! Dichtung auf gleicher Augenhöhe. Psyche zu Psyche und Selbsterkenntnis im Spiegelbild.
Und tatsächlich: „als wären unsere Seelen“ (darf ich übernehmen?).
Die Wandlung der Kunst und die Kommunion musischen Glücks. Danke!
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