ein gelbes haus

Kurzprosa zum Thema Veränderung

von  Vessel

ich wohne in einem gelben haus. es ist schön anzuschauen, von außen. die dachkante hat eine kunstvolle bewegung und wenn es regnet, scheint der putz wie zum ersatz der sonne. mit mir wohnt eine alte dame, sie spricht wenig. von seltsamen menschen hin und wieder, oder vergangenen kriegen und heult, damit ich lerne, wie sirenen und flugabwehrgeschütze klingen. vor den fenstern zieht die hauptstraße autofahrer und kinder an. und wenn abends jugendliche vorbei gehen, auf dem weg in eine disko oder das kino, dann stehe ich am straßenrand und sie betrachten mich, wie ein dinosaurierskelett im museum. manchmal wünsche ich, es fielen bomben, habe ich zur alten dame gesagt. dann würde unser haus brennen. sie hat leise gelacht.

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Kommentare zu diesem Text

Stelzie (55)
(08.12.15)
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 Vessel meinte dazu am 08.12.15:
ist es wirklich unzufriedenheit, die das bedürfnis nach veränderung weckt?
dir auch einen lieben gruß!
vessel
Stelzie (55) antwortete darauf am 09.12.15:
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 Vessel schrieb daraufhin am 13.12.15:
hm, okay, ja. das kann ich so sehen.
danke.

 idioma (08.12.15)
Sehr vielsagender Text !
Ich seh das K+ K- Kaisergelb vor mir.......
und fühl mich an Robert Walser erinnert und dessen
beflissen gebändigten Horror unterm bürgerlichen Spitzendeckchen....
und auch ans Gelbe Haus des verzweifelt ans Gelb glaubenden Malers in Arles.........
idioma

 Vessel äußerte darauf am 08.12.15:
was auch immer dieses eine gelbe haus für den schrägen künstler bedeutet hat, es ist ja nur eine kulisse.
danke für deinen kommentar!
vessel

 princess (11.12.15)
Jetzt stehe ich bestimmt schon zum fünften Mal vor dem gelben Haus. Ich schaue es gerne an und ein wenig fremdele ich auch. Sein Anblick und die Szene darin versetzen mich in eine Nachkriegs-Kindheit der späten 50er Jahre. Da waren die Bomben in sicherer Entfernung aber gedanklich präsent genug, um sie ins Jetzt zu holen. Jedenfalls hatte ich einen ähnlichen Wunsch wie der gelbe-Haus-Bewohner. Weil ich so gerne für einen Moment in diese Zeit vor mir tauchen wollte. Aber natürlich nur einen Moment, nicht in echt.

Sehr spannend, was sieben Zeilen plötzlich so aufblitzen lassen!

Liebe Grüße
Ira

 Vessel ergänzte dazu am 11.12.15:
vielen lieben dank ira, dass du deine gedanken mitteilst :)
Festil (59)
(11.04.16)
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 Vessel meinte dazu am 14.04.16:
Freut mich, dass es dir gefällt :) danke
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