Tote Zeugen als Manipuliermasse

Satire zum Thema Meinung/ Meinungsfreiheit

von  loslosch

Optimi consiliarii mortui (nach Diogenes Laertios, 3. Jh. n. Chr.; zitiert bei Francis Bacon, 16./17. Jh.). Die besten Ratgeber sind die Toten.

Damit ist gemeint, dass die Toten ihre schriftlich (in Büchern) hinterlassenen Ratschläge nicht mehr abändern können. Der Aphorismus hat indessen höchst selten Überzeugungskraft. Man denke nur an Schriftsteller, die in ihrem Alterswerk die künftige Deutung zu steuern versuchen. Und dann an die zahlreichen Biografien von Politikern, die die historische Bedeutung ihrer Verfasser ins helle Licht rücken.

Eine Variante wäre: Optimi testes mortui. Die besten Zeugen sind die Toten. Frei übersetzt: Tote Zeugen sind gute Zeugen. Diese stummen Zeugen zieren übrigens die Titel eines kompletten Genres, das der Thriller der Filmbranche: Tote Zeugen (TZ) lügen nicht, TZ singen nicht, TZ schweigen/ reden usf. Warum aber sind tote Zeugen manchmal auch gute Zeugen? Sie lassen sich, gern auch von Laienschauspielern, im ganz normalen Leben instrumentalisieren. "Tante Martha hat damals schon gesagt, du seiest ein ..." - "Wenn das deine Eltern erlebt hätten, die mir seinerzeit anvertraut hatten ..." - "Oskar selig hat es mir vor 20 Jahren persönlich geschenkt."

Was tote Zeugen gesagt oder ohne schriftliche Aufzeichnungen und ohne noch lebende Zeugen veranlasst hatten, ist rechtlich irrelevant, gleichwohl für die Selbstbeweihräucherung oder Überhöhung des Bewusstseins wichtig. Tote Zeugen sind gute Zeugen.


Anmerkung von loslosch:

Satiren, die das Leben schreibt.

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Kommentare zu diesem Text


 Didi.Costaire (15.12.15)
Hallo Lothar,
umgeben wir uns also mit Feuerzeugen, die Feuer und Flamme für uns sind.

 loslosch meinte dazu am 15.12.15:
problem: wie stabil ist die langzeitprognose?
Graeculus (69)
(15.12.15)
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 loslosch antwortete darauf am 15.12.15:
sehr schillernd. wird nur im kleinsten kreis zugegeben.

kwII in seiner berüchtigten hunnenrede: gefangene werden keine gemacht!

 idioma (15.12.15)
Mir fällt in diesem Zusammenhang ein unvergessliches Gespräch mit einem etwa 12-jährigen vietnamesischen Jungen ein. Er erzählte von seiner Familie und dass die Großeltern schon tot seien. Aber sie seien immernoch wichtig. In der Wohnung gebe es einen kleinen Tisch, da seien Fotos von den Großeltern. An Festtagen werde immer etwas von dem guten Festessen für die Ahnen auf dieses Tischchen gestellt. Erst nach ungefähr 2 Tagen entferne seine Mutter das wieder. Und immer wenn eine wichtige Entscheidung getroffen werden müsse, dann überlege die Familie gemeinsam, was wohl die Großeltern dazu meinen und sagen würden.....
= traditionell praktiziertes NYO ZAI !
idi

 loslosch schrieb daraufhin am 15.12.15:
hier werden offfensichtlich die toten nicht instrumentalisiert. das fördert sicherlich den zusammenhalt. lo

 TrekanBelluvitsh (15.12.15)
Ha, zumindest Lektoren mögen tote Zeugen/Autoren, die haben keine Änderungswünsche mehr.

 loslosch äußerte darauf am 15.12.15:
können die erben nicht ein gewichtiges wörtchen mitreden? siehe die schwester von nietzsche!
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