Jugenderinnerungen

Erlebnisgedicht zum Thema Jugend

von  HarryStraight

Wir gehen auf den Spielplatz – in unserem Alter
Die Gänse schnattern
Jemand köpft eine Krähe und wirft den Kopf neben mich ins Gras
Er ist obdachlos
Besoffen torkle ich in das rote Plastikkarusell
Wir drehen uns im Kreis
Ob ich schwul bin, wollen die anderen wissen
Nein, ich hasse nur Männer, so die Antwort
Das blonde Mädchen auf der Bank hält sich die Hände vors Gesicht als sie gefilmt wird
Wir sind die desolate Lage des Staats- Und Gemeinwesens

Ein Mann auf Koks kommt zu uns gestürmt,
textet uns voll
Er lässt uns fassungslos stehen
Wir sehen wie er auf eine Gruppe Türken zustürmt,
die ihn sofort verprügelt
Er fliegt mit dem Gesicht gegen eine Informations-Glasscheibe
Wieder kommt er zu uns, über und über mit Blut befleckt
Er macht den Hitlergruß und sagt ihr scheiß Dreckschweine
Lasst ihn uns doch auch mal ein bisschen auf ihn eintreten, mache ich den Vorschlag
Ne, keinen Bock, sagen die anderen
Ich stelle mir vor, wie wir auf ihn eintreten, doch alleine will ich auch nicht
Scheiß Freunde, nie wehren die sich

Wir sind bei meinem besten Freund zu Hause
Wir sitzen auf einer Holzbank und eine winzige Töle streift uns um die Beine
Der Freund kocht Nudeln, seine Lieblingsspeise
Wir hören unser Geschrei
Der Vater kommt herein, nennt seinen Sohn eine linke Ratte
Es gibt Streit
Dürfen wir mit auf die Kellerparty?
Vater sagt ja
Da sind heiße Minderjährige, so der Freund, denen können wir auf den Arsch gucken
Die Schwester kommt herein
Was seid ihr denn für ein Loserverein?
Sie ist cool, denken wir

Wir sitzen auf einer Backsteinmauer
Die Normalen gehen an uns vorbei
Hasserfüllte Blicke, von den einen wie von den anderen
Mein bester Freund geht betteln
Wir so: Lass das, wir sind keine Assis
Er: Das ist doch Dreck!
Ein Stift macht die Runde, wir schreiben Botschaften auf die Mauer:
Ich furze gern!
Besoffen bin ich lustiger, findet eine Freundin von mir aber weniger
Schafft mir diesen Irren vom Hals!
Überall sind Scherben von unseren Flaschen
Ach könnte es doch immer so sein

Ein Freund, nicht gerade mein bester, leit mir einen Mantel von ihm
Jetzt bin ich ein Mann
Dann, auf der Blumenwiese, schlägt er mich zusammen
Habe gehört du hängst jetzt mit den Jüngeren ab,
mit den Pennern
Ich versuche seinen Kopf zu erwischen, doch er reißt mich runter
und wirft mich auf den Boden
Sein Bruder ist ein Volltrottel, spielt bei mir in der Band
Er klaut bei mir Kakao
So viel wie es geht absahnen ist seine Devise
Wir müssen nicht stimmen, das ist Dreck
Ich gebe den Mantel zurück, in vollem Bewusstsein des Unglücks,
Ich kaufe einen eigenen Mantel und kriege Probleme mit der Antivereinigung
wegen den Symbolen im Geiste der Vorbehalte gegen andere Menschen an den Schulter des Mantels
Es ist ein Mantel des Monopolwesens, sage ich. Ach so. Die Antivereinigung lässt mich ziehen

Auf der Party der Sexgöttin
Sie sitzt auf dem Bett und bekommt einen Orgasmus bei meinem Anblick
Ich könnte jetzt mit ihr schlafen, weiß aber nicht ob sie es wirklich will,
oder ob sie nur so angeturnt ist
Ich begnüge mich mit einem anderen Mädchen
Sie liegt auf dem Bett, ich und die anderen küssen sie
Sie tut als wäre alles normal
Ich habe ein Kondom in den Haaren;
es ist in meine Frisur integriert
Das hat die Massen aufgewiegelt
Sie sitzen zusammen in der Badewanne
Frauen, die gebären, findet ihr das toll? fragt eine Pennerin

Er schaut den Mann in der Kneipe kampfeslustig an
Gewalt - geil, oder? spricht aus seinen Worten
Damit hat er ihn am Wickel
Der Mann weiß nicht was er dazu sagen soll, druckst herum
Bis so eben war er noch der King im Laden
Er mit seinen Locken
Eine Besucherin will mir mit dem Knie in die Eier treten
wegen eines Herzchensymbols an meinem Rucksack
Es hat die falsche Farbkombination, erinnert sie an das Reich der Menschen mit Vorbehalten
Wir sind Schwule sage ich
Sie will uns nicht glauben, uns lieber vermöbeln
Lachend verlassen wir den Laden

Wir sitzen zusammen im Keller und rauchen Bong
Die Pfeife wurde aus einem Kanister selbst gebastelt;
es ist ein Geburtstagsgeschenk
Wir schneiden Bilder aus dem Nachrichtenmagazin aus
Keine Bilder von Bush und Bin Laden sagt mein Freund
Warum nicht, egal, okay
Seine Freundin sieht aus als hätte sie einen Totenkopfschädel
Nie wieder kiffen denke ich
Du Schlampe sagt mein Freund zu seiner Freundin
Sie trennen sich
Die Dicke ist auch da, sie hasst uns, will aber nicht gehen
Es läuft die traurige Musik
Ich lege eine Spaßdreck-CD auf
Wir ärgern uns darüber sagen mein Freund und seine Freundin
Ich muss grinsen
Das geschieht ihnen recht

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