Philosophischer Trostspruch?

Glosse zum Thema Schicksal

von  loslosch

Aequat omnes cinis. Impares nascimur, pares morimur (Seneca, um die Zeitenwende bis 65 n. Chr.; Epistulae morales). Die Asche (Sinnbild für den Tod) macht alle gleich. Ungleich werden wir geboren, doch im Tod sind wir gleich.

In der Wort- und Metaphernwahl war Seneca ein Meister, mehr ein Dichter als ein Philosoph. Ein moderner, ganz banaler Spruch enthält, kurz und knapp, dieselbe Essenz: Keiner nimmt was mit. Oder: Das letzte Hemd hat keine Taschen. Solche Losungen sind in den wenig begüterten Schichten beliebt. In der Oberschicht weht ein anderer Wind: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. (Est unusquisque faber ipsae suae fortunae; nach Appius Claudius, 3./4. Jh. v. Chr.). Auch ein Trostspruch? Für die Besitzenden eine Art Rechtfertigung ihres Status, für die Habenichtse Ausdruck der Resignation.

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Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (27.01.16)
Aus der Außensicht macht der Tod nicht alle gleich. Nach ihm beginnt der Nachruhm.
Es macht Sinn, dass du solche Sprüche schichtenspezifisch betrachtest.

 loslosch meinte dazu am 27.01.16:
bei der niederschrift hatte ich das nicht im hinterkopf. dann hatte ich einfach glück.

 TrekanBelluvitsh (27.01.16)
In dem Fall bin ich mehr für die Popkultur:
Du kannst dei Lebtag faul sein
Oder umanander gschaftln
Fünf Tag nachdem der Tod eintritt
Fangt jeder an zum Safteln

aus:  "Der Tod" von der Ersten Allgemeinen Verunsicherung
(Kommentar korrigiert am 27.01.2016)

 loslosch antwortete darauf am 27.01.16:
die darmentleerung tritt schon nach stunden ein. pfui!

 niemand (27.01.16)
Körperlich betrachtet, ja! Um manche jedoch, Prominente aus allen Ecken, wird ein Mythos aufgebaut, so dass ihr Scheingeist
quasi weiter lebt. Na, ja, persönlich haben sie eh nüscht davon.
Insofern kommen wir wieder zur Gleichheit aller, die dann auch nüscht von allem mehr haben LG Irene

 loslosch schrieb daraufhin am 27.01.16:
dieser gedanke, wie wird man post mortem über mich urteilen, scheint selbst unsterblich. cicero, der meist sehr sachliche, schrieb mal, wichtiger als das leben sei das nachleben in der erinnerung. die meisten politiker schreiben nur deshalb ihre erinnerungen nieder ... lo
Hannahlulu (18)
(27.01.16)
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 loslosch äußerte darauf am 27.01.16:
naja, science fiction halt. käme es je dazu, würden nach den superreichen die reichen nach irdischer unsterblichkeit streben. dann die mittelschicht usf.

bevor das halbwegs umgesetzt wäre, dürfte das sozialnetz der altersversorgung zusammengebrochen sein.
Graeculus (69)
(27.01.16)
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 loslosch ergänzte dazu am 27.01.16:
von tucholsky stammt der spruch: wäre ich eine höhle weiter geboren - oder so ähnlich!
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