Der Fehlertod

Gedicht zum Thema Alltag

von  ian_grey

Mein täglich Brot:
Der Fehlertod.

Tag für Tag betracht’ ich ihn,
er siecht in Blut und Schweiß dahin.
Er wirft Verzweiflung auf, und Hass,
doch macht auch hin und wieder Spaß.
Er lebt, er wächst und kämpft und fällt
und wenn er sich zu Dir gesellt,
dann siehst Du hin und glaubst es kaum:
Er ist ein Nachtmahr, ein dunkler Traum.

Auswüchse zieren ihn an unmöglichen Stellen,
Eiterbeulen platzen, und aus dem Magen quellen
halbverdaute Brocken. Er hat die Pocken und
gebrochene Knochen, er tut immer wieder kund,
dass es so nicht weiter geht.
Dass ihm dies und jenes nicht steht.

Tag für Tag bekommt er bekömmliche Nahrung,
wird mit Salbe behandelt, und jede Erfahrung
die wir mit ihm machen wird dokumentiert,
beim Knochen Richten sind wir ganz ungeniert
und legen Hand an, selbst wenn der Ekel uns packt:
Dieses Geschöpf ist hilflos und nackt.

Dann gehts wieder etwas, doch getreu dem Motto
„irgendwas ist immer“ gewinnt er im Lotto
der ungeahnten Nebenwirkungen,
der Medizin wird es abgerungen:
Die Salbe verursacht ein nerviges Jucken,
auf die bekömmliche Nahrung muss er dauernd spucken,
die Knochen verheilen, doch anders herum,
und wir stehen da, verloren und dumm.

So fühl Dich willkommen in unserer Welt,
denn hier bist jeden Tag Du ein Held.
Wir kämpfen den Kampf um Stabilität,
weil man uns am Ende dann wieder verrät
was verloren und was gewonnen ist,
wo funktioniert, wo versagt unsre List.
Wir sehen den Irrsinn, mit aller Gewalt
gepresst in eine Softwaregestalt.

Mein täglich Brot:
Der Software-Bug-Tod.

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Kommentare zu diesem Text

Hannahlulu (18)
(01.02.16)
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