Wie ich zum Troll mutierte

Beschreibung zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

Wie heißt es so treffend: Wir wissen immer mehr von immer weniger. Der Troll aus den Mythen ist ein Naturgeist des Nordens, vergleichbar unsern Feen und Elfen, die manchmal, aber nicht immer, eine menschliche Gestalt annehmen. Im anglo-keltischen Raum heißen sie Fairies. Laut Wikipedia bedeutet das schwedische Verb "trolla" (norewgisch: trulla!) zaubern. Und im Mittelhochdeutsch war "trüllen" gleich gaukeln, aber auch schon ein Betrügen im Sinne von Trugbilder erzeugen.
Wie unter Menschen, gibt es Hierarchien auch unter den Elementarwesen. (Siehe hierzu mein Standardwerk "Die dreizehn Trollkrieger") Wenn ein Box-Champion vom Mitbewerber entthront wird, schlägt er in einem sogenannten Rückkampf brachial zurück. Also ist es bei den Trollen: Die mit den kleineren Fäustchen lachen sich eher in dieselben und belassens bei Schabernack - jeder wie er kann.
Überhaupt regiert statt der Faust mehr der Mittelfinger, der ja auch Saturnfinger heißt, den sie fleißig gegen andere einzusetzen wissen Die Champions unter ihnen verursachen Bergrutsche, Erdbeben und andere Katastrophen, falls wer sich erfrecht, sie zu stören, oder ihre Natur und den Ort nicht zu würdigen weiß.

Schon kurz nach der Geburt sagte mein Vater, ich sei nur da, weil mein Bruder, sein geliebtes Helmutchen, nach bloß acht Wochen Lebensdauer gestorben war und ich also - das sagte er nicht, aber ich ergänzte es für den späteren Alzheimerpatienten - nur der Ersatz für den Kleinen sei. Das war das Schlüsselerlebnis und von da ab wusste ich, daß ich ein Fremdling war und bleiben würde unter Menschen und die sich dafür hielten, dh. ich lernte vorsorglich das Unsichtbarmachen.
Über das Helmutchen hab ich an anderer Stelle berichtet. Ich war nicht sauer auf ihn, der sich einfach entzog, sondern nur traurig über die Umstände der Konstellation für alle Beteiligten. Eine Schuld - wer hatte was ursächlich damit zu tun - das ist immer ein schwieriges Thema. Für Vater war es allerdings klar: Er übertrug seinen Schuldschein auf mich und peinigte den Buben, wo immer er konnte.
Schon früh sagte mir der Instinkt, wo man den Erzeuger für das Erleidenmüssen der Ungewünschtheit büßen lassen konnte: ich hielt ihm einen Spiegel hin, indem ich meinem Gesichtsausdruck das Bild einprägte "Ohne mich könntst du deinen Russlandfeldzug garnicht kompensieren" - und lächelte, wie heimliche Sieger lächeln.
Das traf ihn, heute weiß ich das und in schwachen Momenten tut es mir sogar leid. Aber damals wollte ich einfach nur irgendwie überleben. Dabei half mir der Instinkt und schenkte mir dieses vernichtende Rettungslächeln, welches die Verdränger gern voreilig dem Zyniker zuschreiben.

Es ist ein Umkehrzynismus - daß der Verursacher bei sich selbst wegen Verdrängung nicht wahrnehmen möchte und dieses auf den Schultern des Unterworfenen abläd. Sie nennen den Geprügelten "zynisch" und wollen ihm auch noch dieses letzte Rettungswäldchen abholzen, weg-psychologisieren. Da verlangt es der Anstand, all jene zu betrollen, die sich Bürger nennen.

Trollen heißt Trugbilder erschaffen.
Das Überleben in der Natur - früh begriff ich, wie nur das Töten anderer Lebewesen das eigene Dasein ermöglichte und fühlte mich tief schuldig. Dennoch, das galt ja für alle - überall wurde gefressen, gefickt, geschlafen, während unter Menschen eine sogenannte Moral dies alles in Überlegenheitsdünkel zweckdienlich entfremdete, aus der heraus man "anständig" zu sein habe. Kant hat das zum ersten mal für das denkfaule Abendland formuliert. Ein Dünkel, den sie "Moralphilosophie" nannten, aus dem dann die Wissenschaft entstank.
Mir war die Umkehr-Verlogenheit von Anfang an zuwider und ich beschloß erst einmal, nur noch Pflanzen zu essen, nur soviele, wie zum Lebenserhalt unbedingt nötig war - oder für Emporkömmlinge: ökonomisch zu leben. So blieb ich, infolge eines unbeabischtigten Nebeneffektes, ein Leben lang schlank. Soweit der erste Teil der Übung zum Unsichtbarmachen.

Trolle kämpfen für die Natur, der sie entstammen.
"Das sind Mythen" ereifert sich ein Pseudogrieche und Jünger Kants. Nämlich Mythen im Sinne von "Sinnbildlich, aber doch nicht naturwissenschaftlich nachweisbar."
Ich weiß nicht, ob das so ein gesunder Umgang ist. Unter Philosophen, sofern sie sophisch sind und nicht bloß Sophisten, ist alles im All zunächst ein offener Raum, offen für alles und alle: das All. Es gibt zwar die "Beweispflicht" unter Naturwissenschaftlern, aber für die Freunde des Denkens ist das an sich noch nicht verbindlich, da der Denker nicht die Erscheinung beforscht, sondern immer zuerst sich selbst, den Forscher also, mit all seinen Fehlern, die ja übertragen werden ... und so wurde ich zum Philosophentroll unter denen, die sich für Philosophen oder was auch immer halten - dabei genügte schon ein Hinweis auf ihren stets hungrigen Magen, um ihr humanitäres Gehabe ad absurdum zu führen.
Ja, unsereinem sprechen sie die Existenz ab, das kannte ich ja schon von Vater ... oder Petrus beim Verleugnen in Golgatha: "Ich kenne jenen nicht ..."

Geringschätzung ist die Mutter aller Kriege. Der naturwissenschaftliche Materialist schätzt die Materie geringer ein, als seinen Geist, sonst könnte er diese nicht beforschen und ausbeuten. Wer den Schatz schätzt, der beforsch ihn nicht, sondern beglückt ihn, respektive läßt sich von ihm beglücken. Man spricht da eher von Liebe.
Einem Troll, der ich geworden bin, glaubt man solchen "Unsinn" nicht. Das ist auch gut so, fördert es doch die nächste Stufe des Unsichtbarmachens. So kann man mitten unter ihnen weilen,  doch "mein Reich ist nicht von dieser Welt" - wie unser Obertroll sich einmal ausdrückte.
Das Naturreich, der "Rohstofflieferant" für den Eigendünkel, ist bevölkert mit Geisterhierarchien der jeweiligen Elemente. Deshalb heißen sie Elementargeister. Für den Menschen ist es selbstverständlich geworden, sie als Sklaven zu behandeln, in Motoren , Leitungen und dergleichen zu sperren und so weiter und so fort. Tausende von PS, um einzelne Ärsche durch ausgeplünderte, gänzlich zerstörte Natur zu fahren. ... Und sie, die am lautesten Respekt einfordern, sind immer die schlimmsten Vergewaltiger.

So nun, auf dem Abstellgleis des Geistesgüternahverkehrs, quasi um den "kategorischen Imperativ" vorbeizulassen - spendet man mir als einer aussterbenden Art so je und je Ghetto-Applaus für "neue Gedanken" - um weiter oben universitäre Überlegenheit zu demonstrieren - ja, so wurde mir das Trollen auferzwungen, schon quasi in die Wiege gelegt durch Helmutchens Tod ... mein armer kleiner Bruder ...
Zum Eigendünkel sei noch soviel gesagt, daß er über die Sichtbarkeit eines jeden Wesens entscheidet. Kein Dünkel, kein Eigen, keine Sichtbarkeit. Dunkel ist die mondlose Nacht und hell der Himmel in der Mittagssonne - dazwischen sind die Zwischenwelten, wo auf jeder Geistesebene entsprechende Wesen Wohnungen und Nahrung (-Annäherung) beziehen.

Die UR-Bilder, werter Pseudogrieche, sind archaische Wirkkräfte im eigenen Inneren. Sie müssen am Ort erschlossen werden in ihrer Be-Deutung, bevor man von ihren Wirkkräften "gebildet" wird - das heißt, um im Bild zu bleiben, ihr Same muß mithilfe des Frühlingsgottes Mars austreiben, in der Sommersonne der Taten reifen, im Herbst wird geerntet und von da ab ist ein Sterben nach der Ordnung des Saturn zu lernen, denn jeder Tod ist ein Übergang, der nicht ungefährlich ist.
"Wo Gefahr ist" heißt es darum beim geschätzten Dichter Hölderlin "da wächst auch das Rettende".
Gute Nacht jetzt, ich will den Gesängen einer Trulla lauschen. Und wer mich dabei stört, den werd' ich schabernecken, bis ans Ende der Zeit ...

 Northern Skies
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Kommentare zu diesem Text


 Judas (02.02.16)
Trolle können keine menschliche Gestalt annehmen und sie kämpfen auch nicht für die Natur! Und es heißt auch nicht "trulla" im Norwegischen, sondern "trylle" (bedeutet in der Tat zaubern: trylle fram - hervorzaubern, trylle vekk - wegzaubern. "trolldom" ist Zauberkraft). Das Wort "troll" bedeutet im Norwegischen ursprünglich aber etwas "Plumpes, Grobes, Unheimliches" - wurde später zum stehenden Begriff. (das nur am Rande. Immer brav recherchieren, wenn man solche laienwissenschaftlichen Texte schreibt)

Sorry, das musste sein. Kann ich so nicht stehen lassen :)

Ok zum Inhalt. Du sprichst da einige Sachen an. Die "Nicht-Beweisbarkeit" von Mythen für Naturwissenschaftler zum Beispiel, kommst dann aber auch gleich mit der Philosophie um die Ecke. Es gibt zum Glück ja noch viele andere Wissenschaften, deren Anspruch ein anderer ist, als das Beweisen von Etwas auf Basis mathematischer Formeln oder für menschliche Sinne begreifbar.
Dann biegst du aber schnell wieder ab und verlässt das Gebiet und ich bin unsicher, was du mit dem Text sagen willst. Dass du ein "Troll" im Sinne der Internetsprache bist, aber dich eher als "Troll" im Sinne der mystifizierten Natur gegenüber einer natur"ver"wissenschaftlichen Welt siehst?


Hilf mal.

Gruß,
Judas

 LotharAtzert meinte dazu am 02.02.16:
Hallo Judas,
zunächst vielen Dank für den fundierten Kommentar, insbesondere das "trolldom". Beim Aussprechen dieses Wortes spürt ein Empfindsamer, was es bedeutet, auch wenn man es nicht wüsste. Dh. es ist ein "Kraftwort", ein Mantra.

Im Gegensatz zu trolldom habe ich eine tiefe Abneigung gegen den von Menschen geprägten Begriff "Wissenschaft", da er "vor-gaukelt", jemand anderer, als der Schöpfer der Geschöpfe könnte über wahres Wissen verfügen - und dieses über den Ursprung seiner selbst stellen nennt man zu recht "Hybris", was im Deutschen etwa der Überheblichkeit entspricht. Es scheint zur menschlichen Spezis zu gehören, überheblich zu sein.
Mein (Dauer-) Anliegen ist es, auf diesen Mißstand aufmerksam zu machen: daß zwischen Naturwissenschaft und Spiritualität ein Abgrund besteht und solange fortbesteht, wie die sogenannte Wissenschaft ihren Anspruch nicht aufgibt - obwohl sie nur die Erscheinung beforscht und nicht das, was diese bedingt.

Ob ich nun ein Troll in diesem oder jenem Sinn bin, oder garnicht, ist nahezu wurscht. Wie heißt es doch immer so schön: "der Protagonist ist nicht der Autor". Ganz stimmt das zumindest in meinem Fall nicht, da ich immer auch Autobiografisches einfließen lasse.
Sollte damit Deine Frage noch nicht hinreichend klar beantwortet sein, bitte ich um Präzision derselben und werde sehen, was sich noch sagen läßt.
Nochmals vielen Dank - ich habe nur das Zeug von Wikipedia übernommen - Du aber scheinst aus klareren Quellen zu schöpfen.

Gruß
Lothar

 Judas antwortete darauf am 02.02.16:
Arg verzeih. Normalerweise bin ich selbst die Erste, die lyr Ich und Autor nicht gleichsetzt und hier hab ich's ausnahamsweise mal nicht getan. Möp! Entschuldige :)

Ja Wikipedia ist eine gute Quelle, aber nicht die Beste.

Ich bin selbst aber das lebende Beispiel, dass man gegen Wissenschaft keine Abneigung hegen muss, dass das, was du Spiritualität nennst und was denn als Wissenschaft beschreibst sich gar nicht ausschließen müssen. Das Troll-Wissen habe ich nämlich letztlich auch nur Dank der Wissenschaft - aber eben einer, die nicht mit Philosophie oder Mathematik gleichzusetzen ist. (Anthropologie nämlich oder schöneres Wort: Volkskunde. (auch wenn beide Fächer nicht unbedingt das Gleiche sind!) Man spricht meinem Fach gerne die "Wissenschaftlichkeit" ab, vor allem Soziologen, Historiker und Philosophen machen das gerne, nur, weil sich die Volkskunde an vielen wissenschaftlichen Methoden bedient, sich aber von ihnen nicht eingrenzen lässt).

Deine Ausführungen lassen mich den Text besser verstehen, danke dafür. Alles in allem will ich dir (und dem Prot deines Textes) trotzdem an's Herz legen, weder die eine noch die andere Seite (in deinem Fall: Naturwissenschaft und Spiritualität) gänzlich zu befürworten noch abzulehnen. Das führt ja zu nicht. Ein mir liebes Beispiel sind "Geister". Ich als Forscher maße mir nicht an, zu sagen, ob es Geister gibt oder nicht. Mir fehlen die Mittel um zu sagen "ja" oder "nein". Ich kann's auch nur schwer untersuchen. Was ich aber erforschen kann und was es ganz definitiv gibt, das sind Geistererfahrungen von Menschen. Ob die nun auf Drogenmissbrauch, geistiger Verwirrtheit oder echten Geistern beruhen ist dabei ja eigentlich vollkommen egal!
Abulie (45) schrieb daraufhin am 02.02.16:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 02.02.16:
"Schöner wäre es doch, beide --Wissenschaft und Spiritualität einfach in ihrem So-sein als Gegebenheiten anzunehmen, ohne Wertung ..."
Selbstverständlich wäre das schöner. Aber wir leben heute in einer von der Wissenschaft absolut dominierten Welt und keineswegs in einer spirituell dominierten. Ungefähr 99,9% zu 0,1% - da werden sich doch die 99,9 nicht etwa unterdrückt fühlen???
Abulie (45) ergänzte dazu am 02.02.16:
Diese Antwort ist nur für eingeloggte Benutzer lesbar.

 LotharAtzert meinte dazu am 03.02.16:
Die Frage nach der Dummheit ist schwer zu beantworten, weil zu bedenken ist, ob es nicht sogar 100% sind.
Nach der buddh. Lehre besteht die Nabe des ursächlich bedingten Weltenrades (Bhavachakra) aus Unwissenheit. Diese ist im Detail dreifach: aus Gier oder Anhaftung, aus Hass oder Abneigung und eben aus Unwissenheit, dem Nichtverstehen der zwei anderen.
Aus diesen dreien entstehen weitere Mischungen, vor allem Stolz und Eifersucht, was zu den fünf Aggregaten Form, Empfindung, Wahrnehmung, Bildkraft und Bewußtsein führt ... darüber habe ich bereits ausgiebig geschrieben.
Hier geht es nur um den Artenschwund - über kurz oder lang haben wir nur noch Wissenschaftsorientiertheit - und dann ist der Untergang unaufhaltbar.
Danke auch Dir und Gruß
Lothar
BabetteDalüge (67)
(02.02.16)
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 Judas meinte dazu am 02.02.16:
Danke, Babette :)

 LotharAtzert meinte dazu am 02.02.16:
Dem schließe ich mich an - Danke, Babette :)
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