Ein ganz besonderer Mensch

Geschichte zum Thema Ermutigung

von  millefiori

Der zweite Tag in der REHA-Klinik begann mit einem Termin der Bandscheibengruppe im ersten Stock.
Es war wie auf einer Verkehrskreuzung. Von allen Seiten liefen Patienten teils mit, teils ohne Krücken, im Rollstuhl oder ohne jede sichtbare Beeinträchtigung, geschäftig in den Gängen hin und her. Fast Jeder suchte etwas. Den Raum, in dem der nächste Termin stattfand, den zuständigen Therapeuten oder den Weg ins eigene Zimmer.
Ich stand wartend vor dem Raum, in dem mein Termin stattfinden sollte und die Leute die mit mir warteten, sitzend oder stehend, sahen meist sauertöpfisch drein. Ein "Guten Morgen " brachten manche nur sehr unverständlich brummelnd heraus.
Da kam in einem Rollstuhl ein junger Mann angefahren. Er fuhr nicht etwa so wie man in einer Klinik fahren sollte, weil da eben auch andere kranke Menschen unterwegs waren und man die nicht umfahren sollte. Nein, er fuhr voller Elan mit zügigem Tempo um die Kurve und bremste scharf, um dann unvermittelt neben einer Dame mittleren Alters, die gleichfalls im Rollstuhl saß, stehen zu bleiben.
" Guten Morgen alle miteinander !" rief er lauthals gutgelaunt in die Runde. Ich musste lachen und grüßte sofort fröhlich zurück. Was für ein Paradiesvogel. Er hatte lange Haare, die in lauter kleine Rastazöpfe geflochten waren und ziemlich verwuschelt und ungeordnet sein Gesicht umrahmten. Er hatte ein grell oranges Sweatshirt an und Sporthosen, sowie Sportschuhe.
Er war mir auf Anhieb sympathisch mit seiner positiven Ausstrahlung und so ging es allen die ihn sahen. Den Patienten und auch den Ärzten und Therapeuten. Fröhlich fragte er die Dame, neben der er abrupt zum Stehen gekommen war : " Na? Wie geht`s dir heute ?"
Darauf antwortete sie mit mürrischem Gebrummel:" Hmm, schon wieder rumstehen und so lange warten !" Das konnte die Laune von diesem Sonnenschein aber in keinster Weise trüben und er erwiderte: " Tja, so ist das, wir müssen alle warten - die einen warten fröhlich, die anderen traurig."
Sprach`s und grinste in die Runde und fuhr zu seinem Therapeuten, um diesen freudestrahlend zu begrüßen.
Mit diesem Satz hatte dieser Mann sofort einen Stein bei mir im Brett. Sagenhaft, da sitzt einer im Rollstuhl und trotz dieser ganzen Beschwerlichkeiten, legt er eine Zuversicht und gute Laune an den Tag, dass man sich davon einfach anstecken lassen muss.
Es war auch in den darauffolgenden Tagen so, dass er immer gut gelaunt durch die Gänge der Klinik fuhr. Er hatte für jeden ein freundliches Wort und ein Lächeln. Älteren Menschen die erst einmal mit den Folgen ihrer OP zu kämpfen hatten und nur mühsam lernten sich selbstständig zu bewegen, sprach er immer gut zu.
Kinder die zu Besuch waren und sich langweilten, setzte er kurzerhand auf seinen Schoss, auf den Rollstuhl, um mit ihnen Formel Einsmäßig die Rampen hinunterzusausen. Geduldig beantwortete er alle ihre neugierigen Fragen. Immer wieder fiel mir auf, mit welcher positiver Energie er an alles und jeden heranging. Er saß oft mit einem anderen jungen Mann, der spastisch beeinträchtigt war, zusammen. Er scherzte oft mit ihm und er behandelte alle gleich, ob mit oder ohne Behinderung.
Mein Respekt wurde von Tag zu Tag größer.
Nach einigen Tagen hatte sich eine kleine Gruppe gebildet, mit der ich öfter unterwegs war.
Das Wetter war wunderschön und wir genossen den Stadtstrand. Irgendwann im Gespräch kristallisierte sich heraus, dass einer aus der Gruppe, Sebastian , eine Freundschaft zu diesem Paradiesvogel aufgebaut hatte. Wir kamen von einem ins andere. Alle löcherten Sebastian, jeder wollte mehr über diesen besonderen Menschen erfahren.
Weil aber die wenigsten sich getraut hatten direkt nachzufragen, wußte keiner, warum dieser junge Mann mit den Rastazöpfen im Rollstuhl saß.
Sebastian erzählte uns, dass der Rollstuhlrastafari Max heißt und Landschaftsgärtner ist.
Er ist schon viel in der Welt herumgekommen und war auch bei einem echten Schamanen, der ihm ein Tattoo auf den Oberarm gestochen hat.
Sebastian erzählte uns Max Geschichte, in der wir erfuhren, wie er zu seinem Tattoo gekommen ist.
Dieses Tattoo hatte Max schon lange im Kopf gehabt, aber er traute sich nicht seine Wünsche dem Shamanen gegenüber zu äußern. Es war für einen Touristen schon eine große Ehre, überhaupt von diesem Schamanen tätowiert zu werden.
Der Schamane verließ das Zelt und Max dachte :
"Jetzt habe ich irgendetwas falsch gemacht." Ihm war ganz schön mulmig. Nach ein paar Stunden, erschien der Shamane wieder, trat zu ihm, sah ihn freundlich an und sprach:
"Ich habe mit den Göttern gesprochen und sie erlauben mir dich zu tätowieren."
Daraufhin sah der Schamane Max tief in die Augen, studierte ihn sehr lange und fing dann an zu tätowieren. Das Tattoo war der Kopf eines Wasser-büffels und er war genauso, wie Max es sich immer vorgestellt hatte. Ohne ein Wort darüber gewechselt zu haben, wußte der Schamane genau, welches Tattoo er machen musste.
Das war nur eine von vielen außergewöhnlichen Geschichten, die sich um Max rankten.
Aber niemand wunderte sich, oder zweifelte sie an, denn sie passten einfach zu diesem besonderen Menschen. Was wir aber am meisten an Max respektierten, war sein starker Willen zu leben.
Max wurde wegen eines Bandschebenvorfalls operiert. Er wachte auf und musste feststellen, dass er beide Beine nicht mehr bewegen konnte. Die Ärzte prophezeiten ihm, dass er nie mehr gehen könne und schickten ihn in die Kurklinik. Max konnte und wollte nicht akzeptieren, was die Ärzte ihm sagten. Eigenmächtig und ohne jegliche Hilfe trainierte er, Nacht für Nacht an den Holmen die für Gehübungen gedacht waren, zu laufen. Er machte dies ohne das Wissen der Therapeuten und der anderen Patienten.
Jede Nacht, wenn alle schliefen, übte er mit entschlossenem Willen zu gehen.
Als mein Klinikaufenthalt zu Ende ging und jeden Tag eine andere Person nach Hause fuhr, kam auch der Tag an dem Sebastian gehen musste und so feierten wir alle zusammen Abschied. Auch Max war dabei. Wir gingen in den Kurpark und feierten und amüsierten uns.
Irgendwann stand Max mit Hilfe von Sebastian auf und während wir alle mit offenen Mündern staunten, lief dieser Mann nur aus der Hüfte heraus, ohne jegliches Gefühl in den Beinen zu haben, bis zur Toilette.
Es waren bestimmt 30 Schritte und als er wieder zurückkam, klatschten alle in die Hände und feuerten ihn laut an, bis er wieder auf seinem Rollstuhl saß. Es war einfach ein sagenhafter Auftritt. Alle freuten sich mit ihm, klopften ihm auf die Schulter und gratulierten ihm zu seinem ganz persönlichen Erfolg.

Was aus Max geworden ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß, dass er unbedingt zur Fußball-WM nach Brasilien wollte und ich bin überzeugt davon, dass er es geschafft hat.

Ich habe sehr viel von diesem Menschen gelernt.
Ich habe gelernt, dass man niemals die Hoffnung aufgeben darf, egal was andere sagen.
Ich habe gelernt, dass man immer für seine Pläne kämpfen sollte und dass man mit positiver Energie sooo viel schaffen kann.

Diese Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, weswegen ich die Namen geändert habe.

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Kommentare zu diesem Text

Absinth (62)
(11.04.16)
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 millefiori meinte dazu am 11.04.16:
Freut mich, wenn meine Geschichte Dich inspieriert.
Liebe Grüße
millefiori

 Dieter_Rotmund (11.04.16)
Also da sind einige grobe Schlampigkeiten, z.B. "Shamane". Wenn Dir die korrekte Schreibweise nicht geläufig ist, warum schlägst Du nicht schnell nach? Wir Leser sind kein Allesfresser, denen man einfach alles so vor die Füße rotzen darf! (Es fehlen auch viele Kommas).
Eigentlich wollte ich noch was zum Inhalt schreiben, aber nun ist die Zeichenbegrenzung errei

 millefiori antwortete darauf am 11.04.16:
Danke für die freundliche Info. du kennst mich nicht. Deswegen verstehe ich die Art und Weise, wie Du deine Kritik anbringst nicht. Hört sich an, als würde ich mit dem Text absichtlich beleidigen wollen. Ich kann Kritik gut vertragen, aber der Ton macht die Musik.
Ich werde mir den Text nochmal durchsehen, leider bin ich kein Rechtschreibexperte, deswegen, dachte ich zumindest, schreibt man auch in einem Forum, um auch von anderen zu lernen.

millefiori
(Antwort korrigiert am 11.04.2016)

 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 11.04.16:
Es ehrt Dich, dass Du Dich hier verbessern willst. Sorry, dass sich zuerst etwas stinkig war, aber hier gibt es gefühlt Tausende, die einem was vor die Füß rotzen.
Mein erster Tipp: Laß die Rechtschreibprüfung Deines Schreibprogrammes über den Text laufen, das wird dir schon eine Menge Dinge aufzeigen (sicherlich: "Shamane").

 millefiori äußerte darauf am 12.04.16:
Da ist schon mein erstes Problem, computertechnisch völlig unbegabt, muss ich mir erst einmal so ein Programm runterladen. Bei Schamane, war ich mir so sicher gewesen, deswegen hatte ich erst gar nicht nachgesehen.

 Dieter_Rotmund ergänzte dazu am 12.04.16:
Ich empfehle Open Office, ist auch kostenlos.

 millefiori meinte dazu am 12.04.16:
Danke, werde mich so bald wie möglich darum kümmern.
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