16/4 abrakadabra

Gedicht zum Thema Abrechnung

von  sandfarben

schon als kind
träumte ich mir sonne
ins laken
in der küche wütete die angst
auf dem herd brodelte gerstensuppe
der kochlöffel
war nicht nur für den topf

geister sterben nicht
ich füttere sie
mit weichen worten
donnerstags sitzen sie auf der mülltonne
ich kenne jeden einzelnen
mit namen

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (13.04.16)
Ja, diese Geister bleiben leider lebendig. Dein Text machte Erinnerungen wach. Sie sitzen bei mir nicht auf der Mülltonne. LG

 sandfarben meinte dazu am 15.04.16:
Danke Armin, ich hoffe deine Geister sind längst IN der Mülltonne.
Liebe Grüße
christa
Gerhard-W. (78)
(13.04.16)
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 sandfarben antwortete darauf am 15.04.16:
Danke sehr, Gerhard.
glg christa

 Songline (13.04.16)
Der Text gefällt mir sehr, bis auf " der kochlöffel war nicht nur für den Topf".
Als ich den Text zum ersten Mal las, stolperte ich über das doppelte "koch" in Zeilen 5 und 6 und dachte bei "war nicht nur für den Topf": "Das habe ich mir schon selbst gedacht."
Ich habe jetzt länger überlegt, was man anders machen könnte, und schlage vor, diesen Teil gänzlich wegzulassen, da die Ängste in den Zeilen davor schon so gut beschrieben sind, dass der Leser sie nachfühlen kann.

Liebe Grüße
Song

 niemand schrieb daraufhin am 13.04.16:
Ich würde grade diese Stelle nicht weglassen. Die davor beschriebenen Ängste sagen nicht unbedingt etwas darüber aus, dass hier das Kind geschlagen wird/wurde, sondern könnten auch andere, existenzielle durch Armut bedingte Ängste der Erwachsenen sein [verbales Wüten]. Erst die Stelle mit dem Kochlöffel sagt etwas zum Schlagen aus. Ich finde sie besonders tragend und gut. Es wäre schade diese Stelle wegzulassen.
LG Irene

 sandfarben äußerte darauf am 14.04.16:
@Songline: das doppelte koch könnte ich abändern, da stimme ich dir zu, aber ich bin der Meinung, wenn ich die Zeile ganz weglasse, verändert es zu sehr den Inhalt. Niemand hat auch darauf hingewiesen.
Danke fürs Mitdenken und den Vorschlag.
Liebe Grüße an euch beide.
christa

 W-M ergänzte dazu am 14.04.16:
irgendwie bin ich auch über die zeile mit dem kochlöffel gestolpert, auf den wird man ja förmlich draufgestoßen ... mir fällt aber erst einmal auch nix besseres ein, ganz weglassen geht irgendwie auch nicht

 Songline meinte dazu am 14.04.16:
@niemand und sandfarben: Das mit dem Grund der Ängste stimmt, darauf bin ich nicht gekommen. Losloschs Vorschlag mit der brodelnden Suppe finde ich schon mal gut, dann ist das doppelte "koch" weg und die Lautgebung bleibt in etwa gleich.

Ich gehe mal etwas in die Richtung, aber aus dem Rhythmus:
auf dem herd brodelte gerstensuppe
unter dem kochlöffel
duckte ich mich weg

Das flasht mich auch noch nicht richtig, ist nur als Denkanstoß gedacht.
(Antwort korrigiert am 14.04.2016)

 sandfarben meinte dazu am 15.04.16:
Nun habe ich den Rat beherzigt und einmal das Kochen weggelassen und es mit Brodeln ersetzt. Ganz glücklich macht mich das nun auch nicht, aber vlt. doch besser, als zwei mal Kochen.
lg und danke für euer feedback.
christa

 W-M (14.04.16)
sehr gutes gedicht

 sandfarben meinte dazu am 15.04.16:
danke sehr.

 loslosch (14.04.16)
die kleinen mädchen wurden früher fast nie geschlagen, umso mehr die erst fünfjährigen buben, mehr von den müttern als den vätern.

als ich meiner mutter im beisein meiner halbwüchsigen söhne die stelle zeigte, wo früher der stock lag, meinte sie: es stimmt nicht! (vllt. hatte ich die stelle ungenau beschrieben.)

zum text: statt kochen könntest du brodeln wählen.

 sandfarben meinte dazu am 15.04.16:
Bei uns waren nur Mädchen und ich war halt die Vorlauteste. Zitat: musst du immer das letzte Wort haben....
Aus dieser Lebenserfahrung heraus habe ich meinen Sohn nie geschlagen.
Danke für das BRODELN, habs angenommen.
lg christa
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