Die Wölfe vor den Toren

Skizze

von  beneelim

Ich stelle es mir vor. Kein Ereignis ohne Bedeutung, keine Entscheidung, die nicht zur Verzweiflung führt über das, was man verliert. Wenn man mich fragen wollte, welche Lehre ich aus dem Verlauf meines Lebens am Ehesten ziehen würde, so würde ich wohl raten: halte dich an das Übel, das dir am Erträglichsten scheint.

Denn worauf auch immer deine Wahl fallen wird, du wirst stets das als Schatten mit dir tragen, worauf du verzichtet hast. Es wird dein Gesicht jung halten und es wird diese Bitterkeit in deinen Blick legen, die dich jeder Versuchung entsagen lassen wird. So wirst du sterben, verlassen und blind, ein Säugling deiner mutlosen Träume, eine Lieblichkeit, die keinem je große Umstände bereitet hat.

Aber wenn etwas verbliebe, ein wenig nur von deiner kindlichen Leidenschaft, von schüchternen Küssen im Baumhaus, gut versteckt in den Kronen der Pinien hinter dem Haus deiner Großeltern. Nur ein flüchtiger Gruß muss es sein, hinüber, unter die Zweige, die kein Sonnenstrahl je erreichen kann. Geschichten vom Zweifeln und wie viel Lust es bereitet, es bräuchte nicht viel.

So aber wirst du dich zerreißen, um Beides zu haben, die Gewissheit und das Abenteuer, den Erfolg und das Unverbindliche. Wirst allem erliegen, das dir schaden kann, nur um am Ende zu überlegen, ob nicht du es hättest sein können, der eine andere Abzweigung hätte nehmen können. Zu so vielen Gelegenheiten. Und wie viel Feuer du jemals gewesen sein magst, du, der du nun Asche bist. Was du nicht alles übersehen hast. Und was ich mir vorstellen will.
Folge mir.

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (06.05.16)
Spinoza meinte in meinen Worten ausgedrückt, wenn ich ihn richtig gelesen habe, wir Menschen wären wie Linien, die sich kreuzen, berühren und parallel nebenher laufen können, die sich nie selbst einschließen können. Wobei wenn ich an das Game Snake denke...

Ave,

Augustus
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