RÜBEZAHL

Gedicht zum Thema Mythisch

von  harzgebirgler

Wer so durch Kramerswinkel * streift
und blickend durch die Gegend schweift,
der staunt, denn dort hockt „Rübezahl“
und schaut in Bronze still zu Tal.
Der Name ist schon echt kurios –
man fragt sich nur: Was meint der bloß?!
Was „zählen“ heißt und „Rüben“ sind,
weiß ja nun echt fast jedes Kind:
Einer zählt Rüben wie Moneten
und das auch noch in den Sudeten,
wo Rübezahl bekanntlich haust –
wenn mich da nicht der Affe laust!
Der Volksmund aber hilft uns weiter,
so wie die Sprossen einer Leiter.

Auf EINE „Rübe“ kommt’s hier an –
die hat die Frau, die hat der Mann,
denn damit ist der Kopf gemeint,
der hohl doch ziemlich nutzlos scheint.
Das ist der Fall bei manchem Tropf;
deshalb hat der auch seinen Kopf
im Grunde nur zum Haareschneiden –
Friseure können das gut leiden!
In „Zahl“ steckt „Zagel“, das heißt „Haar“,
das früher schon gebunden war
zum Zopf oder zum Pferde-„Schwanz“:
So konnte man trotz Langhaar ganz
frei in die Botanik schauen
und musste nicht auf Strähnen kauen.

Die Mähne stört so nicht das Blicken –
sie liegt, gebunden, auf dem Rücken.
Auch Rübezahl ist so frisiert,
was ihm die Weitsicht garantiert:
Mit freiem Blick auf Berg und Tal
bewacht nämlich der Rübezahl
sein Reich, gibt Acht, was du so treibst
und ob du auch recht sittsam bleibst.
Nie sollst du seinen Ärger wecken –
hüte dich stets, ihn frech zu necken:
Er führt dich irre, was ihn freut,
und selbst ein kurzer Weg wird weit,
so weit, dass du ihn endlos gehst
und bibbernd um Vergebung flehst.

Ein Herz hat er für alle Armen,
kennt ihre Not und hat Erbarmen,
gibt ihnen, was er Reichen nimmt,
die er dabei noch gern vertrimmt.
Vergreifst du dich an seinen Schätzen,
willst dich bereichern, nicht ergötzen
an Gold und Silber, Bergkristallen,
die lockend dir ins Auge fallen,
dann wäscht dir Rübezahl den Kopf –
ob mit oder ob ohne Zopf:
Er schickt dir Wetter auf den Hals,
die dich im Falle eines Falls
mit Blitz heimsuchen und mit Hagel –
ja, all das kann der Rübezagel!

Wie immer man das Wort erklärt
und bei der Sinngebung verfährt
(bei manchen ist sie nicht so schön,
sondern im Gegenteil obszön,
denn Rübe kann auch „Hure“ sein
und „Schwanz“, na ja, ist auch nicht fein):
Die Kunst stellt ihn als Riesen dar,
und dass er Bart trägt, ist wohl klar.
Er hauste einst im Harzerland
bei Goslar, wo man Erze fand,
die er durch Leute fördern ließ,
an deren Frechheit er sich stieß.
Sie nervten ihn so lange bis
dem Rübezahl die Hutschnur riß.

Er ließ den Schacht zusammenkrachen;
den Frechdachsen verging das Lachen,
als so der Berg ins Rutschen kam
und allen fast das Leben nahm.
Verletzt kroch mancher noch ans Licht –
den Rübezahl, den kümmert’s nicht:
Enttäuscht kehrt er dem Harz den Rücken
und ließ sich nun woanders blicken.
Gen Osten zog er, gen Sudeten
ganz ohne Pauken und Trompeten
und herrscht seither dort, wie du weißt,
als guter Riesengebirgsgeist –
´ne alte Handschrift gibt’s in Wien,
da steht die ganze Sage drin.

* Goslarer Stadtteil --->http://static.panoramio.com/photos/original/87496776.jpg

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (08.05.16)
Mag  Musäus.
(Kommentar korrigiert am 08.05.2016)
Taina (39)
(17.10.22, 10:25)
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 harzgebirgler meinte dazu am 17.10.22 um 10:43:
:) :) 
...der hat mir schon als kind sehr imponiert
und mich dann zu der ausgrabung verführt
nach einigen jahrzehnten im gedicht
denn das gelang dem kind ja einst noch nicht! ;)
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