Erinnerst du dich noch an diesen Club unter der Reeperbahn?

Legende zum Thema Beobachtungen

von  isanghankae

Als ich auf die Herrentoilette, vorbei an einer hinter farbigem Plexiglas in die Wand eingelassene Lichtinstallation ging, dachte ich darüber nach, wie ich meine Freunde in dem Gedränge wieder finden konnte. Ich ging quer durch den dunkelgrau gefließten Raum, vorbei an den üblichen Waschkonsolen mit Spiegel auf der einen und Toilettenkabinen auf der anderen Seite. Im Toilettenraum klang die laute Technomusik aus den Gängen wie der Pulsschlag eines Titanen. Reduziert auf ein gedämpftes rhythmisches Wummern. Einen Parkour aus Urinpfützen überspringend erreichte ich ein Urinal und fing an zu, naja du weißt schon, als ich plötzlich ein Kribbeln im Nacken spührte. Viele Menschen bilden sich ein, sie könnten Blicke im Rücken spüren und ich zähle mich auch dazu. Langsam drehte ich mich um, natürlich OHNE daneben zu pissen und erst in diesem Augenblick fiel mir die Schlange junger Männer auf, die alle hintereinander stehend vor den offensichtlich besetzten Toilettenkabinen warteten. So viele waren es, dass die Schlange sogar bis durch die Tür hinaus in den Vorraum reichte und alle starten mich an, da ich der einzige im Raum war, der die Urinale benutzte. Genauso langsam wie zuvor drehte ich mich wieder um und bekam erst mal einen kleinen Schweißausbruch, denn es ist gar kein schönes Gefühl wenn zehn Männern einen gleichzeitig mit ihren Blicken penetrieren, während man mit halb heruntergelassener Jeans da steht. Als ich fertig war schloss ich meine Hose, hüpfte souverän über die Lachen zu den Waschbecken und begann mir die Hände zu waschen. Im versifften Spiegel konnte ich dabei die Männer in der Schlange beobachten wie sie mich beobachteten. Ich drehte mich zur Seite und fragte mitleidig lächelnd: ”Sagt mal, müsst ihr etwa alle kacken?” Der Erste in der Schlange, ein hamstergesichtiger, bulliger Typ mit rot-schwarz kariertem Flanellhemd und schwarzer Skinnyjeans stieß hämisch: ”Seh` ich etwa so aus als ob ich KACKEN müsste?”,aus. Die Anderen rollten mit den Augen. “Ähh... Ja!”, erwiderte ich und riss mir ein Streifen Papier aus dem Spender um mir die Hände abzutrocknen. Die Verkniffenheit seiner Poperze spiegelte sich tatsächlich in seinem Gesichtsausdruck wieder. Seine grundlose Unfreundlichkeit und die angespannte Atmosphäre im Raum hatten mich schlagartig wieder nüchtern gemacht. Sogar das Summen der Neonröhren schien jetzt lauter als die wummernde Musik zu sein. In diesem Moment öffnete sich die Tür einer Kabine und ein Typ, der genauso aussah wie jener, der nicht kacken musste trat energisch heraus. Nicht ohne mich vorher noch mit einem abschätzigen Seitenblick zu bedenken, stürmte der Blödmann in die Kabine und schlug die Tür hinter sich zu. “Was sind das bloß für Leute hier?!”, dachte ich, als ich an der langen Parade junger Männer vorbei die Toiletten verließ. Im Durchgang zur Partyszene, die mich sofort wie ein Tsunami aus Musik, Stroboskoplicht, Körpern und Geschrei überrollte, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich drehte mich langsam auf dem Fleck um 360 Grad und observierte dabei jede Einzelheit auf dem Dancefloor. Die blond gelockten Frauen, die gackernd ihre Köpfe in den Nacken warfen. Männer, die in futuristisch anmutenden, asymmetrisch geschnittenen Hemdchen tanzten und in Polizeiabsperrbänder gewickelte Schaufensterpuppen. “Diese Leute hier...sind alle auf DROGEN!”, erkannte ich und mir lief ein kurzer Schauer über den Rücken.

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Kommentare zu diesem Text

parkfüralteprofs (57)
(17.05.16)
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 isanghankae meinte dazu am 17.05.16:
Uiuiui, so viel Aufmerksamkeit in den letzten Tagen! I like it! ^^ Btw was sagt denn deine Großmutter zu deiner...Meinung?

Grüße, Philip
parkfüralteprofs (57) antwortete darauf am 17.05.16:
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 Dieter_Rotmund (13.09.21)
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