Dust My Broom

Beschreibung zum Thema Bewusstsein

von  LotharAtzert

7.
Mit Maria durchfuhr ich das Gemüt. Ganz so, wie man bei Zugreisen 1. Klasse reist und die äußere Welt in Licht und Schatten vorbei huscht. Nur besteht diese Welt in einer Art Spiegelung: was man in sich vergessen hat, erscheint als Zeichen in der Welt, um re-integrierbar zu werden.
Ich erfuhr oder durchfuhr damals nicht mehr ausschließlich die eine oder andere Landschaft, sondern erahnte das Wesen von Samsara - nämlich daß das, was wir gemeinhin "Welt" nennen, die zahllose Folgen von Irrungen und Wirrungen sind, ohne daß diese jemals aufhörten. Jeder Ursache folgt die entsprechende Wirkung, verwirrend getrennt durch zahllose Rhythmen.
Und ich fuhr auch nicht nur erster Klasse, sondern meistens schwarz.

"Illusion und Spiegelung sind identisch" sprach Maria. "Was nicht reinguckt, kann auch nicht im Spiegel erscheinen. (Wobei die Wertung des Geschauten einer extra Betrachtung am Ende des Textes gewidmet sein soll. Sie ist, mit Verlaub, nur für Verrückte geeignet, auf keinen Fall für staatlich geförderte Philosophen. Dem Urgrund ist das Staatswesen, als Verwaltungsapparat von angehäuften Irrtümern, nicht der Beachtung wert.)
Und wenn ich sage, sie seien identisch", sprach ihr Geist weiter zu mir, "so impliziert der Vorgang des Sehens des eigenen Spiegelbildes ein Übergeordnetes, welches dieses Sehen erst ermöglicht. Dieses Übergeordnete, oder auch Urgrund oder Prinzip, ist jene Ordnung, aus der Innen und Aussen, sich spiegelnd, hervorgehen ... und natürlich auch wieder ineinander verschwinden".

8.
Maria, ich spreche es fürs allgemeine Verständnis in der Vergangenheitsform, obwohl sie ja allgegenwärtig ist. Und nicht genug, das Ich ist auch einziger Leser der Worte, die ihm wie ein Vogelschwarm entfahren. Wenn die Amsel, die Nachtigall und die Lerche gleichzeitig singen, so hört doch die Amselfrau nur den Amselmann; desgleichen bei Nachtigall und Lerche. Jeder hört die eigene Art und so vernahm ich Maria durch vielerlei Menschengewirr.

Um die Art zu erhalten, wird gesungen, geworben, gevögelt. Die "Eigen-Art". Die Art des anderen besingt weder Sänger, noch verlockt es ein Weib.
Maria lehrte mich, wie ich sie in der illusorischen Welt auf dem Lotusthron visualisieren soll, damit ich während der Fahrt nicht an meinem einsamen Verlangen nach ihr und unserer Art zugrunde gehe und jederzeit eine Zuflucht hätte, die sich über dem Scheitel befände. Denn dort erscheint unser Wesen als tausendblättriger Lotus, der sich erst öffnet, wenn er durch alle Verunreinigung durchgewachsen ist. Jenseits von Trennendem, jenseits der Illusion von Zeit, Raum und Subjekt.

"Worauf stehen deine Füße? - auf der Erde und Erde heißt nicht nur "w-erde", sondern auch "vergehe" bzw. merde, also Scheiße. Erde bleibt, als Zeugnis gelebter Vergangenheit. Darauf bauen wir unser Weltbild, wie der Bauer das Saatgut auf den Stallmist.

Maria hieße sie, doch sei das nur ein Name von tausend weiteren, wie Prajna Paramita, wenn sie über dem Scheitel thront - und Hekate auf dem Kreuzweg, Morgana bei den Kelten und im Orient. Als Gäa läßt sie die Samen aufgehen und als Aphrodite geht ihr der Ares auf den Leim. ...
"Und welchen Nutzen soll das haben?" fragte ein Staatsbediensteter unlängst.
Kein Nutzen! Ein Nichtsnutz bin ich und schreibe vom Nutzlosen. Ein Diener meiner inhärenten Liebsten überm Haupt und unterm Fuß.
So lehrte sie mich aus tiefem Entspannen. Wenn alles entspannt ist, ist der Geist frei, dorthin zu fahren, wohin es ihn zieht. Man braucht ja nicht überall diesen schweren Körper mit hinzuschleppen, diese Zellenanhäufung, die so schwer zu erlangen und so leicht zu verlieren ist.

Zur Wertung des Geschauten - sie sprach auch über Fitness. Weil sie mein Hängen an schönen Körpern erkannte: Dieser Wahn sei ein Begleit-Produkt des Geistesverfalls. Man wolle wie ein Gott, wie eine Göttin erscheinen, ohne die entsprechende reine Geisteshaltung zu verwirklichen. Sie "trainieren" bloß Fleisch und Muskeln, das sei Hybris und würde im Maße der An-Maßung geahndet und in Bestürzung enden. Jeder bekomme, was er sich ursächlich erwirke.

 Dust my Broom

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Kommentare zu diesem Text

Bette (70)
(26.05.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 26.05.16:
Fehler ist mein zweiter Name.
Über’m Haupt spielt sich das Wesentliche ab. Alles andere ist nur ein Besen, ein Hören nach Angehörigen. :)
Danke
Gruß retour
(vergiß’ auch bitte nicht: ich war´, von zahllosen Affairen abgesehen, zweimal verheiratet, hab eine erwachsene Tochter und hatte ca. 90 000 DM Schulden, die ich mit Zinsen alle zurückzahlte, bevor ich ein zurückgezogenes Leben begann. Daß ich auf eine finale letzte Affaire in London (;-)) verzichtete, hat auch bloß mit Altersgründen, Krankheit und einem Schuß Vernunft zu tun).
(Antwort korrigiert am 26.05.2016)
Bette (70) antwortete darauf am 28.05.16:
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 LotharAtzert schrieb daraufhin am 28.05.16:
Für solche Mitteilungen gibt es das Eingabefeld "privater Kommentar".
Brauchst Dich nicht zu wundern, wenn du als "Esoterikerin" verkannt wirst und in der Lesergunst weiter absinkst, wenn Du "so etwas" öffentlich mitteilst.
Absinth (62)
(26.05.16)
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 LotharAtzert äußerte darauf am 26.05.16:
Ein Aphorismus, Dein Paradoxon, ja genau.
Du hattest letztens die Ur-Version vom Elmor. Hier ist ein
 Tribute to Elmor von zwei nicht ganz unbekannten Größen ihres Genres. Viel Spaß beim Hören und Danke fürs Comment.
Gruß
L.
Absinth (62) ergänzte dazu am 26.05.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 26.05.16:
gut möglich ... war vielleicht vor meiner Zeit als Spielerfrau.
(Antwort korrigiert am 26.05.2016)
AfD (38)
(26.05.16)
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 LotharAtzert meinte dazu am 26.05.16:
Da ich selbst kein Wasch- sonder Broombär bin, kann ich dazu nicht viel sagen. Bloß dieses eine: Danke!
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