goethenöte

Gedicht zum Thema Fantasie

von  harzgebirgler

Herr Goethe saß vorm Gartenhaus
mit reichlich schlechter Laune -
da spähte eine flotte Maus
entlang des Grünstücks Zaune.

Der Dichterfürst ward das gewahr
und fühlte sich belauert,
zumal er mieser Stimmung war,
weil die Verdauung dauert’.

“Ob du, mein Kind, wohl Gretchen heißt“,
blafft’ grob der große Meister,
“und Näheres von Faustus weißt -
sonst scher’ dich übern Deister!“

Sein Eckermann, der eben kam,
glaubt’ echt, nicht recht zu hören,
bevor er sich ein Herze nahm
und anfrug: “Darf ich stören?

Ihr habt mich zum Diktat bestellt!“
Prompt raunzte Goethe ihn an:
“Sorg’ bloß, um alles in der Welt,
daß ich zum Stuhl gehen kann!

Koch’ schnell ’nen starken Abführtee -
die Musen müssen warten,
da ich mich noch zu Tode bläh’
gleich mittenmang im Garten!“

(2005)


Anmerkung von harzgebirgler:

Von Goethe selbst stammt übrigens ein kleines Gedicht - Antwort an einen übel wollenden Rezensenten - mit dem Titel "Freuden des jungen Werthers". Darin wird erzählt, wie ein Geist auf Werthers Grab fröhlich seine Notdurft verrichtet und alsdann dem Verblichenen nachruft: "Der gute Mensch wie hat er sich verdorben!/ Hätt er geschissen so wie ich,/ Er wäre nicht gestorben!" Dem Dichterfürst lag der Stuhl-Gang also nachweislich am Herzen!

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