Lamento notturno

Sonett zum Thema Verlassenheit

von  Irma

Ich wickele mich in dein schwarzes Leinen,
umhülle mich mit deinem Fransentuch.
Es lastet auf mir wie ein dunkler Fluch.
Zu schwer scheint jedes Ruhen, ich find keinen

Schlaf, wenn ich ihn auch noch verzweifelt such!
Ich dreh mich mehrmals, wende mich in meinen
wolldicken Decken, hör den Hofhund weinen:
Er heult sein Nachtlied in mein Jammerbuch

und will nicht schweigen. Denn der alte Rüde
ist auch schon lange des Alleinseins müde.
Der Mond scheint still herab aufs Hundehaus.

Als wenn da neben mir noch etwas wäre,
greift meine Hand nach links - und greift ins Leere.
Vorm Fenster schreit lautlos die Fledermaus.

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Kommentare zu diesem Text


 Jorge (21.06.16)
Was so alles in der Nacht passiert?!
LG
Jorge

 Irma meinte dazu am 30.06.16:
Eine Nacht kann lang sein. Vor allem, wenn man wach liegt! LG und Dank, Irma

 AZU20 (21.06.16)
Was für eine Nacht! LG

 Irma antwortete darauf am 30.06.16:
Jau! Lieben Dank und Gruß, Irma

 EkkehartMittelberg (21.06.16)
Ein in jeder Hinsicht gelungenes Sonett mit eindringlichen Bildern, Irma.
Manche wissen nicht, wie schwierig es ist, ein stimmiges Sonett zu schreiben.
LG
Ekki

 Lluviagata schrieb daraufhin am 21.06.16:
Genau so!

 Irma äußerte darauf am 30.06.16:
Umso mehr freue ich mich, dass ihr beide es zu schätzen wisst! Liebe Grüße und ein ganz herzliches Dankeschön, Irma

 monalisa (06.07.16)
Nicht nur der alte Rüde scheint mir hier des Alleinseins müde, liebe Irma. Dieses Gefühl der Verlassenheit und Sehnsucht hast du in dunklen Farben eindringlich gemalt. Da ist eine Innigkeit in den umarmenden Reimen der Quartette, die sich nicht ganz behaupten kann, wenn Innen- und Außenreimpaar die Plätze tauschen, Harmonie, die ins Leere greift wie die Hand, die Nähe sucht und nirgendwo Halt findet ...

Vielleicht siehst du dir den ersten Vers des zweiten Quartetts noch einmal an, durch sechs Einsilber hintereinander, ’ach’ und ’doch’, liest es sich für mich ein wenig füllselig aufgepfropft. Ich denke, du möchtest das Nicht-und-nicht-zur-Ruhe-Finden damit ausdrücken. Für mich hört sich ’s nicht 100%ig stimmig an.

Ich fühle mit dem alten Rüden ;)!
Liebe Grüße
mona

 Irma ergänzte dazu am 27.07.16:
Liebe Mona, bitte entschuldige, dass ich erst so spät auf deinen schönen Kommentar antworte. Mir fehlte in letzter Zeit einfach die Zeit!

Ja, mit dem Wechsel der Reime in den Quartetten wollte ich das ruhelose Drehen und Wenden in den Decken verbildlichen. Wenn man nicht einschlafen kann, dreht man verzweifelt die Außenseite der Bettdecke nach innen und dann wieder anders herum. Aber meist hilft auch das leider nicht.

V.5 las sich, da muss ich dir recht geben, tatsächlich recht holperig. Vielleicht hast du meine Änderungen von letzer Woche schon bemerkt? Mir ging es hier vor allem darum, dass ein gewichtiges Wort wie der "Schlaf" auf eine unbetonte Silbe fällt. Um das besser herauszukehren, habe ich die auftaktlosen "dicken Decken" in V.7 jetzt auch zu "wolldicken Decken" gemacht. Ich hoffe, dass der "Schlaf" jetzt klar zur Auftaktsilbe wird und sich die Zeile besser liest? (Eine ähnliche Betonungsverschiebung habe ich übrigens im letzten Vers bei "lautlos" versucht.)

Ich danke dir herzlich für deinen einfühlenden Kommentar und grüße dich ganz lieb! Irma
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