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Tagebuch zum Thema Missbrauch

von  keinB

"Es ist nur zu Deinem Besten!"
Ich starre das Glas an. Zitronensaft, gemischt mit warmem Wasser, Ahornsirup und einer Prise Chayennepfeffer. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, mindestens eine meiner täglichen Mahlzeiten damit zu ersetzen. Das Zeug schmeckt scheußlich, aber Widerspruch ist zwecklos und schmerzhaft, das hatten wir schon.

"Niemand ist glücklicher als ich, wenn Du endlich abnimmst!"
Was ich lerne: Du bist dazu da, mich glücklich zu machen. Wehe, wenn ...

"Friss nicht so viel!"
Das Mantra meiner Kindheit. Ich esse nicht, ich fresse. Und dazu der verächtliche Gesichtsausdruck. Wi-der-lich!

Ihre Glanznummer: "Wenn Du nicht endlich abnimmst, dann werden die Männer später nicht mit Dir ins Bett gehen, weil sie Dich lieben, sondern nur, weil sie wissen wollen, wie sich eine Fette im Bett so anstellt!"
Was ich lerne: Um geliebt zu werden, muss man perfekt sein - die Kriterien dafür geben Andere vor.

[25 Jahre später wird sie behaupten, dass sie mich nie zu mehr als einer, ja höchstens vielleicht zwei Diäten gezwungen hat. Sie verstummt für einen Moment als meine Aufzählung den einstelligen Bereich verlässt. Dann spricht sie wieder über Belangloses, und das Thema ist für sie abgehakt.]

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Kommentare zu diesem Text


 IngeWrobel (18.07.16)
krass! Ich hab Ähnliches geschrieben. Und nur so kann man darüber schreiben, wenn man (selbst) betroffen ist = vermeintlich sachlich bis unbeteiligt.
LG, Inge

 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Mh. Ich könnte sicher auch hyperemotional drüber schreiben. Aber um ehrlich zu sein, wäre das mehr Invest als die Situation verdient hat.

Vielen Dank und liebe Grüße
KB

 IngeWrobel antwortete darauf am 22.07.16:
Okay! So war es nicht gemeint: Natürlich weiß ich, dass Du das auch anders hättest schreiben können. Das ist ja gerade das Gute, dass Du nicht auf die Tränendrüse drückst - das macht für mich den Text so authentisch.
Nochmals Lob und liebe Grüße!
Inge
Mondscheinsonate (40)
(18.07.16)
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 keinB schrieb daraufhin am 22.07.16:
Das Zeug is irgendso ne Fashion-Diät, die regelmäßig seit den 80ern (oder noch früher) von irgendwelchen Frauenzeitschriften aufgegriffen wird - mit sensationellen (falschen) Versprechen.

Liebe Grüße und vielen Dank
Tina

 sandfarben (18.07.16)
Ganz schlimm, wenn Menschen nicht so akzeptiert werden, wie sie sind, noch schlimmer, wenn das die eigenen Eltern sind! Eine traurige Geschichte und leider passiert sie immer wieder.
christa

 keinB äußerte darauf am 22.07.16:
Danke dir.

 niemand (18.07.16)
Gut und fast sachlich geschrieben, dennoch der aufmerksame Leser
wpürt das seelische Elend zwischen den Zeilen. LG Irene

 keinB ergänzte dazu am 22.07.16:
Dankeschön.
Graeculus (69)
(18.07.16)
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 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Absolut.

 FRP (18.07.16)
Immerhin siehst Du sehr dünn aus, insofern ...

(Sagt einer, dem gesagt wurde: "Der Wanst bleibt solange am Tisch sitzen, bis er aufgegessen hat!")

 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Das Profilbild? Das is ein Fake. ;)

 Dieter Wal (18.07.16)
Von mir die Leserwertung "gruselig". Sie bezieht sich auf den Inhalt, nicht den Stil.

 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Danke.

 Augustus (18.07.16)
Wenn mehrere negative Parameter sich zu einem Punkte zusammenfinden, so reduzieren sich aus der Fülle der möglichen Hanldungen die Handlungen und nur eine bestimmte negative Handlung schlüpft aus dem Menschen heraus, die dann die Welt betritt und Schaden dem Gegenüberstehenden anrichtet: es ist ähnlich wie mit einer Lottokugel, die mit anderen in dem Behälter herumgerollt wird, bis dann eine herausspringt, hier in dem Fall eine negative, weil die im Behälter verteilte Kugeln vermehrt negativ sind.

Es gilt im erwachsenen Alter über diesen, schlechten Dingen zu stehen, weil die Person,die Schaden angerichtet hat, in der Regel, wie gesagt, in ihren Möglichkeiten sehr eingeschränkt war/ist.

Ein extremes Beispiel wäre, von einem agreissiven Hund gebissen zu werden. Die negativen Parameter führen dazu, dass die Handlungen des Hundes eingeschränkt sind, so dass nur eine Hanldung übrig bleibt: das Beißen. Es gilt die Sachen zu durchschauen und sich im eigenen Geiste mehrere Auswahlmöglichkeiten freizuschalten.

Ave,
Augustus

ps: dennoch, sehr traurig der Text.

 niemand meinte dazu am 22.07.16:
Ein sehr guter und durchdachter Kommentar!
LG niemand

 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Ich fand folgendes Bild lange sehr passend:
Ein Mensch ist ein Gefäß, nehmen wir an: ein Krug. Dieser Krug wird in der Kindheit gefüllt, mit Zuneigung, Wohlwollen, Liebe. Guten Dingen. Später, wenn dieser Mensch dann erwachsen ist, kann er seiner Umwelt (/seinem Nachwuchs) nur so viel Zuneigung, Wohlwollen, Liebe, Gutes entgegenbringen, wie sich in ihm, dem Krug, befindet. Wenn der Krug leer ist, kann man nicht(s) mehr ausschütten.

Heute würde ich vehement widersprechen, da man diesen Krug auch selbst wieder auffüllen kann. Wenn man es denn will, bzw. sich mit den Umständen des Füllstands beschäftigt. Für die meisten Menschen aber zu viel Arbeit.

Gruß
KB
swetlana (51)
(19.07.16)
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 keinB meinte dazu am 22.07.16:
Dankeschön. :)
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