Theas siebzigster Geburtstag

Erzählung zum Thema Allzu Menschliches

von  tueichler

Die südliche Weinstraße in der wunderschönen Pfalz ist eine liebliche Gegend mit fast schon mediterranem Flair und deshalb bestens geeignet, sommerliche Familienfeste in stimmungsvoller Atmosphäre zu feiern. Fachwerkhäuser, Sandsteinmauern, gepflasterte Höfe mit Kastanien beschattet, viel Geschichte, Oleander, Blauregen an Fassaden, Wein und Genuss bei Essen und Trinken lassen erahnen, wie die Stimmung einer familiären Feierlichkeit von einer gewissen Leichtigkeit getragen wird.

Eigentlich. Thea hatte vor, ihren Siebzigsten in genau jener Stimmung zu feiern. Es kam jedoch anders. Zunächst trafen wir etwas vor der avisierten Zeit ein und standen bei gefühlten 27 Grad im Hof unter einem Sonnenschirm mit einem Begrüßungs-Secco und genossen den warmen Sommertag. Juri, der kleine Neffe verlustierte sich im Hof mit Nachbars haarigem Hund, dem als ‚Internal Security Manager‘ betitelten schmusebedürftigen Tier, dessen Vorder- und Rückseite nur dadurch zu unterscheiden war, dass eine Seit bellte und die andere stank.

Nach und nach trafen weitere Gäste ein, eine allgemeine Vorstellung der Anwesenden mit einer kurzen Charakterisierung in witzigen Worten fand im Schatten der Scheune am Rande des Hofes statt, der sich mittlerweile schon ordentlich erwärmt hatte. Zur allgemeinen Erleichterung schlug Albert, Theas Mann vor, doch in das kühlere Gastzimmer zu wechseln und dort die Toasts auszubringen, als Imogen, Theas Schwester doch noch eintraf.

Imogen, etwas jünger als Thea reiste aus dem Schwarzwald an und war schon sehr früh aufgebrochen. Gegen sechs Uhr am Morgen, so berichtete sie, hatte sie schon eine so herzige Begägnung, ein junger Mann hatte ihren Koffer in den Zug gestellt, där war so lieb! Und dann tat sie sich mit ihm bis Mannheim auch so gut unterhalte, där war richtig interessiert.

Uns schwante leicht, was passiert war. Imogen ist seit langer Zeit ausgebildete Diakonin, Laienpredigerin und Spezialpädagogin, was sie auch nicht zu verheimlichen versucht. Sicher hatte der junge Mann seinen Fehler schnell bemerkt und musste nun auf den Schlaf bis Mannheim zugunsten der diakonisch-pädagogischen Vorstellung durch Imogen verzichten.

Nun, als alle im kühlen Gastraum versammelt waren und Albert seinen Toast auf Thea und Thea wiederum den Dank an Albert ausgebracht hatte, sollte zum Glas gegriffen werden, jedoch. Imogen unterbrach kurzerhand das Prozedere und insistierte, dass es doch Zeit wäre, jetzt erst einmal ein Geburtstagsständchen zu singen. Also hub die versammelte Gemeinde von Akademikern an, „Weil heute Dein Geburtstag ist, ….“ zu singen. Weiter ginge es mit „Schön dass Du geboren bist, …“, das alles nochmal im Kanon. Ein wenig konsterniert endete der in den Stimmen immer einsamer werdende Kanon mit Imogens letztem Ton, während andere sich betreten räusperten.

Nun wurde das Glas erhoben und der ernste Teil der Feierlichkeit begann, das Essen wurde aufgetragen. Gegen 15 Uhr war dann auch das Dessert verzehrt und der Programmpunkt Stadtrundgang begann. Dazu versammelte sich die Geburtstagsgemeinde im Hof des Ortes der Feierlichkeit, dem Battermann-Hof. Kaum hatten alle sich um den Stadtführer versammelt, bis auf Juri, der wieder auf den haarigen Spielgefährten getroffen war und keinen Bock auf Spaziergänge hatte, ließ Elisabeth, Theas Schwägerin, lautstark eine beachtliche Kaskade fahren, ohne dass jemand davon Notiz nahm. Wie ich später erfuhr, war das Problem bekannt, Elisabeths Verdauung war schon seit langem nicht mehr die beste.

Der Stadtrundgang war sehr witzig und unterhaltsam, besonders Imogen war ganz angetan. Där erklärt das ja ganz herzig und des isch ja so schön, dass Ihr auch mal dabei seid und des isch ja alles so lieb. Wie schön das hier blüht, als ob der Herrgott hier wohne würd. Naja.

Zurück im Battermann-Hof wurde zu Kaffee und Kuchen geblasen und pünktlich versammelte sich alles an der Kaffeetafel. Eben hub das geschäftige Graben in schwäbischem Apfelkuchen und Erdbeertörtchen an, da meldete sich Imogen, sie müsste jetzt aber doch noch was sagen und hätte da mal was vorbereitet. Zunächst wurde ein Liedblatt verteilt, dann wurde Juri gefragt, ob er denn auch ein Geburtstagslied kennt. Klar, ‚Happy Birthday‘ auf Spanisch. Absingen mit allen. Dann auf Deutsch, auf Englisch, auf Französisch und dann war es endlich gut. Juri übrigens krähte irgendwas Lautstarkes, während der Rest der Gesellschaft wieder berdröppelt und gänzlich unakademisch Kindergeburtstagslieder schmetterte, naja murmelte.

So, meinte Imogen dann, jetzt zeig ich Euch noch was Schönes, da war ich nämlich in einer Jugendfreizeit mit der sechsten Klasse und da haben wir von einem Freund das Lied mitbekommen und das ist schön zu singen und ich spiel euch das jetzt mal vor.

Kurzer Furz von Elisabeth, dann Blockflöte von Imogen. Leider fehlte der letzte Ton, da das untere Stück der Flöte verkehrt herum gesteckt war und das Tonloch unten statt oben war. Macht nichts, dann eben nochmal und Imogen hob von neuem an zu spielen. Danach erklärte Imogen uns, wie das Lied denn ginge. Also erscht einmal wird die Melodie gesunge, Ihr habt des ja schon gehört. Und dann, in der drittletzten Zeile, da rappen wir. Einfachamal aufstähe und dreimal, äh, nein, zweimal klatsche und dann zweimal, äh, dreimal mit däm Kaffäälöffel an der Tasse klopfe. Des wiederholet mir dann nochmal und singe das ganze Lied dann noch einmal von vorn.

Durch mehrfache Toilettenbesuche versuchte ich dem Schlimmsten aus dem Weg zu gehen und wurde schon gefragt, ob es mir den nicht gut ginge. Dochdoch, mir geht’s gut, alles OK. Unglücklicherweise kam mich immer dann zurück, wenn wieder der Drehrumbum zum siebzigsten Geburtstag auf Hochtouren kam. Endlich war es halb sechs Uhr abends und wir verabschiedeten und herzlichst von der Geburtstagsgesellschaft und der Jubilarin und nahmen die Beine in die Hand, um zum Auto und damit nach Hause zu kommen. Heute Morgen fragt ein Kollege dann noch, ob provokant oder nicht sei dahin gestellt, ob ich denn gestern, als ich für die Familienfeier Urlaub genommen habe, auch eine schönen Tag hatte. Damit ist dann auch der heutige Tag schon kurz nach Beginn wieder völlig im Eimer. Ein Jammer….

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (27.07.16)
Grundsätzlich finde ich einen echten lokalen Bezug gut, aber der Text verscherzt sich durch zunehmende Schlampigkeit jede Sympathie. Der Satz "Thea hatte ihren Siebzigsten vor, in genau jener Stimmung zu feiern" ist z.B. einfach nur verunglückt und wäre mit nur ein klein wenig Mühe zu reparieren gewesen, aber "Unglücklicherweise kam mich immer dann zurück" ist schlichtweg unverständlich. Die vielen Zeichensetzungsfehler habe ich jetzt mal nicht aufgezählt....

 tueichler meinte dazu am 27.07.16:
Danke für Deinen Kommentar :)
linda (83) antwortete darauf am 28.06.18:
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 Dieter_Rotmund schrieb daraufhin am 28.06.18:
Ja, und ich habe schon zwei oder drei Mal vom Weinbergslauf in Grünstadt berichtet, das ist unmittelbar südlich davon, ebenfalls an der Deutschen Weinstraße. Aber was hat das mit Deinem Text zu tun, Linda? Und warum sollte sich Tuechler krank melden?
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