Ad acta

Sonett zum Thema Abgrenzung

von  Irma

Ich hab dich längst zu meinen Akten
gelegt, die Kammern leergefegt,
mich umgestellt. Und nun bewegt
mich nichts mehr als die nackten Fakten.

Das Saldo zählt auf meinen Konten.
Wo nichts mehr kommt, wird nichts mehr sein.
Wir glichen uns, und doch, wir konnten
wohl in der Summe nur zum Schein

eins sein: Wir sind zu verschieden.
Differenzen locken zwar,
und wir hätten - um ein Haar -

ein Stück vom Glück für uns gefunden.
Dann kehrte ich, was uns verbunden
hat, fort und habe dich gemieden.

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Kommentare zu diesem Text


 monalisa (10.08.16)
Warum glaube ich deinem Lyr. ich nicht so ganz? Kann es sein, dass da das Herzchen dem kühl rechnenden Verstand gewaltig hinterherhinkt? Wenn doch alles zu den Akten gelegt, abgeschlossen und leergefegt, nur noch nackte Fakten zählen und ein vernichtendes Resüme gezogen wurde, warum, frage ich mich gerade, war es so wichtig, das lyr. Du zu meiden?

Stilistisch fallen die Binnen/Schlagreime ganz schön ins Gewicht, sollen wohl überzeugend wirken, wenn es so Schlag auf Schlag geht, ’gelegt, gefegt und bewegt’ wird; sich die ’Konten’ auf ’wir konnten nicht’ reimen und die Summe ein ’Schein-eins-sein’ ausweist. ’Um ein Haar’ taucht im ’Stück vom Glück’ doch etwas verklärte Romantik auf, ehe das Fegen der ersten Strophe im Fortkehren dessen, was verbunden - hat (durch den Zeilensprung genau an dieser Stelle ein recht wackelige Verbindung, will mir scheinen) wieder aufgenommen und zu einem Ende gebracht wird.

Liebe Grüße
mona

 Irma meinte dazu am 07.09.16:
Liebe Mona, ich möchte mich - spät, aber dennoch von ganzem Herzen - für diesen wundervollen Kommentar bedanken! Ja, manchmal muss man die Fenster bewusst verschließen, damit in die leeren Herzkammern nicht doch wieder ein kleines Fünkchen Hoffnungslicht fällt. Ganz liebe Grüße an dich, Irma
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