Steine auf deinem Weg. Innerer Monolog

Gedankengedicht zum Thema Schmerz

von  EkkehartMittelberg

Immer wieder liegen Steine auf deinem Weg,
sie schneiden in deine Füße und du verfluchst sie.
Du versuchst ihnen auszuweichen
und wählst andere Strecken.

Aber egal, für welchen Pfad du dich entscheidest,
ein jeder ist steinig,
auch wenn er dich anfangs
mit nachgiebigem Boden lockt.

Du begreifst, dass du die Steine
nicht umgehen kannst
und entschließt dich, sie ins Auge zu fassen,
um zu wissen, was dich verletzt.

Du erkennst allmählich,
wie unterschiedlich die Steine sind.

Manche sind undurchdringlich stumpf,
weisen dich ab, erscheinen absurd.
Andere haben eine Maserung,
die nach geduldigem Hinschauen zu sprechen beginnt.

Langsam lernst du, ihre Botschaft zu dechiffrieren.
Du fängst an zu verstehen,
dass sie nicht beliebig ist, dich betrifft,
und du entscheidest dich, sie zu akzeptieren.

Du setzt deinen Weg fort,
deine Schritte werden geduldiger, tastender,
deine Füße schmerzen noch immer,
aber der akzeptierte Schmerz erscheint nicht mehr sinnlos.

Es gibt jetzt sogar schmerzfreie Phasen,
in denen du Kräfte sammelst,
die Stiche bleibender Absurdität zu ertragen,
und offener zu werden
für nur scheinbar sinnlose Botschaften.

© Ekkehart Mittelberg, August 2016

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(16.08.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.08.16:
Merci. Das freut mich, Uwe. Schon bald wird jemand das Gegenteil behaupten.
LG
Ekki

 TrekanBelluvitsh (16.08.16)
Letztlich müssen wir damit leben, dass wir mehr Niederlagen erleiden, als Siege erringen. Die Schmerzen bleiben. Die Steine bleiben. Ich bin mir nicht sicher, ob es besser wird. Aber man gewöhnt sich daran ...

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 16.08.16:
Wer neigt nicht dazu, die schmerzhaften Botschaften der Steine vorschnell in den Dualismus von Sieg und Niederlage einzuordnen. Ich spreche mich keineswegs frei davon. Doch wenn man versucht, sie zu verstehen, kann es sein, dass sich vermeintliche Niederlagen später als Gewinn erweisen.
Richtig ist dennoch, dass wir mehr Niederlagen erleiden als Siege erringen. Danke für den Denkanstoß.

 TrekanBelluvitsh schrieb daraufhin am 16.08.16:
Ich gebe zu, dass ich "Niederlagen" - dein Einwurf dazu (samt Gedicht) ist sehr richtig - nur schwer verarbeiten kann. Und das bemerkt man dann eben auch in meinen Kommentaren.

 Didi.Costaire (16.08.16)
So lernt der Mensch dazu.
Zum Glück aber hat er auch Schuhe erfunden. Die geben noch mehr Sicherheit.
Liebe Grüße, Dirk

 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 16.08.16:
Danke, Didi. Du hast ein Ironiezeichen gesetzt. Deshalb vermute ich, dass du zu überwindendes Sicherheitsdenken für das Thema hältst. Das träfe es.
Liebe Grüße
Ekki

 Fuchsiberlin (16.08.16)
Auf dem eigenen Weg des Lebens sammelt Mensch mit der Zeit sehr viele lehrreiche Erfahrungen. Nur die Angst, diese kann einem mehr Steine auf dem Weg sehen lassen, als tatsächlch dort liegen.
Lg
Fuchsi

 EkkehartMittelberg ergänzte dazu am 16.08.16:
Ja, Fuchsi, Angst ist ein schlechter Ratgeber, Vertrauen in die eigene Kraft hilfreich. Merci.
LG
Ekki
Graeculus (69)
(16.08.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.08.16:
Vielleicht wusstest du nicht, dass die beliebteste Stilfigur moderner Lyrik die Chiffre ist. Deshalb möchte ich bei "dechiffrieren" bleiben. Dennoch danke für die Anregung.
Graeculus (69) meinte dazu am 16.08.16:
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Absinth (62)
(16.08.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.08.16:
Ich freue mich, in dir jemanden gefunden zu haben, der auch Erfahrungen mit der Lithografie gemacht hat.
Mit dir würde ich sehr gern ein Glas Wein trinken. Mal sehen, vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit.
Es stimmt, man hat hier die Wahl von Reduktionslyrik oder Prosa zu sprechen.
BG
Ekki

 princess (16.08.16)
Lieber Ekki,

da muss man schon aufpassen. So ein Stein trügt mitunter. Das kann er gut.

Liebe Grüße
Ira

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.08.16:
Jai, Ira, ich denke, er trügt besonders, wenn man sich verweigert, ihn zu lesen. Merci.
Liebe Grüße
Ekki

 JohndeGraph (16.08.16)
Ich kenne die Botschaft deines Textes aus einer anderen Quelle. Die Geschichte ist anders und es wert, sie immer wieder neu zu erzählen. Du hast das hier ja auch auf deine eigene Art getan. Das gefällt mir daran. Diese andere Quelle benutzt den Regen als Metapher. Es geht dabei um die Wahl die man hat im Leben. Die Botschaft ist fast die selbe.
Wenn es regnet, springst du von Unterschlupf zu Unterschlupf und versucht den einzelnen Tropfen auszuweichen, oder stellst du dich dem Regen und gehst erhobenen, wenn auch nassen Hauptes mitten hindurch.
Sie gefiel mir schon immer. Deine Version finde ich auch sehr gut.

Grüße J.d.G.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 16.08.16:
Es freut mich, dass dir auch diese Version gefällt, John. Vielleicht sind Steine die bessere Version, wenn es umk Standhalten gegenüber Schmerzen geht. Merci.
Gruß
Ekki

 Augustus (16.08.16)
Man beginnt seinen Wanderweg als Steinklumpen, an allen Kanten scharf. Man begibt sich in das Leben, das stets die Wellen schlägt. Gegen Ende sollten die Ecken rund, der Stein glatt sein.

Ave
Augustus

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.08.16:
Merci, Augustus, man sollte sich nicht gegen die Wellen wehren. Aber etwas Ungeschliffenes sollte auch am Ende noch bleiben, denn mit den glatten Steinen setzt sich keiner auseinander.
Salve
Ekki
Agneta (62)
(16.08.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.08.16:
Gracie Monika, wir müssen sie forträumen, sollten ihre Maserung aber vorher genau betrachten.
LG
Ekki

 souldeep (17.08.16)
Lieber Ekki,
Steine liebe ich sehr!!! Und ich sammle sie. Ich bewundere und bemale sie zuweilen gar.
Deine hier sind ja auch Symbole für andere Schmerz- und Stolper-Ursachen...und ich finde die Bilder sehr treffend.
So können Steine eben -trotz ihrem oft angedichteten Totsein- reden...wir müssen nur horchen in Stille. So ist es mit jedem Schmerz, nicht wahr?!
Danke für diesen interessanten Blickwinkel!
Herzgruss
Kirsten

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 17.08.16:
Kirsten, dein Kommentar trifft mein Empfinden ganz und gar. Ich habe mich innig gefreut.
Herzgruß zurück
Ekki

 TassoTuwas (20.08.16)
Und trotzdem haben Steine etwas Faszinierendes.
Sie sind Millionen Jahre alt und werden noch sein wenn es kein Leben mehr gibt.
Herzliche Grüße
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 20.08.16:
Vielen Dank, Tasso. So sehe ich es auch.
Herzliche Grüße
Ekki

 monalisa (21.08.16)
Lieber Ekki, da steckt so viel an Lebenserfahrung und Weisheit drin, dass es mir schwer fällt, mich nicht in meinen Gedanken zu verlieren. Aber vielleicht ist ja das die ganz große Stärke, dieses Textes, dass er, wie kaum ein zweiter, zum Weiterdenken anregt.
Immer wieder liegen Steine auf deinem Weg,
sie schneiden in deine Füße und du verfluchst sie.
Du versuchst ihnen auszuweichen
und wählst andere Strecken.
Ich denke, dass man vielleicht manchen Stein schon umgehen kann, wenn aber einander ähnelnde Steine immer wieder auf unserem Weg auftauchen, so scheint es klug und letzten Endes notwendig
sie ins Auge zu fassen,
um zu wissen, was dich verletzt.
wie du schreibst und weiter
... haben eine Maserung,
die nach geduldigem Hinschauen zu sprechen beginnt ...
... dich betrifft,
und du entscheidest dich, sie zu akzeptieren.

Deine Zeilen haben eine sehr schöne Maserung, es lohnt sich, geduldig hinzuschauen und aus den Erfahrungen zu schöpfen.

Liebe Grüße
mona

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 21.08.16:
Liebe Mona,
gracie especiale für diesen empathischen Kommentar. Er zeigt feines Verständnis für mein Gedicht und deswegen möchte ich ihm nichts hinzufügen.

Liebe Grüße
Ekki
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