Engel, fallend

Sonett zum Thema Atem/ Atemlosigkeit

von  Isaban

Meine Kirche ist dein Leib.
Du kommst mit deinem Julimund
und küsst mir meinen Glauben wund
bis kein Gedanke mehr verbleibt,

bis mir mein Schoß den Takt vorschreibt,
der Weg ins tiefste Tal führt und
dein Flüstermund, dein Flammenmund!
mich ludernd in die Höhe treibt.

Lass mich in deinen Rücken krallen,
dir Paradies und Schlange sein;
aus Äpfeln braut man Apfelwein.

Kein Dornbusch brennt. Der Oleander
glüht. Wir stürzen in- und auseinander.
Du kannst, ich will noch tiefer fallen.

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Kommentare zu diesem Text


 Vaga (25.08.16)
Inhaltlich spannend (doppelschöndeutig) und ’atemlos’ zu lesen! Doch dann: Der Vers nach dem Oleander, wenn’s blüht und die lyrischen Wirs in- und auseinander stürzen, lässt mich mein Lesefluss plötzlich hoppeln. Evtl. be- bzw. vertone ich (die Worte) nicht richtig?

 Isaban meinte dazu am 25.08.16:
Nö, du liest und betonst schon richtig, liebe Vaga. Da stürzen sie dann auch stilistisch ein bissl.

Herzlichen Dank für deine Rückmeldung und liebe Grüße

Sabine

PS: Wäre ein "glühender Oleander" noch ein wenig passender/bildlicher?
(Antwort korrigiert am 25.08.2016)

 Vaga antwortete darauf am 25.08.16:
Oh - das gefällt mir. Und gleich lese ich’s noch einmal und stürze (stilistisch) mit . Das Glühen passt optimal(er)!!
Janna (66)
(25.08.16)
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 Lluviagata schrieb daraufhin am 25.08.16:
:D

 Isaban äußerte darauf am 25.08.16:
Danke schön!

Herzliche Grüße

Sabine

 AZU20 ergänzte dazu am 25.08.16:
Stimmt. LG

 monalisa (25.08.16)
Was für ein Taumel, Sabine!
Bildlich und rhythmisch überzeugt es total, zieht (in meinem Fall ) die LeserIn von der ersten bis zur letzten Silbe mit, macht durch die Viersilber gehörig Tempo. Wenn man genau hinsieht, sind da noch einge ’special effects’ eingebaut, die es nicht nur so herabrauschen lassen. Ich mag besonders, wie der ’Schoß den Takt vorschreibt (das man ja eigentlich auf der 1. Silbe betonen würde, wenn er einem den Takt nicht so zwingend vorschreiben würde :), und bei ’ins tiefste Tal führt und’ das Führen tatsächlich (unbetont) im Tal landet aber nicht endet, weil das starke, als Reim doppelt betonte ’und’ gleich wieder herauszwingt aus diesem Tal - und weiter gehts im freien Fall! So möchte man sich auch gern fallen lassen. Hach!
Auch, dass im ersten Vers der Auftakt fehlt (wie auch beim ’Oleander’ vor glüht) und am Ende beim Leib das ’t’ fällt erst im zweiten Durchgang auf - finde ich reizvoll als Hinweis, dass da zwei dazugehören - ein Tandem(sünden)fall, angedeutet durch die Äpfel und den noch viel verführerischer, zumindest aber berauschenderen Apfelwein.

Sehr gelungen, hat meinen Geschmack in jeder Nuance getroffen.
Liebe Grüße
mona

 toltec-head (27.08.16)
Da fehlt bloß noch die Niederkunft.

 Isaban meinte dazu am 27.08.16:
Ach?

 tigujo (30.08.16)
Immer, wenn mir was gefällt, fällt mir was ein, was noch gefälliger wär für Leute wie mich, und so dornbüschle ich ein wenig - sorry im voraus:

Der Dornbusch brennt, wir Oleander
erblühen, stürzen auseinander.
Du kannst, ich will noch tiefer fallen.

Und ich, ich hör jetzt auf zu lallen
Toll, Sabine!

lg tigujo

 moonlighting (02.09.16)
Deinen Engel finde ich gut.

LG
moon
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