Hauptkommissar Schöninger klärt auf.

Groteske zum Thema Recht und Gesetz

von  TassoTuwas

Ein schrilles Geräusch riss Hauptkommissar Schöninger aus tiefer Meditation, instinktiv aber zielsicher griff er mit der Rechten zum Telefon.
Nachdem er mehrmals vergeblich "Hallo" gerufen hatte, bemerkte er, dass er den Hörer verkehrt herum hielt. Kurz entschlossen drehte er den Apparat, murmelte dabei etwas Unverständliches, um danach mehrfach "Aha" zu sagen. Dann fuhr seine Linke mit energisch abgespreiztem Zeigefinger in die Höhe.
Kriminalassistent Knebel sprang auf, es war das Zeichen, den Wagen zu holen.

Ich hab sie schon drei Mal vorbeifahren sehen", sagte Frau Dr. Schallmann-Butenschön.
"Ich hasse Tatorte ohne Parkplatz..." grummelte der Kommissar und nach einem Blick zum Boden, "...was ist mit der?"
"Mausetot".
"Warum?"
"Stich ins Herz...", Frau Dr. Schallmann-Butenschön deutete auf den roten Fleck auf der Bluse, "...da, ...erstochen mit einem Buttermesser!"
"Ach...", der Kommissar zog die Augenbrauen hoch und wandte sich an seinen Assistenten, "...was sagen Sie dazu, Knebel?"
"Hatten wir noch nie Chef".
Schöninger nickte, "Und fällt Ihnen was auf?"
Kriminalassistent Knebel ließ seinen Blick mehrfach zwischen der Einstichstelle und dem Kommissar hin und her wandern.
"Die Bluse ist auch hin!"
"Und sonst noch?"
Verdammt, schoss es Knebel durch den Kopf, der Alte ist schon voll im Jagdmodus.
"Ja, ...äh...".
"Ich gebe Ihnen einen Tipp Knebel...", .sagte die Frau Doktor, "...Buttermesser!"
Knebel strahlte, "Das muss wehgetan haben!"
Schöninger nickte.
"Es wird noch besser...", sagte die Frau Doktor und strich sich eine Strähne ihres platinernem Blondhaares aus der Stirnm ...sehen sie sich mal den Wundrand an!"
Die beiden Kriminaler beugten sich über das Opfer.
"Was sahen wir da, Knebel?"
Der Kommissar richtete sich wieder auf, während sein Assistent gebückt verharrte und auf die blutverkrustete Bluse starrte.
"Sehen Sie die braunen Flecke rund um die Einstichstelle?"
In der Stimme der Frau Doktor schwang die Art Erregung, die eine bedeutsame Entdeckung vermuten ließ.
Knebel nickte heftig.
Der Kommissar sah ihn tadelnd an,"Hat ein bisschen lange gedauert, mein Lieber?
"Die sind aber auch sehr klein!", maulte der.
Frau Doktor spreizte den Mittelfinger und stippte einen der braunen Punkte auf und  hielt ihn Schöninger unter die Nase.
"Probieren Sie mal!"
Schöninger starrte auf die blutige Fingerkuppe mit dem braunen Fleck obenauf und verdrehte die Augen.
"Knebel...", schnarrte er, "...probieren!"
Knebel stotterte, "Chef, ich bin Veganer...", weiter kam er nicht.
"Nach Feierabend von mir aus...", polterte Schöninger, "...jetzt sind sie im Dienst".
"Landleberwurst...", Frau Schallmann-Butenschön schob sich dazwischen, "...leicht geräucherte Landleberwurst haben wir da".
Knebel atmete auf.
Der Kommissar zog die Stirn kraus, "Keine Kalbsleberwurst?"
Sie schüttelte den Kopf.
"Oder vielleicht Geflügelleb...?"
"Ich bitte sie!"
"Könnte ja auch grobe unge...", der Kommissar blieb hartnäckig.
"Heinzi, mir sind einhundertsechsundvierzig Leberwurstsorten bekannt, wollen wir die jetzt hier...?"
"Ist ja gut, Eveline!", sie stutzten.
Beide warfen einen schnellen Blick auf Knebel, der aber hatte nichts bemerkt, hatte die Zwischenzeit genutzt, um sich von seinem Schrecken zu erholen und dabei war ihm etwas eingefallen. 
"Chef, Chef, ...ich weiß was, ...feine, leicht geräucherte Landleberwurst hat der Didl sein Montag im Angebot!"
"Schön, schön...", sagte Schöninger und, "...erinnern Sie mich später daran". Danach versank er in Gedanken, dann sagte er unvermittelt, "Was für ein Tag ist heute?"
"Mittwoch," antwortete Knebel eilfertig.
"Interessant ...", murmelte der Kommissar und dann lauter, "...Knebel streichen sie mal die Position sieben von der Liste und notieren sie".
Knebel fingerte ein Papier und einen Stift aus der Brusttasche.
"Dann streiche ich sieben, ...also die Knoblauch-Salami und schreibe dafür?"
"Was wohl?
"Iss schon klar, Chef!"
"Die haben auch einen sehr schönen Schinkenspeck im Angebot", sagte die Schallmann-Butenschön", und begann ihre Utensilien zusammen zu packen.
"Wann ist der Tod eingetreten?"
Frau Doktor warf einen ausgiebigen Blick auf ihre "Chopard La Strada", "Körpertemperatur vor achtzehn Minuten 31,4, Außentemperatur am Fundort 17,2, das heißt, die Tat ist vor drei Stunden und einundvierzig Minuten verübt worden, plus minus sieben Minuten, wir hatten etwas Nordwind".
"Knebel...", schnarrte der Kommissar, "...wie spät ist es jetzt?"
"Viertel nach zwölf".
"Wann war also die Tatzeit?
Knebel zählte an den Fingern ab, "Zur besten Frühstückszeit, Chef".
Schöninger nickte.
Von der Absperrung kam Stimmengewirr. Knebel deutete mit dem Kopf nach hinten.
"Die Presse!"
Frau Doktor Schallmann-Butenschön ordnete mit raschen Griffen ihre Frisur, Kriminalassistent Knebel straffte sich, Hauptkommissar Schöninger setzte die Sonnenbrille auf.
"Passt alles...", sagte er, "...zur besten Frühstückszeit, ...der Kreis schließt sich...", und nach einer kurzen Pause, "Knebel wir verschwinden hier!" 
 
Ein wohliges Gefühl von Stolz und Bewunderung durchflutete Knebel. In solchen Momenten wurde ihn bewusst, warum sein Chef zu Recht im ganzen Präsidium nur "Der Greifer" hieß.

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Kommentare zu diesem Text

unfrankiert (52)
(03.11.16)
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 TassoTuwas meinte dazu am 03.11.16:
Wie wäre folgender Frühstücksvorschlag:
Ein knackiges Brötchen (Frau Doktor Schallmann-Butenschönn kennt zweihundertfünf verschiedene Arten) eine Hälfte mit Leberwurst, die andere mit Vier-Frucht-Marmelade und dazu eine Bloody Mary.
Gern empfohlen )))
LG TT
MeiOmma (60)
(03.11.16)
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 TassoTuwas antwortete darauf am 03.11.16:
Du Omma - ich Utgroßvatter

Vielen Dank liebe Anne,
ich würde sie ja auch gern reihenweise probieren, aber davon werden ich auch nicht schlanker!

Herzliche Grüße
TT

 Lluviagata (03.11.16)
Man sollte mit dem Buttermesser kein Brot schneiden. :D

Liebe Grüße
Llu ♥

 TassoTuwas schrieb daraufhin am 03.11.16:
In der Halb- und Unterwelt ist alles erlaubt!

Liebe Grüße
TT
heilerfeld (33)
(03.11.16)
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 TassoTuwas äußerte darauf am 03.11.16:
Du wirst verstehen, dass ich aus dem Stand keine 180° Wende machen kann.
Bin aber zu folgendem Deal bereit, du kommentierst mich weiter, natürlich lobend und empfiehlst mich und ich werde dich dafür zukünftig nicht mehr bei Carlotta madig machen
Halte ich für fair!
TT
Pagina (61)
(03.11.16)
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 TassoTuwas ergänzte dazu am 04.11.16:
Äi boah Pagina, tolles Angebot!
Mit dir an meiner Seite könnten wir gemeinsam so einiges auf bzw. zudecken ))))
Liebe Grüße
TT
Pagina (61) meinte dazu am 04.11.16:
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 TassoTuwas meinte dazu am 04.11.16:
Noch so ein paar widersprüchliche Aussagen und ich lass dich zur Fahndung ausschreiben.
Ätsch!
wa Bash (47)
(03.11.16)
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 TassoTuwas meinte dazu am 04.11.16:
Herzlichen Dank!
Das ist es, die fehlende Zwiebel könnte tatsächlich Auslöser dieser Gewalttat gewesen sein!!!
LG TT

 EkkehartMittelberg (03.11.16)
Gebt es doch zu, ihr stürzt euch auf diesen Text, weil da so viel von Leberwurst die Rede ist und ihr deswegen meint mitreden zu können, obwohl ihr kein Wort über die präzise kriminalistische Logik verliert.
Tasso, wenn du das weiter führst, wirst du ein neues Genre kreieren, den sogenannten Komikrimi.
Herzliche Grüße
Ekki

 TassoTuwas meinte dazu am 04.11.16:
Mein lieber Ekki,
wieder legst du den Finger in die Wunde.
In Abwandlung eines dir bekannten Spruches sage ich nur:
Erst kommt die Leberwurst, dann die präzise Logik.
Herzliche Grüße
TT
Festil (59)
(03.11.16)
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 TassoTuwas meinte dazu am 04.11.16:
Daran erkennt mein kommissarischer Scharfsinn, deine zweite Heimstatt ist ein Feinschmecker-Restaurant.
Liebe Grüße und wohl bekommst.
TT

 TrekanBelluvitsh (04.11.16)
Jeder sucht sich seine Anregungen woanders. Allerdings hat man sicherlich die größte Auswahl - für die Anregungen -, wenn man auf der Müllkippe arbeitet - also nur die Anregungen.

Und wenn einem gar nichts einfällt, kann man Knebel ja losjagen, ein neues Handy zu kaufen, das geht immer.

 TassoTuwas meinte dazu am 05.11.16:
Die Zukunft ist rosig, denn die globalen Müllkippen werden immer größer.
TT
CarlottaB (44)
(02.12.16)
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 TassoTuwas meinte dazu am 03.12.16:
Zu meiner Zeit hießen die noch "Schutzmann"!
LG TT

 harzgebirgler (15.02.21)
die leberwurst stammt nicht vom hecht sondern ganz klar vom schwein -
da hat die pathologin recht, deren geschmackssinn fein.

lg
harzgebirgler

 TassoTuwas meinte dazu am 16.02.21:
Unfassbares schafft dieser Kommissar
er fasst sogar die die sonst unfassbar!

LG TT
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