Sein Irrtum

Erzählung zum Thema Grenzen/ Grenzen überschreiten

von  EkkehartMittelberg

Obwohl er politisch interessiert war, hatte er beschlossen, für längere Zeit keine Nachrichten in den Massenmedien zu schauen und zu lesen. Die permanenten Meldungen von grausamen Kriegen, verheerenden Katastrophen und abstoßenden Verbrechen aller Art belasteten sein sensibles Gemüt zu sehr.
Um seine depressive Stimmung aufzuhellen, beschloss er, zum ersten Mal in seinem Leben an einer Karnevalsveranstaltung teilzunehmen. Er wollte nicht enttäuscht werden und hatte viel Geld für eine Eintrittskarte zu einer Prunksitzung in einem vornehmen Saal in der Großstadt investiert.
Es war ihm klar, dass man dort eine angemessene Kostümierung von ihm erwartete. Er überlegte lange und sorgfältig und entschied sich schließlich für den Klassiker der Karnevalsverkleidung, für das Kostüm eines Clowns mit Maske. Auch dieser Einkauf würde kostspielig sein und da er von Preissenkungen nach Halloween gelesen hatte, kaufte er in einem Warenhaus ein Kostüm, das ein wenig furchterregend aussah, ihn aber davor schützen würde zu oft angesprochen zu werden, dachte er.
Er freute sich auf die Prunksitzung im November, die die Saison eröffnete und beschloss mit seinem Kostüm in ein Parkhaus unweit des Ballsaals zu fahren. Dort wollte er sein Auto stehen lassen und nach der Veranstaltung mit dem Taxi nach Hause fahren.
Er war spät dran, und es waren nur noch Parkplätze im Erdgeschoss frei, das still und verlassen gar nicht dazu geeignet erschien, ihn in heitere Erwartung auf den Frohsinn zu versetzen.
Als er mit seiner Verkleidung seinen Wagen verlassen hatte und durch die bedrückende Stille gelaufen war, entdeckte er hinter einer Kurve eine Gruppe von Jugendlichen, eine Gelegenheit zu erproben, ob er mit seinem Kostüm andere in gelöste Stimmung bringen könnte.
Er überlegte sich gerade einen Scherz und tanzte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf die Jugendlichen zu.
Am späten Abend fanden ihn Besucher der Parkanlage mit einer klaffenden Kopfwunde. Man hatte ihn mit einem Baseballschläger erschlagen.
Von den Tätern fehlte jede Spur.
© Ekkehart Mittelberg, November 2016

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Kommentare zu diesem Text


 TrekanBelluvitsh (10.11.16)
Gern gelesen.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Merci, das freut mich.
AndreasIsensee (32)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 10.11.16:
Du scheinst dich in Herrenreiter- Kreisen aufzuhalten, wo es noch Herrengedecke gibt. Aber von der Erzählung hast du weniger verstanden als Winklers Halla mit ihrem schönen großen Kopf.
AndreasIsensee (32) schrieb daraufhin am 10.11.16:
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 EkkehartMittelberg äußerte darauf am 10.11.16:
Ich sag ja, frag mal Halla und nimm Klosterfraus Melissengeist gegen Überreizung.
AndreasIsensee (32) ergänzte dazu am 10.11.16:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
"W i r sind vom Thema überreizt." (Plural Liliputanis)
Ich schreibe keine Aphorismen für Langweiler, bei denen nie etwas läuft.
(Antwort korrigiert am 10.11.2016)

 niemand meinte dazu am 10.11.16:
Hier scheint mir ein Kommentator ziemlich gereizt zu reagieren.
Vielleicht weil Jugendliche in dieser Erzählung nicht so gut wegkommen. Wie schnell man doch die Neurosen eines
anderen herauskitzeln kann LG Irene

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Vielleicht liegt es auch einfach an der Tatsache, dass ich mit einem Herrengedeck nicht dienen kann, Irene. )

 toltec-head meinte dazu am 10.11.16:
Ekki löffelt seine rote Grütze bestimmt auch aus Suppentellern à la Dönhoff.

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Ich habe sie immer den Verhältnissen entsprechend gelöffelt und sie hat mir geschmeckt.
unfrankiert (52)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Danke.
Stimmungsaufhellung sucht einer wie der Prot., der von Jecken nichts versteht.
Lance (52)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Merci Lance. Die Verweigerung von desillusionierenden Nachrichten ist verständlich. Aber dein Kommentar benennt die Folgen ganz klar.
LG
Ekki

 AZU20 (10.11.16)
Krasse Fehleinschätzung. LG

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Krasse Fehleinschätzungen können tödlich sein, auch im übertragenen Sinne.
Danke, Armin.
LG
Ekki
Sätzer (77)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Auszeiten machen nicht nur die nachdenklicher, die sie nehmen, sondern auch die Medien, auf die sie angewendet werden.
Danke und LG
Ekki

 TassoTuwas (10.11.16)
Du beschreibst eine traurige Tatsache.
Man muss sich täglich über alle schrecklichen Dinge informieren, um nicht in Schwierigkeiten zu geraten oder gar Opfer zu werden.
Ahnungslosigkeit kann schlimm enden.
Mit nachdenklichen Grüßen
TT

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Gracie, Tasso, ich habe zum Beispiel die Nachrichten über den schmutzigen Wahlkampf in den USA und dessen Ausgang mit Widerwillen verfolgt. Hätte ich es nicht getan, würde ich zu denen gehören, die sic darüber wundern, dass die Populisten weltweit an Zulauf gewinnen.
Nachdenkliche Grüße zurück
Ekki
heilerfeld (33)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Es freut mich, dass es dich nicht langweilt. Danke.
Graeculus (69)
(10.11.16)
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Merci, Graeculus, deine Geschichte von dem Mordopfer im Clownskostüm kenne ich nicht bzw. sie ist mir nicht in Erinnerung. Andernfalls hätte ich darauf verwiesen. Jede Großstadt, in der es Faschingsveranstaltungen gibt, könnte die Szenerie meiner Erzählung abgeben. Ich räume aber ein, dass ich bei dem Ballsaal mit den teuren Preisen an das Gürzenich gedacht habe.
Graeculus (69) meinte dazu am 10.11.16:
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Graeculus (69) meinte dazu am 10.11.16:
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 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Die partiellen Übereinstimmungen zwischen Wirklichkeit und Fiktion sind auch für mich verblüffend, besonders, dass auch der wirkliche Fall scheinbar nicht aufgeklärt wurde.

 Dieter_Rotmund (10.11.16)
Gerne gelesen, wäre aber ohne die letzten beiden Sätze viel besser, dann wäre es super, denn es nicht nur alles Nötige gesagt bis zum diesem Punkt, die Fantasie des Lesers wäre auch angeregt...

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Merci, Dieter. Ohne den vorletzten Satz bliebe die Erzählung ohne Pointe. Ob der letzte nötig ist, halte ich für Geschmackssache.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 10.11.16:
"Pointen" sind wirklich Herrengedeck-Niveau, Ekkehart.

Stelle Dir die Geschichte doch mal ganz unbefangen so vor, als wäre sie nach "Er überlegte sich gerade einen Scherz und tanzte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen auf die Jugendlichen zu" zuende....

 EkkehartMittelberg meinte dazu am 10.11.16:
Das habe ich getan, Dieter, und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass die Erzählung mit offenem Schluss das von mir angestrebte Ende nicht unbedingt nahelegt.
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