Flughunde

Glosse zum Thema Literatur

von  toltec-head

Die Idiotie und geistige Beschränktheit von Hobby-Forenautoren regt mich auf, die professionellen Elaborate unserer preisgekrönten Schriftsteller langweilen mich. Kann denn niemand einfach nur hart am eigenen Leben oder dem seiner Leser schreiben? Laudatio von Kulturstaatsministerin Monika Grütters auf den diesjährigen Büchner-Preisträger Marcel Beyer:

"Wir brauchen, davon bin ich überzeugt, die provozierenden Künstler, die verwegenen Denker. Wir brauchen die Utopien, die sie entwerfen, die Phantasie, die sie antreibt. Aber auch die Schärfe ihres Verstandes. Sie verhindern damit, das intellektuelle Trägheit, argumentative Fantasielosigkeit und ja, auch politische Bequemlichkeit die Demokratie einschläfern."

Wer sich das Oeuvre des Mannes anschaut merkt schnell, dass hier niemand hart am eigenen Leben oder dem seiner Leser, sondern hart am System, nach dem in Deutschland Literaturpreise vergeben werden, schreibt. Angenommen jemand hätte im Jahre 1995 vorgehabt, einen deutschen Literaturpreis zu ergattern, wäre es dann etwa opportun gewesen, über einen schwulen Tom Ripley in Stalingrad, der um Bombentrichter herumtänzelt und das ganze Nazi-System überhaupt erst einmal plausibel macht, zu schreiben? Oder antisemitische oder anti-irgendwasanderesmenschliche Tiraden im ungekünstelten Ton eines Céline? Nein? Wie wäre es stattdessen mit 300 Seiten Kunstprosa, in denen Goebbels als gefühlskalter Familienvater dargestellt wird, der auch ab und an mal während der Märchenstunde den Kindern die Welt erklärt?


Hilde fragt: Elsaß, was ist denn damit los?
Naja, sagt Papa. Wie soll man das erklären. Das ist die Gegend hin zu Frankreich. Aber eigentlich ist das ein deutscher Landstrich. Plötzlich gehörte es zu Frankreich, obwohl es doch ganz deutsch ist. Und jetzt gehört es wieder zu unserem Land dazu.

(...)

Papa meint: Das Totalste ist gerade total genug.

Und so weiter, und so weiter, seitenlang. Wenig überraschend? Lieber, wenn man es gern provozierend und verwegen hat, auf die Wohlgesinnten von Little warten? Ja klar, aber so kann nur denken, wer im Jahre 1995 keinen deutschen Literaturpreis zu vergeben hatte. Die Romane eines Beyer entsprechen vollkommen dem am deutschen Filmpreis orientierten Film, der von den respektiven Systemhuren, oder sagen wir von der respektiven Säugetierfamilie, produziert wird - den öffentlichen Trog gleichermaßen immer fest im Blick. Wer, dem es nicht selbst um Anschlussfähigkeit ans System geht, sollte so etwas lesen oder schauen? In seiner Dankesrede spricht Beyer von der grundverunglückten Heiligabendsprache, die Deutschlandretter mit einem Dschihadistenernst zelebrieren, dass ihm das Blut in den Adern gefriere. Die Kultur-Schickeria klatscht und ruft: Pegida! Das ist derart subversiv, gerade auch im Hinblick auf das Weihnachtsfest, dass die Kulturstaatsministerin überlegt, sogleich den Verfassungsschutz einzuschalten.

Ich glaube nicht, dass der Mann als Teil der soeben platzenden BRD-Wohlfühlblase irgendwas von Nazi- oder Dschihadistenernst auch nur im Ansatz begriffen hat. Blut gefriert ihm sicherlich wenn dann nur als Metapher. Und Eier in der Hose hat er auch keine - man vergleiche ihn mal mit Houellebecq, wenn er über Sex schreibt lol.  Ich fände es besser, alle Autoren müssten auf LitForen schreiben. Es gebe mehr, über das man sich aufregen kann und es wäre weniger langweilig. Auch könnte man besser abschätzen, was es bedeutet, wenn etwas handwerklich sooooo viel besser ist.

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