Wir Fliehenden

Gedicht zum Thema Menschlichkeit

von  Georg Maria Wilke

Wir Fliehenden –
aus dem Zorn und Unverständnis
der Zeit, die Hass in unsere Herzen
gesät hat, Ohnmacht vor Kräften
der Welt, die wir nicht verstehen,
die wir zerreden und in Phrasen
auf unsere nationalen Fahnen schreiben
mein Zuhause ist nicht ihr Zuhause
und meine Mutter weint mit den Tränen
einer Liebe, die so alt ist wie die Welt,
mein Vater steht wie ein Cherub,
der kein flammendes Schwert,
kein Schutz,
nur geduckte Leiber,
ein Haufen Leben in den zerbeulten Bussen,
kauernd auf dem Boden, unter Brettern,
unter Decken bis wir keinen Atem mehr haben,
die Lippen so trocken wie der Wüstensand,
dem ich entkommen will,
stundenlang, tagelang, nichts ahnend
wohin der Weg führt,
fremde Sprachen ziehen wie unbekannte Melodien vorbei,
immer auf der Hut, nicht entdeckt zu werden.

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