Das ewige Denken an den Tod

Prosagedicht zum Thema Tod

von  kaltric

Bin ich in einer öffentlichen Menschenmenge, stelle ich mir vor, wie eine Bombe explodiert.
Bin ich nah Raubtieren, stelle ich mir vor, wie es ist zerfleischt zu werden.
Fahre ich mit dem Zug, stelle ich mir vor, wie er entgleist.
Gehe ich über Schienen, stelle ich mir vor, wie mich ein Zug überrollt.
Stehe ich am Gleis, stelle ich mir vor, vor den Zug zu springen.
Stellt sich in der Bahn eine dubiose Gestalt hinter mich, stelle ich mir vor, wie sie mir ein Messer durch den Schädel jagt.
Gehe ich über die Straße, stelle ich mir vor, wie mich ein Auto erfasst.
Fahre ich mit dem Auto, stelle ich mir vor, einen Unfall zu haben.
Fahre ich mit dem Fahrrad eine unübersichtliche enge Stelle herab, stelle ich mir vor, wie ich in etwas hineinkrache.
Bin ich in einem Tunnel, stelle ich mir vor, wie er zusammen stürzt.
Bin ich am See, stelle ich mir vor, wie es wäre zu ertrinken.
Stehe ich an einer Klippe, stelle ich mir vor, wie es wäre hinab zu fallen.
Sehe ich ein hohes Haus, stelle ich mir vor, wie es wäre hinunter zu springen
Fahre ich mit dem Fahrstuhl, stelle ich mir vor, wie er abstürzt.
Gehe ich Treppen hinauf, stelle ich mir vor, wie es wäre sie hinab zu fallen und sich das Genick zu brechen
Bin ich zu Hause, stelle ich mir vor, wie es wäre, mich mit der Armbrust zu erschießen, mit dem Schal zu erwürgen, Pillen zu nehmen, die Adern aufzuschlitzen, den Gasherd explodieren zu lassen, aus dem Fenster zu springen.

Das ewige Denken an den Tod begleitet mich, seitdem ich hier wohne, seitdem ich allein bin, seit dem ich die traurige Einsamkeit der Welt kenne.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (28.11.16)

 LotharAtzert (28.11.16)
Diese reine (Zwangs-)Vorstellungsgebundenheit ist bereits eine Form des Todes, denn sie verhindert ja zu leben.
Bist Du Skorpion? (oder AC oder Haus 8 etc) Das würde es für mich erklären.
Graeculus (69) meinte dazu am 28.11.16:
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 LotharAtzert antwortete darauf am 28.11.16:
Sollte "man", ja. Es bleibt die Skorpion-Thematik und die ist nicht aus Jux und Dollerei gewählt, sondern ... ?
Graeculus (69) schrieb daraufhin am 28.11.16:
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 LotharAtzert äußerte darauf am 28.11.16:
blahblahblah, geht alles am Thema vorbei. Da muß der Nabokov (der übrigens das Manuskript verbrennen wollte - seine Frau hat’s verhindert) wieder herhalten, um abzulenken.
Graeculus (69) ergänzte dazu am 28.11.16:
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 LotharAtzert meinte dazu am 28.11.16:
Ich habe nichts unterstellt, wollte mich nur auf das Thema Tod einlassen, der im Übrigen in jeder Sekunde jeden Einzelnen treffen kann. Ob ich (du,er, sie, es, wir ...) noch zum nächsten Einatmen komme, weiß kein Mensch. Deshalb pflegen wir die Achtsamkeit (8 ist auch Skorpion) und machen es uns bewußt.
Du aber unterstellst mir permanent Unlauterkeit. Laß es sein, es geht hier um den Tod und nicht um Animositäten.
-
Der Schwan steht immer für etwas Verdrängtes, dieser Jugendstilliebling. Auch Dracula hatte den Vogel in seinem Wappen. Bilder lügen nicht.
(Antwort korrigiert am 28.11.2016)

 Owald (29.11.16)
Deinem Protagonisten würde ich aus der Ferne eine Generalisierte Angststörung wie aus dem Lehrbuch diagnostizieren. Ist mir im übrigen auch nicht ganz fremd.
Mich hat damals eine Zeile aus einem Songtext ans Nachdenken gebracht: "If you’re scared to die you’d better not be scared to live".
( EELS).

Nur so.

Grüße
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