Tag der toten Tiere

Text zum Thema Schwäche

von  Oskar

Gelangweilt, mit Schmerzen in den Schläfen betrachte ich zwei Halogenstrahler durchs Fenster. Nachts bestrahlen sie ein großes Werbeplakat, tagsüber hängen sie nutzlos in der Luft. Nun ja, nicht ganz. Sie sind mit Stangen an einer Wand eines Hauses befestigt und diese mit Stacheln, zur Taubenabwehr, bestückt. Ähnliche Dinger findet man manchmal in Einkaufszonen, dort zum Schutz vor Pennern. Eine Zeitlang beleuchteten die Strahler Kondom-Plakate. Neuerdings hängen dort vermehrt Bundeswehrwerbungen. Netter Tausch. Maschinen machen die Arbeit, Männer den Krieg. Und die Frauen? Gebären und schicken nudes an die Front. Kondome braucht man dort nicht, aber Taschentücher. Das sag ich jetzt mal so. Wie Soldaten beim Vergewaltigen von Einheimischen vorgehen, weiß ich nicht. Vielleicht nähen sie ihre Überzieher aus der Haut ihrer toten Feinde. Acht Null Null, antreten zum Nähkreis.

Textilunterricht fand ich in der Schule furchtbar. Immer verhedderten sich die Fäden in den Nähmaschinen und die Jeansstofftaschen sahen nie so aus, wie es die Bravo versprach. Kann mich nicht erinnern, ob ich mir je auf den Mittelteil dieser Zeitung einen runterholte. Wahrscheinlich nicht. In der Umkleide vor dem Sportunterricht musste ich mit Entsetzen feststellen, dass ich der Einzige war, der noch Mickey Mouse las. Sportunterricht, ein Gulag für einen bebrillten zahnbeklammerten Taugenichts. Welch ein Segen, sich mit achtzehn davon befreien zu können. Genau wie vom Militärdienst. Ein wenig Disziplin hätte meinem Körper zwar nicht geschadet, die Saufgelage auf der Stube auch nicht, aber was für ein Soldat wäre aus mir geworden? Bei der Musterung kippte ich die Pisse eines Kameraden in spe in meinen Becher. Auf Kommando kann ich einfach nicht pinkeln.

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