Pilgerwege, Whisky und ein Hauch von Vergänglichkeit. [Oder: Seelisches Vakuum]

Text zum Thema Alles und Nichts...

von  ZornDerFinsternis

"Hast du jemals etwas richtig geliebt?"
Also...so wirklich. Ausnahmslos. Untergeordnet.
Ohne wenn. Ohne aber.

Ich frage mich, ob du den erbarmungslosen Ostwind meinst, den du in mein Herz gehaucht hast.
Das Firmament, das du mit den unzähligen Kippen in meine Haut gebrannt hast.

Selbsthass.
Zielsicherer, als jede Wahrsagerin auf der Kirmis.
Naivität...
Wie Nutten, die sich an Träume klammern. Nur lächerlicher.

"Und?" , ...fragst du. Schaust mich an, als könnte dein Schmerz etwas ändern.
"Hat dein Herz sich je verloren?"

Whisky wühlt Gedanken um Gedanken auf. Dein Lächeln tut den Rest.
Ich seh dich an. Als könntest du dieses leidbeladene, alte Wrack vorm Kentern bewahren.
Als wärst du der Leuchtturm, der meine Schmerzen in eine Art seelisches Vakuum navigiert.
Als wäre da Festland, das zwischen Kotze und Scherben aufblitzt. Wie ein armseliger Vollmond, der kränklich durch deine Rippen sickert. Seine Form verliert.

Und ja...
Ich habe verloren.
Mein Herz. Mein Lachen. Die innere Stimme.
Das Leuchten.
Hoffnung ist nichts für Grobmotoriker. Nichts für mich.
Es braucht eine ruhige Hand, um die Trümmer zusammen zu fügen.
Ein halbes Leben... abzustumpfen.
Tränen in sich zu verwahren, um eine blühende Oase in das Asteroidenfeld zu kratzen.

Welle um Welle.
Schlägt auf mich ein.
Trägt meine kahlen Felsen ab.
Als wolltest du mir etwas sagen, das man nur im Schmerz versteht.
Du blutest Seetang und kleine Krebse. Stimmst eine Ode an. Tabak und Seemannsgräber.
Und ne Buddel voll Rum.

Dein Blick ist zupackend. Schmerzlich.
Wie die Ewigkeit, am Grunde des Meeres.
Das Lächeln ist flüchtig. Als würde der Sturm heute Nacht alles mit sich reißen.
Als würde ich heute endgültig ertrinken müssen.
Während du dort stehst. Am Leuchtturmgeländer.
Gehe ausweglos über Bord.
Ungewollt, oder nicht...

"Ja..."

Dein Herz lässt los.
Versinke...
Welle um Welle, reißt deine Worte aus meinem Schädel.
Langsam...
Füllt Vergessen meine Lungen. Lassen meine Kräfte nach. Halte ich nicht mehr Ausschau, ob am Horizont, schwarz in schwarz, dein Stern aufgeht.

"...ja.."
Du setzt ein letztes Mal an.
Whisky tötet jeden Zweifel. Jede Angst.

Du stürtzt dich vom zerschlagenen Flaschenhals,
mittig ins Vergessen.
Gleichgültigkeit umschließt dich.
Deine Füße schneiden sich an winzigen Muscheln auf.

Pilgerwege müssen so sein...
Die Seele muss bluten.
Das Herz muss leiden.

"Liebe ist töricht.
Alles was du brauchst:
Harpunen und Salz..."

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (11.01.17)
Das ist mir zu salbungsvoll-pathetisch, sorry.

 DerHerrSchädel (14.01.17)
Whiskey ist schon mal nicht schlecht, aber mit Begriffen wie Herz und Tränen wäre ich sehr sehr sehr sehr vorsichtig.

 Augustus (15.01.17)
ich habe dein Gedicht schon vorher gelesen, und hatte vage Gedanken dazu, die ich nicht recht zusammensetzen konnte. Es flimmerten mir diesmal Asinnen, die Götinnen der Wikinger vor, insbesondere dachte ich an Skadi, Snotra und Sjöfn; die am Ufer der ewigen Brandung stehen, mit dem Becher Alkohol in der Hand, während der Wind den Schnee herumwirbelt und das Haar bedeckt - schweift ihr Blick übers Meer nach den kommenden Schiffen, mit der sehnsuchtsvollen Erwartung, dass Odin und Thor am Horizonte erscheinen mögen.

Ave
(Kommentar korrigiert am 15.01.2017)
(Kommentar korrigiert am 15.01.2017)
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