Die erbeutete Bundeslade und unheilbringende Gegenwart Gottes

Essay zum Thema Glaube

von  Bluebird

In ihrem Größenwahn reden sie sich ein: "Wie sollte Gott uns zur Rechenschaft ziehen? Wo er doch gar nicht existiert!« (Psalm 10,4)
In einer gewissen Weise mag man es Menschen nachsehen, wenn sie nicht an die Existenz Gottes glauben. Oft fehlt es in ihnen schlichtweg an einer grundlegenden und eindeutigen Erfahrung der Nähe und Gegenwart Gottes.
  Die Gegenwart Gottes? Wie soll die denn erkennbar sein? Erscheint ER einem persönlich? Spricht Er mit einem? Oder wie ist das gemeint?
  Persönlich bin ich der Ansicht, dass sich die Gegenwart Gottes auf vielfältige Weise zeigen kann. Im folgenden ein kleines biblisches Beispiel

Die unheilbringende Bundeslade

Israel hatte wieder einmal gegen Gott gesündigt und und so traf sie - wie im Gesetz Mose und durch einen Propheten angekündigt - das Gericht Gottes. Sie wurden von den Philistern geschlagen:
Als das Heer geschlagen ins Lager zurückkam, fragten sich die Ältesten des Volkes: »Warum hat der Herr das zugelassen? Warum konnten uns die Philister heute besiegen?« Sie berieten sich und beschlossen: »Wir wollen nach Schilo senden und die Bundeslade ins Lager holen! Dann wird der Herr mitten unter uns sein und uns gegen unsere Feinde helfen.«(1. Samuel 4)
Der Gedanke war im Grunde genommen nicht ganz abwegig, denn die Bundeslade galt als erkennbares Zeichen der Gegenwart Gottes:
Als die Lade des Herrn ins Lager kam, brach unter den Israeliten ein solcher Jubelsturm los, dass davon die Erde dröhnte. Der Lärm drang bis zu den Philistern. »Was ist das für ein lauter Jubel im Lager der Hebräer?«, fragten sie einander. Als sie erfuhren, dass die Lade des Herrn im Lager Israels angekommen war bekamen sie Angst. »Jetzt sind wir verloren!«, sagten sie. »Ihr Gott ist zu ihnen ins Lager gekommen. Das hat es noch nie gegeben Wer kann uns vor solch einem mächtigen Gott schützen? Das ist doch derselbe Gott, der die Ägypter in der Wüste vernichtet hat!«
Jubel auf der einen, Panik auf der anderen Seite! Aber was so ein echter Philister war, der ging eher mit fliegenden Fahnen unter als zu fliehen. Und so stellten sie sich dem Kampf und fügten - oh Wunder - den Israeliten eine weitere schwere Niederlage zu.
Die Philister brachten die Bundeslade, die sie erbeutet hatten, von Eben-Eser nach Aschdod in den Tempel ihres Gottes Dagon und stellten sie neben dessen Standbild auf.
Klare Sache! Ihr Gott Dogan hatte sich - vermeintlich - als der Stärkere erwiesen und erhielt die Bundeslade nun als Dankesgeschenk. So weit, so schlecht! Denn nun nahm die ganze Geschichte eine unerwartete Wendung:
Als die Leute von Aschdod am nächsten Morgen in den Tempel kamen, war das Standbild Dagons umgestürzt und lag mit dem Gesicht zur Erde vor der Lade des Herrn. Sie stellten es wieder an seinen Platz;
    doch auch am folgenden Morgen lag das Bild Dagons vor der Lade des Herrn am Boden. Aber nur der Rumpf war von Dagon übrig geblieben; sein Kopf und die beiden Hände waren abgebrochen und lagen auf der Türschwelle ...

      Auch die Leute von Aschdod und den umliegenden Dörfern bekamen die Macht des Herrn zu spüren. Er strafte sie mit schmerzhaften Beulen.
    Da sagten sie: »Die Lade des Gottes Israels muss fort! Seine Hand lastet zu schwer auf uns und auch unseren Gott Dagon trifft sie hart.«
Ich sage es mal auf neudeutsch: Die Philister erkannten einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Bundeslade und den unheilvollen Geschehnissen ... und wollten die Bundeslade so schnell wie möglich wieder los werden:
»Bringt sie nach Gat«, rieten ihnen die versammelten Fürsten; und so wurde die Lade dorthin gebracht.
    Aber als sie dort war, ließ der Herr auch die Leute von Gat seine Macht spüren. Er plagte sie alle, Vornehme wie Geringe, mit schmerzhaften Beulen, sodass eine gewaltige Panik entstand.
    Da schickten sie die Lade Gottes weiter nach Ekron. Als sie dort ankam, schrien die Leute auf: »Jetzt haben sie die Lade des Gottes Israels zu uns gebracht! Sie wollen uns noch alle umbringen!«
    Sie riefen die Philisterfürsten zusammen und forderten: »Schafft die Lade des Gottes Israels fort! Schickt sie wieder hin, wo sie hergekommen ist, sonst wird sie uns und unsere Familien noch umbringen.« In der Stadt herrschte Todesangst, denn alle ihre Bewohner hatten unter der strafenden Macht Gottes schwer zu leiden.
    Auch wer mit dem Leben davonkam, war mit Beulen bedeckt und die Menschen schrien zum Himmel um Hilfe
.

Nach sieben chaotischen Monaten wurde die Bundeslade zusammen mit Geschenken den Israeliten zurückgeschickt. Und es kehrte wieder Ruhe ein im Lande der Philister.
  Ob sie nach diesen Erfahrungen wohl etwas mit dem Begriff Gegenwart Gottes  anzufangen wussten?

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Frühere bzw. ältere Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(06.03.17)
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 loslosch meinte dazu am 06.03.17:
o gott, der herrgott ist dort schon angekommen. mike pence wollte mal kath. priester werden und glaubt noch heute an die schöpfungsgeschichte, und putin versteht sich mit den metropoliten glänzend. (hinter den gottgläubigen winken wählerstimmen.)
Graeculus (69) antwortete darauf am 06.03.17:
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 Bluebird schrieb daraufhin am 06.03.17:
Wird Zeit, daß Er mal seine Spuren im Trump-Tower und im Kreml hinterläßt.

Die Lenkung der Weltgeschichte ist ein spannendes Thema ...da wird ja gerne von "Vorsehung" gesprochen ... schaun mer mal!

 Dieter Wal (06.03.17)
Die tendenziell düsteren Erzählungen des Buchs Samuel mag ich auch. Schade, dass sie zu einer Art biblizistischer Zeltmission Bluebirds missbraucht werden. Ohne frömmelnde Zwischenkommentare und ausschnittsweise Zitate sind sie stark.
(Kommentar korrigiert am 06.03.2017)

 Augustus (06.03.17)
Angenommen: der Mensch hat keinen Willen.
Das Universum hat Naturgesetze. Der Mensch trägt in sich innere Naturgesetze und ist gefesselt an die äußeren Naturgesetze.

Angenommen: ein Mensch aus milliarden Pixeln in einer virtuellen Realität mit millionen Programmiercodes durchtränkt versündigt sich durch seine Handlung, die ein in ihm liegender Steuerungscode ausgelöst hat, an einer Sache. Wer ist der wahre Sündiger? das Programm, der programmierte Pixelmensch oder der Programmierer?
Der Punkt ist aber ein ganz anderer: wenn die Programme anahnd missglückter Software mist bauen, wie können Programme untereinander sündigen? Ist die Schuld nicht viel mehr beim Programmierer zu suchen?
Warum wir ein Programm sind ist leicht zu erklären; weil wir viele Disparitäten und Paradoxien nicht auflösen können; diese Freiheit ist nur dem Programmierer vorbehalten, nicht seinen Programmen selbst.

Ave

Augustus

 loslosch äußerte darauf am 06.03.17:
gott, der oberprogrammierer. aha!

 autoralexanderschwarz (06.03.17)
„In ihrem Größenwahn reden sie sich ein […] Gott […] existiert“ (Psalm 10,4)

 autoralexanderschwarz ergänzte dazu am 06.03.17:
"[Das Leben] strafte sie mit schmerzhaften Beulen."
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