. Der Keltertreter von Perlach .

Hymne zum Thema Erwachen

von  kirchheimrunner

Der Mond war unglaublich oben.

Wie ein rasender Neptun reitet er die Wellen der rauschenden Wolken.
Weiße Gischt löscht die Lampe,
die er Nachts am Bug seines Kahns vor sich herträgt.

Stunde um Stunde; -
volle Netze mit Nebeln
hält er in den fahrenden Wind.

Bläst er ins Horn,
donnern die Himmel,
                      kreischen die Krähen am Friedhof
schrecklich laut auf.
Fliehen nach Westen;
anderen Toten als uns entgegen.

Du aber!
Ruhst nicht mehr an meiner Brust.
In der Nacht,
      die du von einer weiten Ferne her flüsterst,
höre ich finster nur den morgigen Tag.

Dahinter bricht nur das Grollen rollender Steine,
die du vor meine Nähe legst
den stummen Mund deines Schweigens.

Drüben aber;
hinter den Mauern
Perlacher Glockengeläut.
Kehlig heller Sonntagmorgen.
Mit einem weiten, lauten Mund,
bricht Stein, Granit und steigt hinab
in schwarzes, erdentiefes Grab.

Drei Tage in der Zeit
Klingt herauf
der Hufschlag eines Reiters
…vor dem Tor
erlöschende Sterne
schwarz und ausgebrannt,
wehen wie Fahnen auf Zinnen und Türme.
fallen dann wie Muschelsand in die
rote, blutige Kelter des Ostermorgens

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (10.04.17)
Ich kenne einen Perlachturm (keine Ahnung ob es noch andere gibt) in einer sehr schönen Stadt. Die ist aber eine Tagesreise von nächsten Meer entfernt, was dein Gedicht nur geheimnisvoller Macht!
LG TT

 kirchheimrunner meinte dazu am 11.04.17:
Servus TassuTuwas: Es gibt viele Perlachtürme in Deutschland; - ich wohne im Stadtteil Perlach in München am Rande eines Neubauviertels. Das alte Dorf Perlach mit seinem wunderschönen Dorfplatz

https://www.google.de/search?q=pfanzeltplatz&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwi49Zfa1ZvTAhWIORQKHcv8A9IQ_AUICCgD&biw=1280&bih=571&dpr=1#spf=1

wird grauenvoll umstellt: Mir kamen die Worte als ich über die Baukräne hinweg, durch Stahlgerüste hindurch, den alte Perlacher Michaelskirche sah. Als die Glocken zum Vespergebet läuteten flogen die Krähen vom "neuen großen Friedhof" gegenüber auf.

 Owald (10.04.17)
Stark!
Mein Liebling: "donnern die Himmel [...] anderen Toten als uns entgegen".

Edit: Sehe gerade: Es sind die Krähen, die "uns" da entgegenfliehen. Ich werds noch ein paarmal lesen müssen.
(Kommentar korrigiert am 10.04.2017)
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